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1346 - Entscheidung im Raumfort 3201

Titel: 1346 - Entscheidung im Raumfort 3201 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ablagemöglichkeit bot.
    Der Monitor hatte sich bis jetzt noch nicht gemeldet. King inspizierte sein Gepäck. Er war sicher, daß es nach allen Regeln der Kunst durchleuchtet worden war. Aber es befand sich nichts darin, was Argwohn hätte erregen können. Vorsichtig entnahm King einem der beiden Behälter mehrere dünne Stäbe, von denen jeder eine Länge von 20 cm hatte. Die Stäbe barg er in den beiden Oberschenkeltaschen seiner Kombination. Danach förderte er noch zwei runde Dinge zutage, die offenbar recht schwer waren und wie eiserne Bieruntersetzer aussahen. Als letztes kramte er aus dem Durcheinander im Innern des Behälters drei kleine, würfelförmige Gebilde, die er zusammenfügte, so daß sie einen Quader von 30 cm Länge und 10 cm Höhe bildeten. Auch der Quader verschwand mitsamt den Untersetzern in einer der unergründlichen Taschen seiner Montur.
    Er verschloß den Dufflebag und richtete sich auf. In diesem Augenblick spürte er zum erstenmal das Kitzeln auf der Haut unter dem Ohr. Die Spione waren in Tätigkeit. King Vence ging langsam quer durch den Raum, den Blick hierhin und dahin wendend wie einer, der sich in einer neuen Umgebung gründlich umsehen muß. Er öffnete die Tür zum Hygieneraum, schloß sie wieder und ging zum Eingang. Er öffnete auch dort die Tür und blickte angelegentlich auf den breiten, hell beleuchteten Korridor hinaus. Er kam zurück, blieb eine Zeitlang nachdenklich vor dem Interkomanschluß stehen und legte schließlich die Fingerkuppe auf die Leuchttaste, die die Aufschrift „Information" trug. Im nächsten Augenblick hatte er jedoch offenbar schon wieder eine andere Idee. Während die ersten Zeilen des Informationsmenüs auf der fest eingebauten Bildfläche erschienen, betätigte er die Löschtaste. Er ging zu dem Tisch, der in der Ecke zwischen Vorder- und Seitenwand stand, und ließ sich auf einem der Stühle nieder.
    Er spielte die Rolle des unentschlossenen Gelangweilten derart perfekt, daß der unsichtbare Beobachter bald genug hatte. Das Kitzeln unter dem Ohr hörte auf. Die Spione waren desaktiviert. King Vence merkte sich die Uhrzeit. Im Lauf der Zeit würde er ermitteln, ob die Beobachtung in regelmäßigen Abständen oder wahllos erfolgte.
    Er ließ noch ein paar Minuten verstreichen; dann machte er sich auf den Weg. Niemand konnte es ihm verübeln, daß er sich die Langeweile zu vertreiben suchte, indem er sich die Umgebung seines Quartiers ansah.
    Weder Windaji Kutisha noch Sichigo hatten davon gesprochen, daß die Kriegerschüler sich ausschließlich in ihren Unterkünften aufzuhalten hätten. In der Art eines müßigen Spaziergängers schlenderte er den Korridor entlang, öffnete hier eine Tür, inspizierte dort einen Raum, spähte einen Antigravschacht hinauf und hinab und vermittelte den Eindruck eines Marmes, der sich eingehend mit seiner Umwelt vertraut machen wollte.
    Der Umfang des Risikos, das er einging, ließ sich nur schwer abschätzen. In der Jägerbrigade herrschte strenge Disziplin. Nichts blieb dem einzelnen überlassen, alles wurde von oben herab verordnet.
    Strenge Disziplin erfordert nahtlose Kontrolle. Die Überwachungsorgane des Raumforts hatten die Möglichkeit, von einer zentralen Stelle aus in jeden Raum, jeden Schacht, jeden Gang einzublicken. Die Frage war, wieviel Gebrauch sie von dieser Möglichkeit machten. War die Überwachung des Feresh Tovaar lückenlos, oder beschränkte sie sich auf Stichproben? Im Innern des Raumforts gab es Zehntausende von Türen und Schotten. Jede Tür, jedes Schott besaß einen Warnmechanismus, der irgendwo ein Signal auslöste, wenn die Tür bzw. das Schott geöffnet oder geschlossen wurde. Die Auswertung der Signale mußte einem Computer obliegen; kein organisches Wesen, keine Gruppe von organischen Wesen hätte eine derartige Datenfülle sinnvoll verarbeiten können.
    King Vence wußte nicht, woran er war. Hätte er die Waffe gezogen und Löcher in die Wand zu brennen begonnen, wäre er vermutlich sofort unschädlich gemacht worden. Der Computer, der die Überwachung besorgte, hatte eine gewisse Reizschwelle.
    Beobachtungen, die unterhalb der Schwelle lagen, deponierte er kommentarlos in einer Datenbank, wo sie nach Belieben eingesehen werden konnten. Auf Vorkommnisse, die oberhalb der Reizschwelle lagen, reagierte er sofort mit den erforderlichen Schutz- und Abwehrmaßnahmen. So stellte King Vence sich das vor und faßte den Entschluß, bei allem, was er tat, stets unterhalb der Schwelle zu

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