1348 - Asche zu Asche
konnten wir das Geschehen aber nicht machen.
Auf dem Flur hörte ich Stimmen. Als ich hinaustrat, sah ich unsere Kollegen.
Suko und ich gingen mit ihnen in den Wintergarten und erklärten ihnen, um was es ging.
»Was? Wir sollen Asche einsammeln?«
»Ja.«
»Ist es eine besondere Asche?«
»Sie stammt von einem Menschen, und ich möchte, dass sie im Labor genau untersucht wird.«
»Ja, das werden wir veranlassen. Sonst noch was?«
»Nein, machen Sie nur Ihren Job. Nach Fingerabdrücken oder Fußspuren brauchen Sie nicht zu suchen. Wir halten nicht in dem Sinne nach einem Mörder Ausschau.«
Damit konnten die Kollegen zufrieden sein. Suko und ich wollten sie nicht stören. Auf dem Flur trafen wir Dr. Haskeil wieder, der mit einigen Mitarbeitern sprach. Er war froh, dass wir kamen und konnte seine Frage jetzt überdeutlich stellen und zugleich an uns richten.
»Können wir davon ausgehen, dass sich ein derartiger Vorfall nicht wiederholen wird?«, fragte er laut und deutlich.
Von mir bekam er eine ebenso klare Antwort. »Ja, das können Sie. Da müssen Sie sich keine Sorgen mehr machen. Und was die Auflösung des Falls angeht, so werden wir uns bemühen, dass dies so schnell wie möglich geschieht.«
Die Mitarbeiter schauten uns an, nickten dann oder zuckten mit den Schultern. Jeder nahm eine derartige Nachricht eben anders auf.
Suko und ich hatten hier nichts mehr zu suchen. Als wir am Wagen standen, wussten wir auch, wohin wir fahren würden. Noch nicht zum Kino, dazu war es zu früh.
Was ich jetzt brauchte, war ein guter Kaffee. Und den bereitete keiner besser als Glenda Perkins…
***
Unsere Assistentin hatte sich sehr bemüht, aber nichts mehr über Cindy Mora herausbekommen, was uns weitergeholfen hätte. Glenda war leicht schockiert, als sie erfuhr, was mit der Frau geschehen war.
»Dann bleibt als einzige Spur nur das Kino«, bemerkte sie.
»Moment«, widersprach ich. »Wir reden hier von einem ehemaligen Kino, denn keiner von uns hat es gesehen.«
»Und es existiert trotzdem.« Glenda schüttelte den Kopf. »Wisst ihr, wer uns jetzt fehlt?«
Beide schauten wir sie etwas verständnislos an.
»Ist ganz einfach. Uns fehlt Lady Sarah. Ich kann mir denken, dass sie mehr über das Kino gewusst hätte.« Sie senkte den Blick.
»Leider können wir sie nicht mehr fragen.«
Das stimmte. Durch ihre Bemerkung war mir der Tod der Horror-Oma wieder ins Gedächtnis gerufen worden. Da hatte die andere Seite einen verfluchten Sieg errungen. Ihre Ermordung war gewissermaßen der Einstand des Schwarzen Tods gewesen.
Lady Sarah war wirklich ein Phänomen gewesen. Unter anderem ging sie für ihr Leben gern ins Kino. Sie kannte sich auf dem Filmgebiet sehr gut aus. Und ihr wäre auch das Little Broadway nicht unbekannt gewesen. Über alte Filme hatte sie mehr als manche Profis gewusst.
»Ich habe dann noch versucht, mehr über das Kino herauszufinden«, sagte Glenda. »Man kann es drehen und wenden, wie man will, das Little Broadway ist abgebrannt. Ob es sich dabei um Brandstiftung gehandelt hat, ließ sich nicht herausfinden.«
»Und doch kann man dort einen Film sehen«, sagte Suko.
»Vampirterror«, meinte Glenda.
Wir nickten.
»Mich würde der Streifen auch interessieren. Ich denke doch, dass ihr ihn euch anschauen wollt. Es ist ja die einzige Möglichkeit, um den Fall aufzuklären. Ihr müsst eben in ein Kino gehen, das nicht vorhanden ist und euch dort einen Film ansehen. Toll, sage ich. Erzählt das mal einem Menschen, der normal denkt und mit gewissen Vorgängen nichts zu tun hat. Der würde euch in eine Anstalt stecken lassen.«
»Stimmt«, sagte Suko.
Ich fügte hinzu: »Das ist ähnlich, als würden wir Vorworte zu Romanen schreiben, die es noch gar nicht gibt. Ich frage mich, in was wir da hineingeraten sind.«
Es herrschte eine kurze Pause, bis Suko einen Kommentar abgab.
»In einen Zeitsprung. In ein Zeitnetz oder wie auch immer. Das könnte schon der Fall gewesen sein. Und es wäre uns nicht zum ersten Mal widerfahren, das kommt auch noch hinzu.«
Ich drehte ihm den Kopf zu.
»Denkst du anders darüber, John?«
»Nein, ganz und gar nicht. Ich glaube sogar, dass du mit deiner Theorie Recht hast.«
»Toll. Und was bringt uns das?«
Ich hob die Schultern. »Man könnte von einem unsichtbaren Dimensionstor sprechen. Wenn du es durchschreitest, befindest du dich in einer anderen Welt.«
»In der Vergangenheit«, meinte Glenda. »Und zwar in der Zeit, in der das Kino noch
Weitere Kostenlose Bücher