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1349 - Lilians tödlicher Blumenzauber

1349 - Lilians tödlicher Blumenzauber

Titel: 1349 - Lilians tödlicher Blumenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erfahren und auch über die Lilien. Das ist alles.«
    »Ach. Die Wahrheit über eine Tote?«
    »Auch sie.«
    »Ich bin tot.«
    Mein Lächeln sah mokant aus. »Nun ja, so tot kommst du mir gar nicht vor.«
    »Es ist ein Irrtum. Ich bin wie eine Tote. Ich lebe, aber ich fühle mich tot. Und ich muss mir immer wieder beweisen, dass ich noch lebe. Ich will, dass ich nicht mehr allein bin. Ich möchte andere bei mir haben, aber ich habe es nicht geschafft.«
    »Ja«, erklärte ich, »du hast sie getötet. Daisy Corner ist durch dich gestorben, und Carlotta wäre fast ums Leben gekommen, wenn wir sie nicht im buchstäblich letzten Augenblick gerettet hätten.«
    »Ich musste es versuchen. Ich habe sie gefunden, wie auch Daisy. Beide gefielen mir so gut. Für mich sind sie wirklich wunderbar gewesen, etwas anderes kann ich nicht sagen. Ich wollte sie in meine Welt hier holen. Ich hatte mich ihnen gezeigt, und ich habe ihnen die Lilie als Geschenk mitgebracht. Sie ist eine wunderbare Blume. Sie ist so weiß, so rein und so strahlend. Man muss sich einfach in sie verlieben, und genau das habe ich getan.«
    »Aber Daisy ist tot!«, hielt ich ihr entgegen. »Und du hast sie getötet.«
    »Das wollte ich nicht. Ich wollte sie nur für mich haben und meine Einsamkeit vergessen.«
    Allmählich hob sich der Schleier. Allerdings noch nicht ganz.
    »Und wo kommst du selbst her?«, fragte ich. »Bist du ein Mensch aus meiner Welt? Oder gehörst du zu den Aibon?«
    »Mensch?« Sie wiederholte das Wort und lächelte dann verloren.
    Ihr Blick bekam einen verklärten Ausdruck. »Man kann mich als Mensch ansehen, ich sehe doch so aus.«
    »Aber du bist kein Mensch«, widersprach ich. »Menschen sehen zwar aus wie du, aber sie sind trotzdem anders. Ich würde dich als ein Geschöpf bezeichnen. Als eine Bewohnerin des Landes, das auch Fegefeuer genannt wird. Wie lange lebst du schon hier?«
    »Lange…?«
    »Ja, welche Zeit?«
    »Was ist Zeit?«, flüsterte sie mir zu, und ich glaubte, dass sie es ehrlich gemeint hatte. Sie konnte mit diesem Begriff nichts anfangen. So kam mir ein Gedanke.
    Wie war denn Aibon entstanden?
    Vor urlanger Zeit, als der erste Kampf zwischen Gut und Böse ausgetragen wurde, hatte sich diese Welt gebildet, die aus den gestürzten Engeln bestand. Es waren nicht die Großen, die Mächtigen gewesen, die nach dem Sturz hier aufgefangen worden waren. Eher die Mitläufer, die nicht die ewige Verdammnis zu spüren bekamen, sondern so etwas wie ein Fegefeuer. Die Menschen hatten es so genannt, aber in der alten Überlieferung der Druiden war es das geheimnisvolle Märchen- und Legendenland Aibon geworden. Für Menschen unsichtbar, für Menschen auch verschlossen, aber nicht für alle.
    So gehörte ich zu den wenigen, die Aibon kannten. Ich hatte hier schon oft Abenteuer erlebt. Ich hatte hier auch Freunde, wie den Roten Ryan, und ich wusste, dass sich das geheimnisvolle Rad der Zeit in diesem Gebiet befand.
    Die meisten Rätsel waren mir bisher allerdings verschlossen geblieben. Ich konnte immer nur eine kleine Tür aufstoßen, wie ich es auch hier getan hatte.
    Wieder erlebte ich ein neues Aibon-Phänomen, und eine sehr einsame Person, die wohl mal zu den Engelsgeschöpfen gehört hatte, hier gelandet war und nun einen Weg suchte, um ihre Einsamkeit zu vertreiben.
    Doch wer sich einmal den Gesetzen der Welt hier verschrieben hatte, der kam nicht so leicht von ihnen los. Das war bei Lilian besonders drastisch der Fall.
    »Also willst du dir Freunde holen«, fasste ich noch mal zusammen.
    »Ja, ich bin zu einsam. Ich lebe hier inmitten meiner Lieblingsblumen. Ich habe in deine Welt hineinsehen können und war überrascht, dass die Menschen so aussahen wie ich. Und deshalb werde ich sie mir auch holen. Die Toten lasse ich zurück. Es war nur ein Versuch. Ich wollte sie mit der Lilie locken, ich werde es auch weiterhin tun, und irgendwann bin ich so weit, dass ich mir auch lebendige Personen herholen kann. Das ist für mich sehr wichtig.«
    Auf keinen Fall durfte ich mich von dem relativ harmlosen Äußeren täuschen lassen. Diese uralte Person hatte einen festen Willen, und sie besaß durch die Lilien eine Macht, gegen die Menschen nicht ankamen. An mir hatte sie wohl kein Interesse, denn sie hatte nicht davon gesprochen, mich in ihrer Welt zu behalten.
    »Du willst Carlotta also holen?«
    »Ja.«
    »Sie wird dir nicht folgen.«
    Lilian, die sogar einen weltlichen Namen angenommen hatte, fing an zu lachen. »Ob sie mir

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