1347 - Der Schwarze Tod, Assunga und ich
machen. Dass wir nicht eben Freunde waren, stand fest. Trotzdem glaubte ich nicht daran, dass sie mich in ihre Welt geholt hatte, um mich zu töten. Das wäre vielleicht vor einem Jahr der Fall gewesen, doch jetzt hatten sich die Verhältnisse verändert. Es gab mich noch als Feind, aber mehr als einen indirekten. Alles, was hier ablief und mir noch unverständlich war, konnte in einem Zusammenhang mit der Rückkehr des Schwarzen Tods stehen.
»Und jetzt stellst du dir die Frage, was das alles zu bedeuten hat, nicht wahr, John?«
»Sicher.«
Assunga nickte. »Das ist menschlich. Besonders für dich, Sinclair. Und ich will dich auch nicht lange im Unklaren lassen. Es habe sich einfach zu viele Dinge verändert, sodass ich mich gezwungen sah, zu reagieren. Ich musste einfach etwas tun und deshalb die alten Feindseligkeiten zunächst begraben.«
»Es geht dir um die neuen Machtverhältnisse!«
»Ja.«
»Also um den Schwarzen Tod.«
»Genau.«
Ich musste lachen und schüttelte den Kopf. »Was willst du, Assunga? Du kennst ihn. Du weißt selbst genau, wie mächtig er ist. Du hast keine Chance gegen ihn. Er wird die alte Vampirwelt ausbauen und sie zu einer Falle für seine Feinde machen. Er wird möglicherweise wieder auf seine fliegenden Skelette zurückgreifen, die seine Welt schützen sollen und zugleich versuchen, seine Feinde zu vernichten. Das alles kann dir nicht gefallen, denn irgendwann bist auch du an der Reihe. Du hast zusammen mit Dracula II die Vampirwelt aufgebaut, und wenn du dir jetzt deinen ehemaligen Freund anschaust, ist er nur ein Schatten seiner selbst. Er ist schwach geworden. Man hat ihn fertig gemacht und ihm seine Grenzen gezeigt. Justine Cavallo war schlauer, aber mit ihr hättest du dich auch nicht eingelassen, und so bist du wieder auf deinen alten Freund Mallmann gekommen, der sich jetzt in deiner Obhut befindet. Nicht schlecht gedacht.«
Assunga nickte mir zu. »Es ist bisher alles richtig, was du gesagt hast, John. Nur hast du den Joker in diesem Spiel nicht erwähnt.«
»Und wer ist das?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte.
»Du bist es!«
»Klar. Wer sonst.«
Sie deutete mit ihrem linken Zeigefinger auf mich. »Hast du dich nie gefragt, warum ich dich hierher geholt habe?«
»Natürlich habe ich das.«
»Und deine Erklärung?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Auch wenn es dich enttäuscht, ich habe noch keine gefunden.« Dann wies ich auf die hängenden Blutsauger. »Oder hast du mich gerufen, dass ich sie der Reihe nach vernichte?«
Etwas herrisch winkte sie ab. »Hör auf damit, Sinclair! Oder hältst du mich für so schwach, dass ich sie nicht aus dem Weg schaffen kann?«
»Deshalb wunderte ich mich ja.«
»Ich habe sie nur geholt, um dieser Cavallo zu beweisen, dass sie nicht allmächtig ist. Du weißt genau, dass wir uns hassen. Zwischen uns gibt es nicht die Verbindung wie zwischen Dracula II und mir. Sie soll verunsichert werden, und ich werde zu einem gegebenen Zeitpunkt zuschlagen, darauf kannst du dich verlassen.«
»Aber nicht jetzt, denke ich mir.«
»Genau.«
»Dann möchte ich gern deinen Plan hören.«
Sie schaute mich aus ihren grünlichen Augen für eine Weile an und nickte sehr langsam. »Das du eine zentrale Rolle spielst, sollte dir schon klar sein, und das wird auch so bleiben. Du bist der zentrale Punkt. Du wirst so etwas wie ein Anführer sein, wenn ich dich mit meinen vier Freundinnen ziehen lasse.«
»Danke«, sagte ich voller Spott, »dass du mich gehen lassen willst. Mich überrascht deine Großzügigkeit wirklich.«
»Ich warte aber.«
»Ich habe dir schon vorhin erklärt, dass ich mit den neuen Konstellationen nicht einverstanden bin. Ich will die alten Zustände wieder zurückhaben.«
»Wie schön. Was bedeutet das für mich?«
»Diese vier Hexen werden an deiner Seite sein, wenn ich euch zusammen in die Vampirwelt schaffe, um den Schwarzen Tod zu vernichten…«
***
Nein, nein, das war kein Witz, den ich da gehört hatte. Eine Person wie Assunga machte keine Scherze. Und dass es ihr möglich war, die Vampirwelt zu erreichen, traute ich ihr ebenfalls zu. Es lag allein daran, dass sie den Mantel trug.
»Du hast alles gehört?«
»Ich bin nicht taub.«
»Sehr gut. Dir bleibt nur diese eine Möglichkeit. Wir könnten dich hier töten, Sinclair. Wir hätten damit vielen einen Gefallen getan, aber darauf verzichte ich, weil sich die Dinge einfach zu stark verändert haben. Außerdem bist du nicht allein.« Sie deutete
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