1355 - Jagd auf den Grusel-Star
sich darauf nicht machen, denn nach wie vor befand er sich allein auf dem Gelände, vom Tankwart mal abgesehen.
Dann aber rollte doch ein Wagen auf den Platz. Er kam aus der Gegenrichtung. Für einen Moment erfasste das Licht der Scheinwerfer auch den Wagen des Grusel-Stars, und in dieser Sekunde kam er sich vor wie auf dem Präsentierteller, doch der Fahrer, der auf das Gelände gefahren war, wollte nur Benzin.
Da diese Tankstelle zu den modernen Anlagen gehörte, konnte er sich selbst bedienen, und er schaute auch nur kurz hoch, als der dunkle Ford durch eine andere Gasse rollte und an der Zapfsäule gegenüber stehen blieb.
Vincent van Akkeren stieg aus. Den leeren Kanister hielt er in der Hand. Er schaute in den Shop und sah den Tankwart hinter seiner Theke stehen. Der Mann winkte ihm zu. Für ihn war alles klar, und van Akkeren konnte endlich seinen Tank füllen.
Er steckte den Zapfhahn in der Eröffnung fest und wartete ab.
Dabei beobachtete er die Umgebung. Der Typ an der anderen Säule pfiff vor sich hin. Er fuhr einen Jaguar und schien zu den Menschen zu gehören, die sich für unwiderstehlich hielten. Darauf deutete sein gesamtes arrogantes Benehmen hin.
Van Akkeren und dessen Ford betrachtete er mit abschätzigen Blicken. Es dauerte nicht mehr lange, dann war der Tank des Jaguars voll. Der Typ in seiner dünnen Lederjacke machte sich auf den Weg, um zu zahlen.
In den Tank des Fords lief noch immer Sprit. Der schluckte wie ein alter Säufer, der wochenlang keinen Tropfen Alkohol mehr bekommen hatte.
Der Mann im Jaguar fuhr wieder weg, und als van Akkeren auf die Heckleuchten schaute, war auch er so weit. Er drehte den Tankdeckel zu und schaute sich noch einmal um, bevor er sich in den Shop begab, um zu bezahlen. Das ungute Gefühl war noch immer nicht gewichen, obwohl sich nichts ereignet hatte.
Vor der Theke blieb er stehen und wollte zahlen, aber der Tankwart war nicht mehr da.
Verwundert schüttelte van Akkeren den Kopf. »He, wo sind Sie?«
»Ich komme.«
Erst jetzt entdeckte der Grusel-Star die schmale Tür hinter der Theke. Sie stand offen, und der Tankwart hielt sein Versprechen tatsächlich. Er kehrte zurück, aber er hatte etwas mitgebracht.
Es war eine alte, aber gut gepflegte Armeepistole, deren Mündung er auf die Brust des Grusel-Stars richtete und mit leiser Stimme sagte: »Sie ist zwar alt, aber sie ist auch geladen. Und jetzt hoch mit den Händen…«
***
Van Akkeren wusste nicht, ob er lachen oder vor Wut aus der Haut fahren sollte. Der Typ hatte ihn zwar angesprochen, aber der Ton war schon sehr zittrig gewesen, ein Anzeichen darauf, dass der Bärtige unter starkem Druck stand und selbst mit seiner Unzulänglichkeit zu kämpfen hatte.
»Was soll das denn?«, fragte van Akkeren.
»Hoch die Hände!«
Der Grusel-Star gab sich gelassen. »Hören Sie, ist das ein Überfall? Normalerweise läuft das umgekehrt. Da will ich als Kunde Ihre Kasse.«
»Ich will von Ihnen nicht die Kasse, sondern Sie!«
»Aha. Und was habe ich Ihnen getan?«
»Mir nichts.« Peter Blade grinste. »Aber Sie scheinen für andere Menschen sehr interessant zu sein. Sogar so interessant, dass man sie nicht mehr laufen lassen will.«
»Toll. Und wer sind die anderen Leute?«
»Das sollten Sie selbst wissen.«
»Nein.«
»Die Polizei.«
»Aha.«
Peter wurde ungeduldig. »Hören Sie auf, Fragen zu stellen. Heben Sie die Arme und verschränken Sie Ihre Hände hinter dem Nacken.«
»Aber ich muss noch zahlen.«
»Darauf verzichte ich. Hoch mit den Armen, verdammt noch mal!«
»Gut, wie Sie wollen!« Van Akkeren hob die Arme an und verschränkte dann seine Hände hinter dem Kopf. Er gab sich gelassen, obwohl es in seinem Inneren brannte. Die andere Seite hatte seine Spur gefunden, und sie hatte alles aufgeboten, auch die Bullen.
Wieder einmal musste er sich eingestehen, dass man einen John Sinclair nicht unterschätzen durfte. Allerdings hatte van Akkeren noch nicht verloren, und er dachte auch nicht daran, es zu tun. Nicht grundlos stand er unter dem Schutz eines mächtigen Dämons, der sogar noch als Teil seiner Seele in ihm steckte, und das wollte er diesem verdammten Tankwart beweisen.
»Ich brauche Ihnen ja nicht zu sagen, dass Sie einen Fehler machen. Sie können tun, was Sie wollen, aber Sie werden verlieren, denn ich bin auf jeden Fall der Stärkere.«
Blade hatte alles gehört. Und er wunderte sich, wie dieser Menschen so sicher auftreten konnte. Ihn machte das nervös. Er fragte sich,
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