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1350 - Im Wald der toten Gesichter

1350 - Im Wald der toten Gesichter

Titel: 1350 - Im Wald der toten Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fühlst du dich an der Nase herumgeführt?«
    »Wieso?« Ich deutete auf die Stämme. »Es ist verdammt ungewöhnlich. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Bild nicht für immer so bleibt und sich irgendwann mal verändert.«
    »Okay, ich bin ganz Ohr.«
    »In der Nacht.«
    »Gut geraten. Wie kommst du darauf?«
    »Es kann bei Dunkelheit eine Veränderung geben. Ich weiß, das ist eine Hypothese, aber mir fällt im Moment wirklich nichts anderes dazu ein.«
    »Und dein Kreuz…?«
    Ich lachte leise, weil ich genau wusste, worauf mein Freund Suko hinauswollte. Wenn diese Bäume auf irgendeine Art und Weise magisch verändert waren, dann würde es mein Kreuz merken und auch eine entsprechende Reaktion zeigen.
    Bill hielt sich im Hintergrund auf. Er zählte die veränderten Bäume durch, und ich holte das Kreuz hervor.
    Tests dieser Art waren nicht neu. Ich hatte auch schon in Deutschland blutende Bäume erlebt und war gespannt, ob ich hier etwas Ähnliches auslösen würde.
    Suko war etwas zurückgetreten. Er schaute mir zu, wie ich meine Hand mit dem Kreuz behutsam auf das Ziel zuführte. Das Holz unter der Rinde hatte einen gelblichen Farbton. Ich sah keine Schnittstellen und drückte das Kreuz gegen das ›Fleisch‹.
    Beide hielten wir für einen Moment den Atem an. Es musste etwas passieren, wenn es nach uns ging, aber es passierte nichts.
    Mein Kreuz schickte kein Licht aus, und auch das Gelb des Baumes selbst zeigte keine Veränderung.
    »Pech gehabt, John.«
    Ich nahm das Kreuz wieder weg. »Ja, das schon. Obwohl ich es mir nicht vorstellen kann.«
    »Hast du damit gerechnet, dass plötzlich ein Gesicht im Stamm erscheint?«
    »Irgendwie schon.«
    Suko winkte ab. »So leicht macht man es uns hier nicht. Damit müssen wir uns abfinden.«
    So sah es aus. Nur wollte ich das nicht einfach hinnehmen. Diese veränderten Bäume hatten meinen Ehrgeiz geweckt. Da musste doch etwas zu machen sein, verdammt noch mal.
    Leicht angefressen schüttelte ich den Kopf. Sollten wir die Reise umsonst gemacht haben? Ich war mir plötzlich nicht mehr so sicher, doch Suko brachte mich auf die richtige Bahn zurück.
    »Hast du schon mal daran gedacht, zu wem der Wald gehören und wer seine schützende Hand über ihn halten könnte?«
    »Nein, das habe ich nicht. Wenn du so fragst, kannst du nur Mandragoro im Hinterkopf haben.«
    »Genau ihn.« Er gönnte sich selbst eine kurze Pause. »Oder vielleicht sogar Aibon, die Welt der Druiden, der Eichenkundigen. Schließlich ist Aibon ihr Paradies.«
    »Kann sein. Aber ich sehe noch keine Spur, die uns irgendwie weiterbringen könnte. Tut mir Leid.«
    »Ich habe es nur gesagt, damit wir es nicht aus dem Gedächtnis verlieren.«
    Noch immer leicht ärgerlich über meinen Nichterfolg ging ich weiter. Ich wollte sehen, ob Bill etwas entdeckt hatte.
    Wie es aussah nicht, denn er kam mir kopfschüttelnd entgegen.
    »John, davon sind einige Bäume betroffen, aber ich habe kein einziges Gesicht gesehen. Du etwa?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wir können uns eigentlich die Hände reichen. Auch mein Kreuztest hat nichts gebracht. Es gab keine Veränderung. Ich habe in diesem Fenster keine Erscheinung…«
    »Achtung!«
    Es war Sukos Stimme, die uns alarmierte. Eine Sekunde später hörten wir ein Knacken und Brechen, schauten in die Höhe und sahen einen Baum, der uns entgegenkippte.
    Es war nicht irgendein Baum, sondern genau der, den ich mit meinem Kreuz berührt hatte…
    ***
    Im Film hatte ich schon oft zugeschaut, wie ein Baum kippte. Das sah immer sehr langsam aus, sodass man als Zuschauer das Gefühl hatte, es in Zeitlupe zu erleben.
    Nichts anderes brachte uns die Wirklichkeit. Auch dieser Baum kippte langsam, aber es kam mir trotzdem schnell vor, und da er in unsere Richtung fiel und uns auch erwischen würde, mussten wir so schnell wie möglich weg.
    Bill und ich rannten zugleich los. Der Baum fiel. Wir drehten uns nicht um und sprangen über Hindernisse hinweg, die aus dem Boden hervorwuchsen.
    Hinter uns verstärkte sich der Krach. Auf seinem Weg nach unten gab es keine Lücke, in die der Baum hätte hineinfallen können.
    Er berührte andere mit seinen Ästen. Er riss die schwächeren Arme von den anderen Bäumen weg und knirschte noch immer auf seinem Weg nach unten.
    Bis er dann zu Boden krachte.
    Bill und ich waren weit genug gelaufen, um aus sicherer Entfernung zuschauen zu können.
    Der Baum war mit einer so großen Wucht aufgeschlagen, dass der Erdboden leicht vibrierte und

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