135 - Die Söldnerin des Todes
wichtigste Tip kam diesmal vom »Weißen Kreis«, und nun stand ich neben Bruce O’Hara, dem weißen Wolf, der als letzter zum »Weißen Kreis« gestoßen war, und wir blickten beide auf Yuums Auge, das sich im Keller in einem schwarzen Raum befand.
Obwohl es sich um ein gemaltes Auge handelte, lebte es, und es zeigte schwarze Aktivitäten. Leider konnte man durch dieses Auge nicht in die Zukunft sehen.
Was man präsentiert bekam, passierte zur gleichen Zeit irgendwo. Irgendein Mitglied des ›Weißen Kreises‹ beobachtete Yuums Auge fast immer, damit sie Bescheid wußten und eingreifen konnten.
Der Hexenhenker Anthony Ballard, Daryl Crenna und Brian ›Speedy‹ Colley waren mit dem ›Weißen Kreis‹-Hubschrauber nach Wales geflogen, weil Yuums Auge sie auf eine Sumpfhexe aufmerksam gemacht hatte, die dort ihr Unwesen trieb.
Und dann war Mr. Silver zu sehen gewesen…
Umschlossen von dickem Eis!
Das hatte den weißen Wolf veranlaßt, sich sofort mit mir in Verbindung zu setzen. Ich war wie der Blitz hiergewesen und hatte gehofft, auf diesem magischen Tele-Schirm noch mehr zu sehen, doch es geisterten nur noch Störbilder über das Auge, deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als mir von Bruce O’Hara noch einmal in allen Einzelheiten erzählen zu lassen, was er gesehen hatte.
Dazu war es aber nicht nötig, daß wir im Keller blieben. Wir verließen den Raum und setzten uns im Wohnzimmer zusammen. Hier hielt sich auch Mason Marchand alias Fystanat auf, ein Mann aus der Welt des Guten.
»Hat dir Yuums Auge noch etwas gezeigt?« fragte Mason.
»Leider nein«, gab ich zurück.
Er stand auf und brachte mir wortlos einen Pernod.
»Danke, sehr aufmerksam«, sagte ich und nahm mein Lieblingsgetränk von ihm entgegen. Nachdem ich daran genippt hatte, forderte ich Bruce auf zu berichten.
Welcher Fall mich zur Zeit beschäftigte, wußten meine Freunde bereits. Ich hatte es ihnen bei meinem Eintreffen erzählt.
»Also da war ein Kühltransporter«, sagte der weiße Wolf. Er schaute an mir vorbei, schien Löcher in die Wand starren zu wollen. »Und Männer… in einem Flugzeughangar, auf einem verlassenen Flugplatz…« Bruce beschrieb die Männer sehr genau, jeden einzelnen. »Als sie die Hecktür öffneten, sah ich Mr. Silver in einem Eisblock.«
Mir gab es einen Stich. »Hattest du den Eindruck, daß er noch lebte?« fragte ich nervös.
Bruce O’Hara richtete seine Augen auf mich. Er wirkte verdammt ernst. Mir war, als würde mich auch Eis umschließen. »Nein, Tony«, sagte der weiße Wolf. Er räusperte sich. »Diesen Eindruck hatte ich leider nicht.«
Ich ballte meine Hechte. »Zero, dieses Aas. Er hat sich Mr. Silver geholt und in diesen Kühltransporter gesteckt. Er will unseren Freund irgendwohin bringen. An einen Ort, wo wir ihn nicht finden. Würde sich Zero mit einem toten Mr. Silver so viel Mühe machen?«
»Du sprichst fortwährend von Zero«, sagte Bruce O’Hara. »Der war aber weit und breit nicht zu sehen.«
»Er ist trotzdem der Drahtzieher. Du kannst dich darauf verlassen«, sagte ich.
»Wie du weißt, vermittelt Yuums Auge nur das Bild, keinen Ton«, sagte der weiße Wolf. »Deshalb kann ich dir nur erzählen, was ich mir zusammenreimte: Es gab mehrere Trucks in diesem Hangar. Ich nehme an, sie sind alle gestohlen, auch der Kühltransporter. Die Verbrecher guckten ziemlich dumm aus der Wäsche, als sie Mr. Silver im Eis erblickten. Plötzlich tauchte ein Mann im Hangar auf, der nicht zu diesen Leuten gehörte. Sie machten sofort Jagd auf ihn, und sie erwischten ihn schließlich. Der Boß der Gangster stellte dem Gefangenen Fragen, und als man ihn härter anpackte, reagierte er auf die Behandlung wie ein Dämon. Geisterschlangen zuckten aus seinen Ohren, den Augen und dem Mund, und jene, die gebissen wurden, brachen augenblicklich zusammen. Die anderen ergriffen die Flucht.«
»Und dieser… Mann?« fragte ich unruhig.
»Der stieg in den Kühltransporter und fuhr fort.«
»Was war das für ein Modell?« wollte ich wissen.
Der weiße Wolf zuckte mit den Schultern.
»Hast du dir das polizeiliche Kennzeichen gemerkt?«
Bruce O’Hara schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es war nicht zu sehen.«
Wir hatten Mr. Silver ganz kurz gefunden - und schon wieder verloren. Würde es möglich sein, ihn noch mal aufzuspüren? Lohnte sich der Aufwand eigentlich noch, wenn der Ex-Dämon vielleicht gar nicht mehr lebte?
Verflucht, ja, der Einsatz lohnte sich auf jeden Fall! Sollte er wirklich
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