135 - Der schreckliche Pakt
Minute zu Minute besser. Er mußte sich nur hüten, seine zurückkehrenden Kräfte zu überschätzen.
Plötzlich hörte er eine Stimme.
In einem anderen Zimmer war ebenfalls ein Fenster geöffnet. Es lag zu hoch, als daß er es hätte erklimmen und in das Zimmer schauen können. So mußte er sich damit begnügen, zuzuhören.
Es war die Stimme des Dämons Rene d'Arcy. Er sprach mit jemandem. Aber Dorian hörte die Antworten nicht. Vielleicht war es die magische Variante eines Telefons, mit dem d'Arcy sprach. Gebannt lauschte der Dämonenkiller.
Der schwarze Wesir erstarrte mitten in der Bewegung. Er stieß eine Verwünschung hervor und ließ von Sybill Melville ab.
Der faustgroße Rubin, der an der großen Kette vor seiner Brust hing, machte sich als Übermittler bemerkbar. Jemand sprach den schwarzen Wesir an.
Al Akbar konzentrierte sich darauf. Es mußte wichtig sein, sonst hätte der Rubin sich nicht aktivieren lassen. Nun gut. Das Mädchen konnte warten. Es war zwar ärgerlich, daß der Dämon vorübergehend von ihr ablassen mußte, aber…
Rene d'Arcy!
„Du rufst, weil dir Dorian Hunter entwischt ist?" fragte al Akbar bissig.
„Nur zum Teil", wehrte d'Arcy aus dem fernen Orleans ab. „Es gelang ihm, auf mir unbekannte Weise zu entwischen, aber er ist geschwächt und dem Tode nahe. Vielleicht ist er längst gestorben. Aber ich will Gewißheit; und dazu brauche ich deine Hilfe, schwarzer Wesir."
„Ich habe zu tun, Narr", fauchte al Akbar. Was er zu tun hatte, verbarg er d'Arcy vorsichtshalber. Der französische Dämon brauchte auch nicht alles zu wissen, was ihn nichts anging. Fayaz al Akbar verwünschte sich ohnehin schon dafür, daß er ihn mit in den Plan einbezogen hatte. Dieser d'Arcy schien seinen Ruf nicht wert zu sein. Er war ein Versager. Er hatte diesen Dorian Hunter in seiner Gewalt gehabt, müßte aber unbedingt seinem Spieltrieb frönen, statt den Dämonenkiller sofort zu töten, wie es vernünftig gewesen wäre.
„Immerhin ist es auch dein Plan, Hunter und Zamis zu erledigen", sagte d'Arcy. „Es ist nicht viel, was ich von dir verlange."
„Und was verlangst du? Soll ich hingehen und Hunter für dich einfangen? Bist du dazu nicht selbst in der Lage? Und du gehörst zur mächtigsten und einflußreichsten Sippe Frankreichs… Du bist der Bruder des Sippenoberhauptes. Kaum zu glauben! Wäre ich dein Bruder, hätte ich dich besser erzogen."
„Es ist hier nicht die Zeit für Beleidigungen", wies d'Arcy ihn zurecht. „Immerhin hast du um meine Mitwirkung bei der Ausführung deines Plans gebeten und nicht umgekehrt. Also tu auch etwas dafür."
„Fasse dich kurz, denn ich habe wirklich zu tun!" fauchte der schwarze Wesir.
„Du beherrschst den Spiegel des Vassago. Finde Dorian Hunter und beschreibe mir den Ort, wo er sich tot oder fast tot befindet. Mehr verlange ich nicht."
Fayaz al Akbar überlegte. Es war eine Kleinigkeit, den Spiegel des Vassago zu befragen. Zumindest für ihn, der die Beschwörungsformeln kannte, die dazu nötig waren. D'Arcy kannte sie offenbar nicht, sonst hätte er sich wahrscheinlich selbst bemüht.
Der schwarze Wesir warf einen nachdenklichen Blick auf das Mädchen.
Es würde eine halbe Stunde warten können.
„Ich werde dir den Gefallen tun", sagte al Akbar. „Aber ich werde mich bei Gelegenheit auch daran erinnern, daß du mir nun ebenfalls einen Gefallen schuldest."
„Mach voran, statt Sprüche zu klopfen", fauchte d'Arcy aus der Ferne.
Der schwarze Wesir gab sich einen Ruck. „Gut. Ich melde mich bei dir, sobald ich erfahren habe, was du wissen willst."
Die Verbindung erlosch.
Fayaz al Akbar klatschte in die Hände. Eine der leichtgeschürzten Sklavinnen erschien und verneigte sich vor ihrem Herrn.
„Den Spiegel des Vassago", befahl der Dämon. „Sofort."
Wenig später kam das Mädchen mit der flachen Wasserschüssel zurück. Al Akbar vollzog die Beschwörung. Aus der Wasserfläche wurde der magische Spiegel, der gleich einem Fernsehgerät Bilder von anderen Orten der Welt zu übertragen vermochte. Er wurde benannt nach jenem Dämon, der einst zwischen den Fronten von Gut und Böse stand und der diesen Spiegel, diese Möglichkeit der Fernbeobachtung, als erster entwickelt hatte.
Al Akbar betrachtete das Bild, das sich ihm bot und immer klarer wurde. Er sah Dorian Hunter, der merkwürdig klein war, gerade fußgroß. Noch merkwürdiger aber war der Ort, an dem Hunter sich befand.
Hatte d'Arcy nicht behauptet, er wisse nicht, wo Hunter
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