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1350 - Im Wald der toten Gesichter

1350 - Im Wald der toten Gesichter

Titel: 1350 - Im Wald der toten Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bildschirm zeigte tatsächlich einen Wald: Bäume, nichts als Bäume.
    »So«, sagte der Reporter, »jetzt wollen wir mal schauen. Und ich möchte danach von dir wissen, ob ich spinne oder nicht. Ich tippe eher darauf, dass ich es nicht tue, denn eigentlich sind meine Augen noch völlig in Ordnung.«
    »Okay, lass jucken.«
    Bill schaute mich noch kurz von der Seite an, dann sorgte er dafür, dass ein anderes Bild erschien. Es war auch der Wald. Das heißt, ich sah wieder die Bäume. Nur weniger von den Kronen, sondern mehr von den Ästen. Auch in diesem Wirrwarr aus dicken Stangen erkannte ich nichts, doch das war kein Grund, aufzugeben.
    Das nächste Bild zeigte einen einzelnen Baumstamm. Da sah ich schon etwas mehr. Natürlich die dunkle Rinde, aber etwas in Kopf höhe auch einen hellen Fleck.
    »Ist es schon so weit?«, fragte ich.
    »Warte ab. Fast.«
    Bill holte den hellen Fleck heran. Jemand hatte dort die Baumrinde entfernt, um an das helle Fleisch zu gelangen. Auch das wäre nichts Besonderes gewesen, doch Bill zoomte diese helle Stelle noch näher heran.
    »Ist es das?«, fragte ich.
    »Ja, der Beweis.«
    »Und?«
    »Schau mal genauer hin.« Er hatte leise gesprochen, und seine Anspannung war nicht zu überhören.
    Ich rückte mit meinem Stuhl vor, um das Bild genauer erkennen zu können. Bill sagte jetzt nichts mehr und ließ mich in aller Ruhe schauen.
    Es war nicht das helle Fleisch des Baumes, das ich zu sehen bekam. Was da vor meinen Augen erschien, war so etwas wie ein Relief. Jemand hatte etwas in den Baum hineingeritzt.
    Nein, das stimmte nicht. Das war kein Ritzen. Da hatte sich jemand die Mühe gemacht und etwas geschnitzt, und wenn mich nicht alles täuschte, war es ein Gesicht.
    »Meinst du das Gesicht?«, fragte ich.
    »Genau das.«
    »Und?«
    »Du musst es dir wirklich genau anschauen, John. Es ist ungemein wichtig.«
    Wenn Bill das so sagte, hatte er sicherlich seine Gründe, und ich tat ihm den Gefallen. Sehr schnell stellte ich fest, dass ich auch mir einen Gefallen tat, denn das Gesicht erkannte ich jetzt deutlich und hatte plötzlich das Gefühl, auf einem heißen Stuhl zu sitzen. Ich bildete mir auch nichts ein oder stellte mir nichts vor. Ich sah den Tatsachen wirklich ins Auge.
    Es war kaum zu fassen, und ich merkte, wie mein Herzschlag anschwoll. Das Gesicht kannte ich.
    Es war mein eigenes!
    ***
    Der Anblick verschlug mir wirklich die Sprache. Bill hatte mir einen Whisky eingeschenkt. Das Glas stand nicht weit von mir entfernt, und ich brauchte erst mal einen kräftigen Schluck.
    Dass das Getränk gut schmeckte, bekam ich nicht mit. Ich musste immer wieder auf das Gesicht schauen. Es war in das ›Fleisch‹ des Baums eingeschnitzt, es verschwand nicht. Es glich schon in gewisser Hinsicht einem Denkmal, das an mich erinnerte.
    Sehr langsam drehte ich Bill den Kopf zu, der mich ernst anschaute und zugleich die Schultern hob.
    »Wann hast du es entdeckt?«, flüsterte ich.
    »Heute.«
    »Und?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte dich etwas fragen, John. Was sagst du dazu?«
    »Das bin ich.«
    »Stimmt. So habe ich das auch gesehen. Und jetzt fragst du dich, wer so etwas tut?«
    »Genau. Es ist ein Fachmann, ein Künstler gewesen. Davon lasse ich mich nicht abbringen, aber darauf komme ich gleich zu sprechen. Ich frage mich nur, warum mein Gesicht in diesen Baumstamm hineingeschnitzt wurde. Was ist da passiert? Welcher Teufel hat diesen Typen geritten? Was… was soll das überhaupt?«
    Bill zuckte mit den Schultern.
    Klar, ich konnte von ihm keine Erklärung erwarten. Er hatte es auch nur entdeckt, doch genau auf diesen Punkt sprach ich ihn an.
    »Wie bist du nur darauf gekommen, Bill?«
    »Das war ganz einfach. Oder ein Zufall. Vielleicht auch Fügung. Mich hat ein Bekannter angerufen, der für eine Umweltorganisation arbeitet. Ihm sind die Kunstwerke aufgefallen.«
    »Werke?«, fragte ich.
    »Ja, du bist nicht allein. Es gibt Bäume mit weiteren Gesichtern. Na ja, jedenfalls hat der Kollege sie entdeckt und mich angerufen.«
    »Kennt er mich denn?«
    Bill schüttelte den Kopf. »Ich glaub, nicht, John.«
    »Warum hat er dann dich angerufen?«
    Bill gab mir zunächst keine Antwort. Er rutschte näher an den Computer heran, vor dem ich ihm Platz machte.
    In den folgenden Sekunden veränderte sich die Szenerie auf dem Bildschirm. Wieder erschien der Wald. Nur für einen kurzen Moment, dann zoomte Bill erneut Ausschnitte heran.
    Baumstämme.
    Auch mit Gesichtern.
    Nur sah ich diesmal

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