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1348 - Asche zu Asche

1348 - Asche zu Asche

Titel: 1348 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie kommen Sie darauf?«
    Ich wusste, dass meine Antwort ihn schocken würde, aber ich gab sie ihm trotzdem. »Sie ist zu dem zurückgekehrt, was sie einmal war. Asche zu Asche.«
    Dr. Haskell lachte unnatürlich laut. »Soll das heißen, dass sie aus Asche gewesen ist?«
    »Das denke ich mal.«
    Der Arzt war völlig fassungslos. »Dann hätte sie schon tot sein müssen oder so.«
    »Ja, sie war tot!«
    Diesmal sagte Dr. Haskell nichts. Aber er sah aus, als wollte er mich anspringen. Er konnte es nicht fassen. Seine Augen standen ebenso offen wie der Mund. Aus seiner Kehle lösten sich röchelnde Laute, und er schüttelte immer wieder den Kopf.
    Ich hielt mich mit einer weiteren Erklärung zurück. Außerdem gab es keine, die er hätte akzeptieren können. Ich ging zu Suko, der neben dem Stuhl stand.
    Er hatte seine Hand in den auf der Sitzfläche liegenden Aschehaufen geschoben und ein wenig von dem Rest auf seiner Handfläche verteilt. Jetzt ließ er die Asche in die andere Handfläche rieseln und schaute mich dabei von der Seite her an.
    »Wie Sand, John. Es fühlt sich an wie sehr, sehr feiner Sand. Du kannst es selbst probieren.«
    »Danke, ich glaube dir auch so.« Ich hatte wirklich keine Lust, mir die Asche der Toten durch die Finger rieseln zu lassen. Von einer Frau, mit der ich vor kurzem noch gesprochen und die ich als Lebende erlebt hatte.
    Ich stand vor einem Rätsel. Sie hatte sich verhalten wie ein Mensch, aber wir mussten akzeptieren, dass sie zu ihren »Lebzeiten« kein normaler Mensch gewesen war.
    Eine Tote, die trotzdem lebte.
    Ein Zombie?
    Wenn man es genau nahm, musste man schon zustimmen. Aber sie war nicht der Zombie, wie wir ihn kannten. Keine grauenhafte Gestalt, an der noch die Graberde hing, nein, diese Person war auf eine andere Art so geworden und hatte auch ihr äußeres Menschsein nicht verloren.
    Und jetzt war sie zu Asche zerfallen.
    Warum?
    Ich wollte mir jetzt keine Gedanken darüber machen. Außerdem wurden wir durch den Arzt abgelenkt.
    »Was soll denn jetzt geschehen?«, fragte er. »Man muss doch was tun! Ich muss den Vorgang melden, ich…«
    »Sie werden gleich den Raum hier verlassen«, sagte Suko, »sich hinsetzen und einen Kaffee trinken. Einen anderen Ratschlag kann ich Ihnen beim besten Willen nicht geben.«
    »Nein…«, flüsterte er und hob den Kopf an. »Oder?«
    »Bleiben Sie beim oder. Ich möchte nur nicht, dass dieser Raum betreten wird. Wir werden unsere Leute alarmieren, damit sie die Asche aufsammeln. Auch damit haben Sie nichts zu tun. Aber wir würden gern mit der Zeugin sprechen.«
    »Das ist Schwester Hillary.«
    »Wunderbar.« Suko lächelte. »Führen Sie uns bitte zu ihr.«
    Dr. Haskell hatte noch Bedenken. »Sie wird unter Schock stehen, nehme ich an.«
    »Dann können Sie ihr ja ein Mittel geben.«
    »Mal schauen.«
    Ich telefonierte bereits mit unserer Dienststelle. Es würden bald ein paar Kollegen hier erscheinen und die Spuren aufnehmen. Das erklärte ich auch Dr. Haskell, der einfach nur nickte.
    Danach schob Suko ihn auf die Tür des Wintergartens zu. Er ging mit gebeugtem Rücken. Der Mann war ziemlich fertig, und das konnten wir sehr gut verstehen.
    Wir verließen den Wintergarten und hatten Mühe, den Flur zu erreichen, denn dort hielten sich Schwestern und Ärzte auf, die natürlich nach einer Erklärung verlangten.
    Suko und ich wurden angeschaut. Als Erstes hob ich beide Arme.
    »Es ist etwas Ungewöhnliches und auch Schlimmes geschehen. Was immer Sie gehört haben, behalten Sie es bitte für sich. Da erinnere ich Sie an Ihre Schweigepflicht. Sollten Patienten zu Zeugen geworden sein, so geben sie Ihnen den Rat, ebenfalls zu schweigen.«
    »Ist die Frau wirklich zerfallen?«, fragte ein schwarzhaariger Mann.
    »Ja, Frank«, sagte Dr. Haskell.
    Der Fragende schaute unruhig. »Und was ist mit einer Erklärung oder Diagnose. Gibt es die?«
    Man schaute Suko und mich gespannt an. Und alle sahen, dass wir die Köpfe schüttelten.
    »Also nicht?«
    »Es wird eine geben«, sagte ich. »Es gibt für alles irgendwie eine Erklärung. Leider ist es noch zu früh, um sie publik zu machen. Mein Kollege und ich müssen noch recherchieren. Bitte haben Sie dafür Verständnis.«
    Es fiel den Leuten zwar schwer, aber sie stellten keine Fragen mehr. So konnten wir uns die nächste Aufgabe vornehmen.
    Schwester Hillary war Zeugin geworden. Ihre Aussage sahen wir als sehr wichtig an. Es konnte sein, dass wir eine Spur fanden.
    Sie hielt sich in einem Raum

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