1355 - Jagd auf den Grusel-Star
erreichen wollte.
Auf einen Erfolg hoffte auch mein Freund aus Frankreich. Ich hatte nicht auf die Uhr geschaut, ging allerdings davon aus, dass er schon rund zehn Minuten weg war.
Die Disco hier war wirklich ein Anziehungspunkt für junge Menschen. Ich wunderte mich über den Betrieb. Die Gäste kamen aus allen möglichen Richtungen, als gäbe es nichts anderes auf dieser Welt. Ich dachte daran, dass wir Freitag hatten, das Wochenende stand vor der Tür, und da war es klar, dass man sich amüsieren wollte.
Hin und wieder klopften Fäuste gegen meinen Van. Grinsende Gesichter schauten durch die Scheiben, und ich konnte feststellen, dass die Besucher hier auf dem Land auch nicht anders gekleidet waren als in der Großstadt. Schrille Outfits gehörten dazu. Da war es egal, wo man wohnte.
Bevor sich meine Gedanken mit van Akkeren beschäftigen konnten, tauchte Godwin wieder auf. Er klopfte kurz gegen die Scheibe, bevor er einstieg. Als er den Kopf schüttelte, wusste ich, dass er keinen Erfolg gehabt hatte.
»Sorry«, sagte er leise, »das war vertane Zeit.«
Ich hob die Schultern. »Nicht weiter tragisch. Wichtig ist, dass es dir besser geht.«
»Ja, ich habe keinen Wagen gefunden.« Er schnallte sich an.
»Außerdem ist diese Disco kein Platz für einen wie van Akkeren. Unter den Gästen würde er auffallen wie ein bunter Papagei am Nordpol. Der wird weitergefahren sein, denke ich.«
Dem war nichts mehr hinzuzufügen. Ich startete und lenkte den Van wieder auf die Straße. Zwei Gäste tanzten plötzlich mitten auf der Straße. Wir rollten vorsichtig an ihnen vorbei und hatten anschließend freie Fahrt.
Das Dunkel der Straße nahm uns wieder auf. Hinter uns blieb das helle Licht zurück. Wir sprachen darüber, wie weit wir fahren sollten. Auf jeden Fall bis in die Nähe von Exeter, denn mir wollte die Stadt einfach nicht aus dem Kopf.
»Was hast du daran gefressen?«, fragte mich der Templer.
»Ich kann es dir nicht genau sagen, aber Exeter ist fast schon eine Hafenstadt.«
»Ach.« Godwin pfiff durch die Zähne. »Die meinst, dass unser Freund seine Flucht mit dem Schiff fortsetzt?«
»Das ist möglich, obwohl er dann noch weiter südlich bis Exmouth müsste.«
»Und von dort auf eine Fähre, wie?«
»Könnte man so sagen. Wie ich allerdings weiß, fährt von Exmouth keine Fähre.«
»Was ist mit den größeren Schiffen? Kreuzfahrten und so?«
»Auch nicht.«
»Dann wird dein Gefühl dich getrogen haben. Ich halte es auch für verschwendete Zeit, wenn wir beide Städte durchfahren oder durchsuchen. Das bringt nichts.«
Leider musste ich meinem Freund zustimmen. Es war verdammt schwer, eine Spur zu finden, und so konnte es wirklich von Vorteil sein, wenn wir auf die Fahndung setzten. Es war zwar eine stille, aber sie würde sich über ganz Südengland erstrecken und natürlich die Hauptverkehrswege erfassen, auf denen sich van Akkeren möglicherweise bewegte, weil er so schnell wie möglich die Küste erreichen wollte.
So dachten wir.
Es gab noch andere Lösungen. Er musste den Schatz nicht unbedingt nach Frankreich schaffen, um in der Nähe von Alet-les-Bains zu bleiben. Es gab genügend andere Möglichkeiten. So stand die Vampirwelt für ihn offen, denn dort residierte der Schwarze Tod, und er war der große Beschützer des van Akkeren.
Wenn ich alles zusammenzog, kam ich zu dem Ergebnis, dass unsere Chancen verdammt gering waren und wir schon mehr auf ein gütiges Schicksal hoffen mussten.
Die Nacht war dunkel, aber sie blieb es nicht. Wie weit die Lichter noch von uns entfernt waren, sah ich nicht, aber das zuckende blaue Licht machte uns klar, dass es sich um einen Polizeieinsatz handelte.
Godwin fragte und sagte nichts. Er drehte mir den Kopf zu und schaute mich an.
»Ein Unfall«, sagte ich.
»Mit van Akkeren?«
»Keine Ahnung.«
»Aber wie ich dich kenne, wirst du nicht vorbeifahren.«
»Richtig.«
Es hatte so ausgesehen, als wäre die gesamte Straße gesperrt worden, doch das stimmte nicht. Man hatte nur die rechte Seite abgesperrt. Uns kamen auch Fahrzeuge entgegen, deren Fahrer sicherlich zur Disco wollten.
Kurz vor der Absperrung ließen wir unseren Wagen ausrollen. Bevor wir ausstiegen, nahmen wir noch auf, was wir sahen und prägten uns dieses Bild ein.
Auf der Straße standen die Wagen der Polizei. Aber der des Notarztes war in das Gelände hineingefahren, denn dort spielte sich das eigentliche Geschehen ab, das vom hellen Licht der Standscheinwerfer angestrahlt
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