1352 - Die schwarzen Schiffe
von hier."
„Unmöglich", entgegnete Wido da. „Hatten wir uns nicht vorgenommen, den schwarzen Schiffen ein bißchen auf den Pelz zu rücken? Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie ewig am Hypertrop-Zapfer basteln.
Und bis wir in diesem Urwald tausend Kilometer zurückgelegt haben, vergeht mindestens ein Monat."
„Was willst du sonst tun?" erkundigte sich Narktor streitlustig. „Schleichen wir uns ohne technische Hilfsmittel in die Schiffe, bringen alles Wissenswerte in Erfahrung und setzen vielleicht gleichzeitig einen Notruf nach Kabarei ab?"
„Ach, ich weiß auch nicht." Wido ließ mutlos den Kopf hängen. „He, ihr beiden ..." Das war Nerva-Than. Narktor sah ihr an, daß sie eine Idee hatte. „Ihr geht noch immer davon aus, daß die Kekkerek nur halbintelligent sind. Das ist ein Fehler, den auch schon die Leute in der Station gemacht haben. Also nehmt bitte zur Kenntnis, daß wir es mit echten Intelligenzen zu tun haben."
„Na und?" meinte Narktor enttäuscht. „Was hat das mit unserem Problem zu tun?"
„Ganz einfach: Die Kekkerek sind gute Baumeister. Mit ihrer Hilfe werden wir ein Floß bauen und entlang der Küste zum Außenposten segeln. Wäre doch gelacht, wenn wir die Strecke nicht in zehn Tagen schaffen!"
Ein paar Sekunden lang schwiegen Narktor und Wido Helfrich verblüfft. „Das könnte hinhauen", murmelte Narktor dann. Er ließ sich bereitwillig von der Begeisterung ihrer Retterin anstecken. Fast zwei Stunden lang diskutierten sie das Für und Wider solchen Vorgehens, und am Ende stand die Entscheidung, Nerva-Thans Vorschlag zu folgen.
Am nächsten Morgen brachen sie zeitig auf. Nerva-Than reichte ihnen Rucksäcke mit Lebensmitteln und Wasser, während sie selbst Seile und feuergehärtete Holzpflöcke trug. Narktor wußte um die ingenieurtechnische Bildung der Frau. Sie würde wissen, was zu tun war. Mit ihnen gingen ungefähr zwanzig Kekkerek, offenbar ständige Mitbewohner in Nerva-Thans Baumhaus. „Das ist Kaekkata", stellte sie vor ihrer Abreise einen jungen Kekkerek vor. „Er ist unser >Genie<.
Kaekkata wird mit ein paar seiner Artgenossen am Landeplatz der drei Schiffe ein Ablenkungsmanöver vorbereiten. Ich habe alles mit dem Kleinen besprochen. Eigentlich kann überhaupt nichts schiefgehen.
Vorausgesetzt natürlich, die Schiffe sind nach unserem kleinen Abstecher noch an Ort und Stelle."
Trotz aller Fragen ließ sich die Springerin nicht erweichen - sie gab keinerlei Auskunft, was das geplante Ablenkungsmanöver anbetraf. „Laßt uns jetzt aufbrechen", empfahl sie statt dessen. „Wir legen in einem Tagesmarsch entlang des Strandes ungefähr dreißig Kilometer zurück, und dann bauen wir unser Floß."
Genauso verfuhren sie, und Narktor fühlte sich am Ende des Tages so müde und ausgelaugt wie seit langer Zeit nicht mehr. Ab und zu hatten kleinere Raubtiere ihre Gruppe angegriffen, doch Nerva-Than und ihre zwanzig Kekkerek waren dem entschieden begegnet. Überhaupt hielten die Affenartigen erstaunlich gut mit; sie zeigten trotz ihrer kurzen, zum Klettern ausgelegten Beine keinerlei Ermüdungserscheinungen. Vielleicht waren sie schon dabei, den evolutionären Schritt zum Bodenbewohner zu vollziehen. „Das glaube ich auch", erklärte Nerva-Than, als Narktor sie daraufhin ansprach. „Aber der Prozeß kann ohne sinnvolle Anleitung noch Jahrtausende in Anspruch nehmen."
Am nächsten Morgen begannen sie mit dem Bau eines primitiven Floßes.
Dazu sammelten die Kekkerek im Wald entwurzelte Bäume, denen eines der letzten Unwetter zum Verhängnis geworden war. Narktor, Wido Helfrich und Nerva-Than entfernten mit hölzernen, jedoch ungemein festen Werkzeugen deren äußere Schalen. Nun sahen sie auch, wozu die Pflöcke aus dem Gepäck der Frau dienten: Sie verband damit die einzelnen Stämme zu einem reichlich windschiefen, festgefügten Ganzen. „Und das soll schwimmen?" fragte Wido skeptisch.
Die Springerin bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. „Es wird schwimmen, verlaß dich darauf."
Gegen Mittag brachten die Kekkerek einen Haufen großflächiger Blätter, deren Substanz sich ausgetrocknet wie Wüstensand anfühlte. Narktor griff eines der Blätter und riß probeweise, aber trotz aller Mühe hielt das Blatt problemlos stand. Es war als Segelmaterial hervorragend geeignet.
Wiederum ein paar Stunden später hatten die Kekkerek mit Hilfe geflochtener Schnüre aus den Blättern eine rechteckige, fast zehn Quadratmeter große Fläche hergestellt. Nerva-Than
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