1351 - Templergold
Lederjacke, die er jetzt aufknöpfte.
Die Wirtin nahm die Bestellung auf. Godwin wollte einen doppelten Espresso trinken.
»Dann sind wir aber schnell wieder weg.«, sagte ich.
»Das denke ich auch.«
»Und wohin führt uns der Weg?«
»Na ja, wir bleiben in Paris.«
»Sehr gut. Aber nicht hier auf der Insel – oder?«
»Nein, das nicht. Allerdings können wir zu Fuß gehen.« Er deutete gegen die Scheibe. »Selbst bei diesem Wetter.«
»Wo liegt das Ziel?«
Godwin räusperte sich. »Wir werden ein Mann mit den Namen Jean Bruné besuchen.«
»Sagt mir nichts.«
»Er ist ein Hehler.« Godwin rieb über sein Gesicht. »Bei ihm hat jemand etwas gekauft, dass man durchaus als alten Schmuck bezeichnen kann. Wenn nicht sogar als uralten. Aber das hilft dir sicherlich auch nicht weiter.«
»Nein.«
»Uralter Templerschmuck.«
Jetzt spitzte ich schon die Ohren. »Wirklich uralt und aus der Zeit, als die Templer…«
Godwin ließ mich nicht ausreden. »Ja, John, genau aus der Zeit, als die große Templerverfolgung begann. Ich will hier keinen Geschichtsunterricht abhalten, denn du weißt selbst, wie reich meine Vorfahren gewesen sind. Das hat die offizielle Kirche gestört, weil sie selbst Geld brauchte, wie auch die westlichen Herrscher. Sie hielten sich an den Templerorden schadlos, aber sie haben nicht alle Werte in ihre Hände bekommen. So einiges wurde weggeschafft.«
»Ja«, murmelte ich, »sogar bis nach Neufundland.«
»Eben.«
»Und jetzt ist so ein altes Teil wieder aufgetaucht? Deshalb haben wir uns getroffen?«
Godwin nickte. Dann lächelte er. »Die Sache sieht so aus, John. Diese Schmuckstück wurden tatsächlich einem Juwelier bei uns in Alet-les-Bains angeboten. Wahrscheinlich kannte der Verkäufer die Geschichte und wusste, wo die Templerhochburgen lagen.« Godwin beugte sich vor und sprach langsam. Sein Gesicht wirkte dabei sehr angespannt. »Aber auch der Schmuckhändler war kein Dummkopf. Zudem kennen wir uns flüchtig. Er kaufte das Teil nicht, sondern nahm es nur in Kommission. Damit war der Verkäufer einverstanden. Er hat sogar noch erzählt, von wem er es bekommen hat.«
»Jean Bruné«, sagte ich.
»Richtig. Und wo ein Schmuckstück ist, da können auch noch andere sein. Wenn das stimmt, dann gibt es jemanden, der einen Templerschatz gefunden hat, und es ist niemand von uns gewesen, John. Das kann ich dir versichern.«
»Was ich dir auch glaube.«
»Super. Und deshalb möchte ich dich bitten, mich zu dem Hehler zu begleiten. Wir brauchen nicht weit zu gehen. Nur bis zum Nordufer der Seine. Dort gibt es eine Gasse, in der wir den Laden finden. Und dann wird sich dieser Mensch einige Fragen gefallen lassen müssen.«
»Das sehe ich ein. Aber ich würde gerne wissen, womit dieser Bruné ganz offiziell sein Geld verdient.«
»Er ist Händler und verkauft Antiquitäten.«
»Klar, die übliche Tarnung.«
»Du sagst es.«
»Dann steht einem Besuch nichts mehr im Wege.«
Mein Templerfreund nickte nachdenklich. »Das ist klar. Ich mache mir nur über etwas anderes Gedanken. Der Juwelier bei uns hat nicht viele Fragen gestellt. Nur die, die ihn etwas angingen. Aber ich frage mich schon, wo der Schatz zu finden ist.«
»Da kannst du raten.«
Godwin hob die Schultern. »Es gibt natürlich alte Aufzeichnungen. Dir brauche ich nicht zu sagen, dass zahlreiche Templerschiffe bei ihrer Flucht über das offene Meer gesunken sind. Oder dass Schätze in Höhlen versteckt wurden. Nicht nur an den Küsten im Süden Europas, sondern an denen weiter nördlich, wobei deine Heimat wieder mit ins Spiel kommt.«
»Alles schön und gut, Godwin. Nur hast du mir bisher noch nicht beschrieben, um welch ein Schmuckstück es sich handelt.«
»Um eine Kette aus Gold mit einer kleinen Figur daran.«
»Es ist eine Frau«, sprach er weiter, »wobei ich mir nicht darüber im Klaren bin, um wen es sich dabei wirklich handelt. Ich hätte spontan gesagt, um Maria, die Mutter Gottes, aber das ist wohl ein Irrtum, denn sie wird in der Regel mit dem kleinen Kind dargestellt.«
»Also muss es eine andere Person sein.«
»Du sagst es.«
»Und wer ist es deiner Meinung nach?«
Freund Godwin verzog den Mund zu einem leicht schiefen Lächeln. »Es kann nur eine bestimmte Person sein. Eine Frau, die von den Templern nur sehr verehrt wurde und deren Gebeine wir…«
»Maria Magdalena.«
»Treffer!«
Ich sagte nichts und erinnerte mich wieder daran, wie sehr wir hinter den Gebeinen dieser rätselhaften Frau
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