135 - Der schreckliche Pakt
versprochen hatte. Aber er kann nicht der Entführer sein. Jemand anderer muß sich des Wagens bemächtigt haben." Er berichtete von seiner Fahrt zu dem Parkplatz bei Orleans. „Er muß unmittelbar nach mir gestartet sein und ist vielleicht über eine andere Strecke schneller gefahren, so daß er vor mir hier war. Die Motorhaube war noch heiß."
„Das schließt nicht aus, daß der Entführer doch dieser Mann war. Die Personenbeschreibung stimmt."
„Kommissar…", setzte Armand an, winkte dann aber ab. Es hatte keinen Sinn. Dieser Mann versteifte sich mehr und mehr darauf, in Dorian den Täter zu sehen, und er würde den Gegenbeweis verlangen. Aber wie sollte Armand diesen antreten?
Das Telefon schlug an. Armand sprang auf und meldete sich. „Für Sie, Kommissar", sagte er dann und reichte den Hörer mißmutig weiter.
LeBlanc hörte zu, sagte einige Male „Ja" und „Nein" und legte dann auf. Er sah Armand an.
„Der Wagen, dieser Mercedes, ist beobachtet worden", sagte er. „Er fuhr auf der Autobahn in Richtung Chartres. Wir werden uns auf die Verfolgung konzentrieren. Es ist zwar schon einige Zeit her, aber vielleicht gibt es weitere Beobachtungen."
„Chartres", murmelte Armand betroffen. „Also in westlicher Richtung … zur Bretagne…"
Lamballe!
durchzuckte es ihn. Sollte Lamballe das Ziel sein? Oder - die Brandruine, bei der Gustave Gautier ermordet wurde? Flossen hier wieder einige Fäden zusammen?
Armand war wie elektrisiert.
„Sie meinen, daß der Entführer sich in die Bretagne zurückzieht?" fragte LeBlanc, der von Armands Gedanken nichts ahnte. „Wissen Sie, ob dieser Dorian Hunter dort einen Unterschlupf hat?"
Armand schüttelte den Kopf. „Es ist nicht Hunter. Jemand hat sich wie er maskiert. Davon bin ich fest überzeugt."
„Das wird sich herausstellen. Wir fahnden erst einmal nach einem Mann, der wie Dorian Hunter aussieht und der Dorian Hunter heißt."
Armand gab es auf. Er verschwendete seine Stimme nur. Der Kommissar hatte sich in diesen Irrglauben festgebissen und blieb dabei. Armand wartete, bis LeBlanc und seine Assistenten gegangen waren, nicht ohne die Versicherung, daß er, Armand, getrost hoffen dürfe, denn die Polizei werde ihr Möglichstes tun, seine Frau wieder zurückzuholen.
Dann rief er eine Mietwagenfirma an. Er brauchte sofort einen fahrbaren Untersatz. Sein Entschluß stand fest.
Er würde sich diese Ruine näher ansehen. Vielleicht war Sybill dorthin verschleppt worden.
Sybill hatte sich in einem Keller befunden. Die beiden muskelbepackten Sklaven zerrten sie jetzt nach oben. Sie erkannte, daß sie sich in einer Ruine befand. Es mußte einmal ein großes Haus gewesen sein, ein Bauernhaus oder eine Landvilla oder etwas in dieser Art. Aber das Haus war wohl niedergebrannt. Der Keller war kaum versehrt, aber das Erdgeschoß, in das man sie jetzt zerrte, hatte stark gelitten. Die Fenster waren Mauerlöcher, und stellenweise fehlte die Decke. Hier und da ragten die Reste eines weiteren Stockwerks auf.
Nach wie vor hielten die beiden Männer sie fest. Kühler Nachtwind strich durch die Mauern und sang sein leises Lied. An den Wänden waren blakende und rußende Fackeln befestigt, die die Diele des Hauses in ein eigenartiges Zwielicht tauchten. Zwei Sklavinnen erschienen, stumm wie die beiden Männer. Sie begannen Sybill zu entkleiden, die sich nicht dagegen wehren konnte. Sie schrie und spuckte zwar, aber davon ließen die anderen sich nicht stören. Sie rieben ihren Körper mit einer duftenden Salbe ein.
Sybills Verzweiflung wuchs. Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit, doch noch zu entkommen. Aber die Sklaven hielten sie fest wie mit Stahlklammern. Obgleich sie nackt war, fror sie nicht im Wind zwischen den Ruinenmauern. Die Salbe duftete wohl nicht nur, sondern schützte auch gegen Kälte.
Armand, dachte sie. Armand, warum bist du nicht hier, um mir zu helfen? Gibt es dich überhaupt noch? Oder haben sie dich bereits umgebracht?
Der dunkle Dämon erschien. Gemessenen Schrittes näherte er sich Sybill und blieb vor ihr stehen. „Ja", sagte er langsam und gedehnt, , ja! Du bist schön. Wie würde es dir gefallen, meinen Sohn zu empfangen? Ich bin sicher, daß er ein außerordentliches Geschöpf wird. Eine gelungene Mischung aus Mensch und… Dämon!"
Sie spie ihn an. Aber der Speichel blieb mitten in der Luft hängen, als der Dämon kurz mit den Augen zwinkerte.
„Ja, dein Temperament und meine Macht… schon einmal gelang es, ein solches
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