135 - Madame La Roshs Marterhaus
weiterer Schwung klebriger
Fäden ihn traf. Lautlos sausten sie durch die Luft, trafen die Wand und wurden
förmlich von ihr aufgenommen, wie ein Schwall Wasser von einem völlig
ausgetrockneten Schwamm.
Larry Brent rollte sich über den Boden, und dabei
arbeiteten seine Hände unablässig daran, das klebrige Gespinst aufzulockern.
Seine Rechte war frei genug, nach einem Stuhlbein zu fassen und das Möbelstück
ruckartig herumzuziehen.
X-RAY-3 stieß es empor, schleuderte es mit aller Kraft
auf das Spinnenweib.
Der Stuhl traf das seltsame, gespenstisch leuchtende
Zwittergeschöpf in Magenhöhe.
Anne Sordan riß die Arme nach unten, spreizte die
Finger neu und schoß Fäden ab.
Da war Larry Brent schon wieder zwei Meter weiter
gerollt, kam in Höhe des Tisches auf die Beine und riß den Tisch empor und die
elastischen, gelockerten Fäden gaben nach.
Er warf sich mitsamt dem Tisch auf das Geschöpf in der
Wand.
Es krachte, Holz splitterte, Verputz bröckelte ab,
eine Stehlampe, die von dem herumwirbelnden Tisch getroffen wurde, kippte gegen
die Wand. Der Schirm, der aus bunten, bleiverglasten Scheiben bestand,
erinnerte in seiner Farbe und Form an eine Tiffany-Lampe.
Es krachte und barst. Der Schirm zersplitterte in
tausend Scherben.
Larry taumelte! Durch den Schwung, den er dem Tisch
mitgegeben hatte, wurde er förmlich mitgerissen und flog gegen die Wand.
Der Tisch knallte mit voller Wucht gegen die Wand.
Die Tapete riß auf, der Verputz platzte und rieselte
zu Boden.
Das unheimliche Spinnenweib aber stand noch immer. Die
Wand, in der sie wie ein riesiges Insekt Unterschlupf gesucht hatte, schützte
sie. Sie war ein Teil des Mauerwerks, wie eine lebendige Einlegearbeit, an die
man nicht herankam.
X-RAY-3 tastete die Wand ab.
Anne Sordan war ganz tief in sie hineingeglitten. Die
nackten Arme der gespenstischen Person waren ebenfalls darin versunken und
ragten nicht mehr ins Innere des Raumes.
Larry Brent schlug gegen die Wand und hatte die
gummiartigen Fäden soweit gedehnt, daß er sich fast völlig frei bewegen konnte.
Es gelang ihm, die Smith & Wesson Laser aus der
Halfter zu ziehen und zu aktivieren.
Er zielte haarscharf. Der gleißende Strahl jagte
direkt auf das Spinnenweib zu.
Das Laserlicht bohrte sich in die Wand.
Aber da war plötzlich nichts mehr!
Das an einen verzweigten Pilz erinnernde
Schimmelgespinst war verblaßt und völlig von der Wand aufgenommen worden.
Larry wich zurück.
Schweiß perlte auf seinem Gesicht.
Er blickte sich irritiert um, als die lauten Schritte
draußen auf der Treppe erschallten, Schritte, die sich schnell und heftig dem
Zimmer näherten, in dem er unfaßbarem Grauen begegnet war.
Anne Sordans Gestalt erschien in ihrer ganzen Größe,
und es schien, als hätte sie Kraft geschöpft, um ihm endgültig den Garaus zu
bereiten.
Gespinst flog ihm wie klebriger Unrat entgegen.
Larry bückte sich und rutscht auf dem schmierigen
Boden aus, auf dem klebriges Gespinst fingerdick verbreitet lag.
Er schlug der Länge nach hin und raffte sich wieder
auf, als eine Gestalt in der Tür erschien.
»Mister Brent!« sagte eine ihm bekannte Stimme
irritiert und erschüttert. »Um Himmels Willen! Was ist denn in Sie gefahren?
Warum demolieren Sie denn die ganze Wohnung?«
Sheriff Kling eilte auf Larry zu und war ihm
behilflich auf die Beine zu kommen, Klings Augen waren weit aufgerissen, und er
starrte Brent an wie einen Geist.
»Was haben Sie denn? «
»Sehen Sie sie denn nicht?« entrann es den Lippen des
PSA-Agenten. , »Wen?«
»Die Frau... die Spinne... die fluoreszierenden
Fäden...«
Der Sheriff schluckte nur. Er wollte oder konnte
nichts mehr sagen.
Larry begegnete dem Blick des Sheriffs, der auf seinen
Anruf hier eingetroffen war.
Die Spannung wich aus Brents Körper. Die Erscheinung -
war verschwunden, der glatte Boden unter seinen Füßen zeigte keine Schlieren
mehr - die Fäden, die ihn eben noch einengten und ihm die Luft abzudrücken
schienen, gab es ebenfalls nicht mehr.
Er mußte drei Sekunden vor dem gaffenden Kling wie ein
begossener Pudel gestanden haben, ehe er begriff, daß er sich benahm wie ein
Wahnsinniger. Und in Klings Augen, dem sich alles ganz anders darbot als ihm,
mußte er den Verstand verloren haben.
Er hatte das Zimmer demoliert, und Kling begriff nicht weshalb.
Larry Brent atmete tief durch und kam zur Ruhe. Er
fühlte sich dazu verpflichtet, den Sheriff über das aufzuklären, was sich hier
zugetragen hatte. Kling hörte
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