1346 - Entscheidung im Raumfort 3201
was sie im Zuge der Aktivierung des Chronofossils Verth gewonnen hatten: Emotionalität, Feingefühl, Achtung für den Nächsten. Sie wurden wieder zu jenen ausschließlich auf Zweckmäßigkeit und Eigennutz ausgerichteten Geschöpfen, die sie in der Vergangenheit gewesen waren. Aber es hatte Ausnahmen gegeben. Da waren Blues, die auf die Geschenke überhaupt nicht reagierten: Gülüzgy zum Beispiel, der Wissenschaftler, oder Trüliit, den sie den Vater der Adoption nannten. Und es gab wieder andere, die von den Geschenken in ganz und gar unvorhergesehener Art und Weise beeinflußt wurden. Sie begannen, an den Permanenten Konflikt zu glauben, aber anstatt Haß gegen den Sotho zu entwickeln, wie es ursprünglich geplant war, wurden sie zu Kodextreuen und schlossen sich dem Troß des Sothos an.
So einer war Sichigo. Kein Wunder, daß ihn die Verwirrung in den Klauen hatte. Die übrigen 130 Mann der JAD-JUDAI-Besatzung hatten in einer Halle unweit des Hangars gewartet. Zhargom war ursprünglich allein zur Berichterstattung bei Windaji Kutisha kommandiert worden. Er hatte sich erbeten, daß er King Vence mitbringen dürfe, weil dieser Kontakt mit Panish Veelam Porjee gehabt hatte und der eigentliche Initiator des Unternehmens war. Die Bitte war genehmigt worden, wodurch King Vence die Position eines Adjutanten des soeben zum Dashidim Ernannten eingenommen hatte.
Zhargom verkündete mit knappen Worten den Ausgang des Gesprächs. Die' 130 shantbekleideten Kriegerschüler standen stumm. Zhargoms kurze Ansprache bedurfte keiner Reaktion. Daraufhin wies Sichigo den Schülern ihre Quartiere an. Sie lagen etwa zweihundert Meter von dem Hangar entfernt, in dem die JADJUDAI vor Anker gegangen war. Ein breiter, hell beleuchteter Korridor trennte die Mannschaftsquartiere von allgemeinen Nutzräumen. Jenseits des Ganges lagen Labors, Lagerhallen, Werkstätten und ähnliche Räumlichkeiten, wie King Vence von dem Blue erfuhr. Die Besatzung des Raumforts war in letzter Zeit geschrumpft. Gegenwärtig befanden sich hier nur noch zweitausend Gardisten, Techniker und sonstige Mitglieder des Trosses. Sichigo beantwortete alle Fragen mit großer Bereitwilligkeit. In seiner Verwirrung schien er froh, wenn jemand mit ihm sprach.
Das Quartier, das King Vence bezog, war von spartanischer Einfachheit. Es gab einen drei mal fünf Meter großen Raum, in dem sich eine Liege, ein Tisch, zwei Stühle und ein Interkomanschluß befanden, und einen etwa halb so großen, der Hygienezwecken diente. King sah sich um und stellte fest, daß seine Unterkunft mit Mikrospionen ausgestattet war, die im Augenblick jedoch keine Tätigkeit ausübten. Die Spionmechanismen waren von einfacher Art. Mit Hilfe der Ausstattung, die er an sich trug, fertigte King einen winzigen Monitor, den er sich hinters rechte Ohr klebte. Sobald die Spione tätig wurden, würde der Monitor kurze Spannungsstöße von sich geben, die auf der Haut kitzelten.
Per Interkom versuchte King Vence, Zhargom zu erreichen. Aber der neugebackene Dashidim meldete sich nicht. Vermutlich war er unterwegs zu der Dashid-Kammer, in der er eine gehörige Dosis ESTARTU-Atem zu sich nehmen sollte. Es war King klar, daß Windaji Kutisha die Beförderung nicht ausgesprochen hätte, weil er Zhargom für seine Verdienste belohnen wollte. Es war ihm vielmehr darum gegangen, Zhargom unter den Einfluß von Kodexgas zu setzen. Er hätte einfach den entsprechenden Befehl geben können. Aber er wollte kein Mißtrauen zeigen und wählte deshalb einen eleganteren Weg - einen, der Zhargom dazu noch in Sicherheit wiegte. Falls Zhargom unlautere Absichten hatte, würde er sie unter dem Einfluß des Kodexgases entweder aufgeben oder ausplaudern.
Eine unmittelbare Gefanr bestand deswegen nicht. Zhargom war so voller Anti-KM-Serum gepumpt, daß er es schadlos überstanden hätte, wenn er von ESTARTU einen ganzen Tag lang angeblasen worden wäre. Es kam immer auf die Begleiteffekte an. Windaji Kutisha würde Zhargom ohne Zweifel scharf beobachten. Konnte Zhargom, wenn er den Dashid-Raum verließ, den völlig im Bann des Kodexgases Stehenden spielen?
King Vence nahm sein Gepäck in Empfang, das von einem Roboter geliefert wurde. Es bestand aus zwei Behältern, deren flexible Hüllen durch Streben versteift werden konnten. Auf diese Weise ließen sie sich in kleine Schränke verwandeln. Das war eine praktische Einrichtung, besonders wenn man ein Quartier wie dieses zugewiesen bekam, dessen Mobiliar keinerlei
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