1354 - Strangeness-Schock
verstehen. Es handelte sich um reine Routinesendungen, die den Charakter eines Kolonialsystems unterstrichen, denn es ging vorwiegend um Handelsbeziehungen, Warenaustausch und zu einem kleinen Teil um lokalpolitische Belange. Bildfunksendungen konnten wir nicht aufnehmen.
Etwa eine Stunde nach dem letzten Funkkontakt startete von Edyja aus ein kleines Raumschiff. Es steuerte erst etwas umständlich mit Hilfstriebwerken, die dann abgeworfen wurden, in einen Orbit. Dort verharrte es kurz. Dann aber beschleunigte es mit erstaunlichen Werten und erreichte bald ein Viertel Lichtgeschwindigkeit.
Die Ortungszentrale stellte ein grobes Bild dieses Schiffes dar. Es war tropfenförmig und nur etwa dreißig Meter lang und halb so dick. Da seine Geschwindigkeit nun konstant bei diesem Viertel LG blieb, war uns klar, daß es sich wohl nur um ein Schiff für den interplanetarischen Verkehr handeln konnte, nicht aber um eins, das zu anderen Sonnensystemen fliegen konnte. Und bei dieser geringen Geschwindigkeit würde es, Start und Landeanflug sowie die Beschleunigungs- und Abbremsphasen einbezogen, mindestens zehn Stunden dauern, bis es Erebus erreichte.
Wir konnten nichts anderes tun als uns wieder einmal in Geduld fassen. Die Zeit nutzten wir, um Landeplätze zu erkunden. Mit der SORONG und ihren unsichtbaren Prallfeldern konnten wir überall auf Erebus aufsetzen, aber das kleine Tropfenschiff der Edyja-Kartanin oder Edyjam, wie sie sich nannten, wohl kaum.
Das setzte seinen Flug ohne Änderung des Kurses oder der Geschwindigkeit fort. Auf Hyperfunkanrufe mit der Richtantenne reagierte es nicht. Als wir aber den siebten oder achten Versuch in dieser Richtung starteten, meldete sich eine der beiden Hyperfunkstationen von Edyja, die wir schon zuvor erkannt hatten.
Uns wurde knapp mitgeteilt, daß die BOJA nicht mit einem Hyperfunksystem ausgestattet war und daß wir bitte abwarten mögen.
BOJA, das konnte nur das Tropfenschiff sein. Und daß es keinen Hyperfunk besaß, unterstrich unsere erste Vermutung, daß es sich nur im interplanetaren Raum bewegen konnte.
Das alles ließ Rückschlüsse auf das technische Niveau dieser Tarkan-Kartanin zu. Nur eine Tatsache paßte nicht in dieses Bild.
Wie war es den Burschen dann gelungen, in dreizehn Lichtjahren Entfernung die UMBALI-Endstufe und uns zu orten und dazu noch so genau, daß bekannt war, daß die SORONG an die RUSSARU angekoppelt hatte?
Wir erörterten diese Frage, aber wir kamen zu keiner Lösung. Ich nahm mir jedenfalls vor, diesem Widerspruch auf den Grund zu gehen, sobald wir der anderen Seite gegenüberstanden. „Es ist auch absolut widersinnig", meinte Taslight „Tassy" Khuftan, „mit dieser Schlafwagen-BOJA viele Stunden durch das Protos-System zu tuckern, wo wir in ein paar Minuten nach Edyja gelangen könnten.
Diese Tarkan-Kartanin scheinen nicht ganz richtig im Kopf zu sein."
„Vielleicht übersehen wir eine Kleinigkeit", entgegnete ich ihr, „die diese ganzen Widersprüche auflöst.
Mich beschäftigt noch eine ganz andere Frage. Sollen wir uns auf Erebus in Raumanzügen auf Methaneisklötze setzen, oder wo soll das Treffen denn überhaupt stattfinden? Dort gibt es keine Unterkünfte, keine künstliche oder natürliche Atmosphäre und auch sonst nichts. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Edyjam die notwendige Ausrüstung in dem kleinen Bötchen mitbringen."
„Wir können eine Kuppel aufbauen und mit Atmosphäre füllen", erinnerte mich der Syntron. „Vielleicht ist es zweckmäßig, den Edyjam dieses Angebot zu unterbreiten."
„Vielleicht", sagte ich nur. „Ich gehe davon aus, daß sie sich über Normalfunk melden, wenn sie die Abbremsphase hinter sich haben und die Eigengeschwindigkeit keinen nennenswerten Dopplereffekt der benutzten Frequenzen mehr erzeugt."
Acht Stunden später war dies tatsächlich der Fall. Die BOJA hatte ihre Geschwindigkeit gewaltig reduziert.
Unsere Entfernung zu ihr betrug noch 400.000 Kilometer. Der Ultrakurzwellenfunk enthielt sogar ein Bild.
Ich erkannte Da-Shou. Im Unterschied zu unserem ersten Kontakt trug er jetzt eine schwere Raumkombination.
Auch das paßte irgendwie nicht in das Bild, daß ich mir bereits aus dem Gehörten und Gesehenen gemacht hatte. „Danke, Nikki Frickel", begrüßte Da-Shou mich, „daß du gekommen bist. Bitte lande an einer flachen Stelle auf der Edyja abgewandten Seite von Erebus. So habt ihr den Planeten doch getauft. Bei uns hat er gar keinen Namen."
„Was, auf der abgewandten
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