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1350 - Im Wald der toten Gesichter

1350 - Im Wald der toten Gesichter

Titel: 1350 - Im Wald der toten Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zivilisationsobjekt.
    »Da halte mal an«, sagte ich.
    »Okay.«
    Suko ahnte, was ich vorhatte. Während er an die Tanksäule heranrollte, schnallte ich mich bereits los. Ich wollte, wenn möglich, etwas mit dem Tankwart plaudern.
    Aus Erfahrung wusste ich, dass diese Leute manchmal sehr gesprächig waren.
    Es war ein noch sehr junger Mann, der hier Dienst tat. Da sah ich meine Felle schwimmen. Der Knabe trug eine schmutzige Jeanshose, die mal blau gewesen war, einen dicken schlabberigen Pullover, verdreckte Turnschuhe und eine Baseballkappe.
    »Sind Sie hier der Chef?«, fragte ich.
    »Nein, das ist mein Alter. Aber der sitzt in der Kneipe. Hat noch Nachdurst von gestern.«
    Durst hatte auch der Tank, der den Sprit schluckte. »Ja, ja«, sagte ich.
    »Sonst noch was?«
    »Ja. Wir suchen jemand.«
    Der Junge grinste. »Bullen?«
    »Unsinn«, log ich. »Es hat sich bereits herumgesprochen, dass hier ein berühmter Künstler wohnt.«
    »Tatsächlich? Müsste ich wissen.«
    »Korbinian.«
    Der junge Tankwart schaute mich an. Seine Augen verengten sich dabei. »Sie meinen den Schnitzer?«
    »Genau den.«
    »Ja, den gibt es hier.«
    »Gut. Und wo können wir ihn finden?«
    »An der anderen Dorfseite. Der lebt da in einem Holzhaus. Ist auch seine Werkstatt.«
    »Kommt ihr denn gut mit ihm zurecht?«
    »Wieso?«
    »Nun ja, er ist schließlich ein Fremder, wie ich das so sehe. Und hier hat man es nicht so mit Fremden. Kann ich mir zumindest vorstellen.«
    Der Tankwart zog den Metallrüssel wieder aus dem Füllstutzen hervor und hängte ihn ein.
    »Sie können jetzt zahlen, Mister.«
    Das tat ich auch. Kein Wort sagte er über Korbinian. Auch nicht, als ich ihm die Frage erneut stellte.
    Ich gab ihm Trinkgeld. »Warum sind sie so verschlossen, was diesen Korbinian anbetrifft?«
    Er schob mir das Geld wieder zurück. »Es reicht, Mister. Fahren Sie weiter.«
    »Danke für die Auskünfte.«
    Er schaute mich fast böse an, drehte sich um und verschwand hinter einer Tür.
    Kopfschüttelnd verließ ich den Bau. Sehr freundlich war er nicht gewesen. Das hatte ich auch nicht erwartet. Dass er sich allerdings so anstellen würde, überraschte mich schon, und es machte mich zugleich auch misstrauisch.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Bill.
    »Nichts.«
    »Wie nichts?«
    Ich schnallte mich wieder an. »Er hat seinen Mund gehalten und wurde sogar abweisend, als ich nach Korbinian fragte.«
    »Das lässt tief blicken«, meinte Suko und startete den BMW.
    »Sehr tief sogar.«
    »Was bedeutet das denn deiner Meinung nach?«
    Er warf mir einen kurzen Blick zu. »Dass man hier in Braming auf ihn nicht besonders gut zu sprechen ist.«
    »Oder vor ihm Angst hat«, meldete sich Bill.
    »Du meinst, dass er die Leute hier unter Kontrolle hält«, sagte Suko.
    »Auch das.«
    »Wir werden es herausfinden.«
    »Und nach Phil Truman hast du ihn nicht gefragt?«, wollte Bill von mir wissen.
    »Nein, das habe ich nicht. Es hätte auch keinen Sinn gehabt. Der junge Tankwart war so verschlossen wie eine Auster.«
    »Dann schauen wir mal.«
    Diesmal fragte ich meinen Freund Bill. »Weißt du denn, wo er hier Unterschlupf gefunden hat?«
    »Das weiß ich nicht. Ich nehme an, dass er sich irgendwo eingemietet hat. In eine Pension oder so ähnlich.«
    »Ja, so ähnlich.«
    Das Dorf nahm uns auf. Besonders groß war Braming nicht, aber ich hatte schon einsamere Orte erlebt. Es gab hier die grauen Steinhäuser mit Hecken, aber auch andere, die hell angestrichen worden waren. Geschäfte konnten sich hier ebenfalls halten, denn im Sommer kamen viele Besucher in den Wildpark, und wenn sie in Braming vorbeischauten, ließen sie auch Geld hier. So konnten die kleinen Gasthäuser existieren, und nicht nur einmal sahen wir ein Schild mit der Aufschrift Bed & Breakfast.
    Jetzt allerdings herrschte winterliche Ruhe, obwohl der Wildpark und auch die Geschäfte geöffnet waren.
    Wir fuhren durch den Ort, passierten in einiger Entfernung die Kirche, fanden den kleinen Bachlauf wieder und sahen auch Gassen, die recht eng waren. Dort standen die Häuser dann dicht beisammen und streckten ihre spitzen Dächer in die Höhe.
    Einen Hinweis auf die Werkstatt des Schnitzers entdeckten wir nicht. Überhaupt war es mit Handwerksbetrieben hier schlecht bestellt. Wir gingen davon aus, dass die Menschen hier zwar lebten, aber ihr Geld in Canterbury verdienten.
    Am Ortsende und nahe eines Weihers, dessen Wasser tief schwarz bis dunkelgrün aussah, hielten wir an. Vor uns führte die

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