1355 - Jagd auf den Grusel-Star
noch immer in seinem Mund, war aber durch seine Bewegung ein wenig nach unten gerutscht und berührte nun die Unterlippe.
»Du hast Glück gehabt!«, flüsterte van Akkeren. Dann zog er die Waffe aus dem Mund.
Der Tankwart wusste nicht, was damit gemeint war. Doch er begriff sehr schnell, weil er keinen Kontakt mehr mit der Waffe hatte, dass man ihm eine Galgenfrist gegeben hatte.
Die Waffe huschte plötzlich vor seinem Gesicht in die Höhe. Dass sie wieder nach unten geschlagen wurde, bekam der Tankwart nicht mit. Er spürte nur die Wirkung, und dann erwischte der Hammerschlag seinen Kopf, der das Bewusstsein des Mannes auf der Stelle auslöschte.
Peter Blade verdrehte noch die Augen. Dann sackte er zusammen und blieb hinter der Theke liegen.
Genau das hatte van Akkeren gewollt. Er schaute nicht mehr durch das große Fenster, sondern sackte ebenfalls zusammen und blieb hinter dem Tresen in Deckung, direkt neben dem Bewusstlosen.
Drei, vier Sekunden vergingen.
Dann öffnete sich die Tür, und zwei Männer in Lederjacken betraten den Tankstellenshop…
***
Natürlich hätten wir uns einen schnellen Porsche gewünscht. Aber herzaubern konnten wir ihn auch nicht, und so blieb uns nur der Van, aus dem Godwin herausholte, was herauszuholen war.
Die Straße huschte unter uns hinweg wie ein schneller Fluss. Unsere Blicke folgten dem Licht der Scheinwerfer, dass immer wieder wechselte. Mal strahlte es heller, wenn Godwin das Fernlicht einschaltete, dann leuchtete es wieder normal.
Wann sahen wir die Tankstelle? Und würden wir es rechtzeitig genug schaffen, sie zu erreichen, um endlich den verdammten Grusel-Star packen zu können? Diesmal würden wir ihn nicht wieder laufen lassen, das stand fest.
So etwas wie eine Hoffnung erschien auf der linken Straßenseite.
Es war das Schild, das auf die Tankstelle hinwies. Bei unserem Tempo mussten wir in kürzester Zeit das Ziel erreicht haben.
Godwin de Salier saß wie eine Statue hinter dem Steuer. Der Blick war starr geradeaus gerichtet. Nur in seinen Augen sah ich das Funkeln. Er wollte alles daransetzen, um van Akkeren zu stellen und auch den Schatz wieder zurückzubekommen.
Auch ich bereitete mich innerlich auf eine Auseinandersetzung vor. Ich merkte schon das leichte Kribbeln und dachte daran, dass der Platz eine Tankstelle war, und ich hoffte, dass keine anderen Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Mit einem Tankwart mussten wir rechnen. Möglicherweise auch mit einem Helfer, und wir konnten auch nicht davon ausgehen, dass sich van Akkeren auf dem Gelände aufhielt. Möglicherweise war er weitergefahren, dann aber war seinen Vorsprung durch den Aufenthalt an der Tankstelle geringer geworden.
Es gab viele Bedenken, und es hatte keinen Sinn, wenn ich immer wieder überlegte. Ich musste da durch, ich würde es schaffen, denn bisher hatte van Akkeren noch keinen endgültigen Sieg davongetragen. Es war ihm nicht gelungen, Großmeister der Templer zu werden.
Im bleichen Licht der Scheinwerferkeule erschien die Auffahrt.
Weg von der Bahn, hinein ins Gelände.
Ich schaute zu Godwin hin und wollte ihm raten, mit dem Tempo herabzugehen, doch das hatte er selbst erkannt. Wir fuhren langsamer und sahen, dass zwei Wagen an den Zapfsäulen standen.
Unter anderem ein Ford Galaxy.
»Er ist da!«, kommentierte der Templer mit einer Stimme, die wie ein finsteres Versprechen klang.
»Ja!«, sagte ich nur.
Godwin rollte nicht bis an die Zapfsäulen heran. Er wollte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen. Zudem hatte er das Licht der Scheinwerfer gelöscht.
Wir hielten an.
Es sah alles sehr friedlich aus, das nahmen wir in den folgenden Sekunden wahr. Nichts roch nach Gefahr, aber unser Blickwinkel war so schlecht, dass wir nicht erkennen konnten, was sich im Inneren des Tankhauses abspielte und wer sich dort aufhielt.
Godwin nickte mir zu. Den Gurt hatte er gelöst. »Packen wir es, John?«
»Sicher.«
Dann stiegen wir aus. Die Türen drückten wir so leise wie möglich zu. Es war recht zugig an diesem Ort. Den Wind hörten wir, aber auch andere Geräusche.
Nicht besonders laut, mehr gedämpft.
Und trotzdem wussten wir, woher sie stammten und was sie bedeuteten.
Schüsse!
***
Die beiden Männer der Zivilstreife waren erfahren. Sie machten den Job schon seit mehr als fünf Jahren und wussten deshalb genau, wie sie sich in bestimmten und unübersichtlichen Situationen verhalten mussten. Sie waren beide um die 30, coole Typen und keine schießwütigen
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