1348 - Die ESTARTU-Saga
in der an Schadenfreude grenzenden Gewißheit, daß der unsterbliche, allmächtige, unbesiegbare Ijarkor mit jeder Zelldusche eine Gedächtnislöschung bekommt, gleichzeitig konditioniert wird, so daß er im Sinn des Permanenten Konflikts funktioniert wie ein gut betreuter Roboter ... bis in alle Ewigkeit.
Die Zukunft der Singuva hat erst begonnen
12.
Ich hatte genug erfahren.
Was ESTARTUS Verschwinden betraf, die Entartung des Dritten Weges zum Permanenten Konflikt und die Rolle der Singuva bei der Entwicklung des Kriegerkults, war eigentlich nichts wirklich Neues in den Aufzeichnungen enthalten. Nur die Details waren erschütternd.
Auch was die Gänger des Netzes betraf, hatte ich eigentlich schon alles Wissenswerte von dem Querionen Wybort erfahren, so daß ich die entsprechenden Berichte nur überfiog.
Neu war dagegen, daß die Kartanin und Nakken und Zataras zu jenen Völkern gehörten, denen ESTARTU zu Hilfe gekommen war, sie also nicht in einer der zwölf Galaxien beheimatet waren.
Doch wo lag ihre Heimat?
Darüber wußte die Chronik des Kriegerkults nichts zu berichten. Es gab auch noch mehr ungelöste Geheimnisse der Kartanin - und zwar solche, die diese und deren Begleitvölker betrafen.
Wohin Oogh at Tarkan dagegen mit der NARGA SANT geflogen war, wußte ich sehr wohl. Er und die Seinen hatten in der Lokalen Gruppe Zuflucht gefunden, und zwar in einer Zeit der Kriege und der Wirren - in einem Zeitraum, in dem ich mich, nach dem Rücksturz der CREST III in die Vergangenheit, selbst in der Milchstraße aufgehalten hatte. Dieses Geheimnis faszinierte mich noch, und ich fragte mich, ob sich die Kartanin in die Auseinandersetzung zwischen Halutern und Lemurern eingemischt hatten oder ob sie selbst zu Leidtragenden dieses unseligen Krieges geworden waren ...
Aber das war wiederum ein ganz anderes Kapitel.
Ich wandte mich Ijarkor zu. „Verstehst du jetzt, Perry Rhodan, daß ich mit dieser Schande nicht leben kann?" sagte er. „Ja, wenn ich die Zeit zurückdrehen, wieder zu dem Schichtführer Kor werden könnte, um Lieder zu schreiben, Verse zu dichten, ja, dann ... Aber so ..."
Es bedurfte keiner weiteren Erklärungen, um zu verstehen, was er meinte, ich hatte aus den Unterlagen alles erfahren. „Dir nützt keine Zeitreise, um der alte zu werden - du könntest nie wieder der Dichter Kor werden", sagte ich, ohne meine Worte erst lange überlegen zu müssen, es kam nicht auf die Formulierung, sondern auf die Ehrlichkeit des Vortrags an. „Du kannst auch nicht durch den Freitod Erneuerung erlangen. Was geschehen ist, was man dir, den Pterus, den Völkern dieser Mächtigkeitsballung antat, das ist unwiderruflich geschehen. Du kannst nur der Wirklichkeit durch den Tod entfliehen, damit machst du aber nichts ungeschehen."
„Welche Alternative habe ich?"
„Das Losungswort heißt Zukunft", antwortete ich. „Du mußt leben, Ijarkor, um für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Deine Aufgabe ist es immer noch, für die Werte einzutreten, die ESTARTU hinterlassen hat.
Der Ehrbegriff, nach dem du handeln willst, ist dagegen das Produkt einer Irrlehre. Wenn du diesem Kodex gehorchst, dann dienst du nur den Singuva. Du mußt weiterleben, um dich von der Herrschaft der Animateure zu befreien."
„Und wie lange kann ich das noch?"
„Bestimmt lange genug, um die Anfänge einer neuen Zukunft zu erleben", sagte ich.
Danach herrschte langes Schweigen. Es hätte keinen Zweck gehabt, länger auf Ijarkor einzureden und beschwörend in ihn zu dringen. Er mußte das mit sich selbst ausmachen. „Ich will die Zukunft sehen, Gorim", sagte er schließlich, und ich durfte endlich erleichtert aufatmen.
Jetzt konnten wir mit der Unterstützung eines Ewigen Kriegers in die Entscheidungsphase des Kampfes gegen den Kriegerkult gehen.
ENDE
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