1356 - Am Abgrund des Lebens
wollte er uns mit der Klinge letztendlich aus dem Netz pflücken.
Der Schwarze Tod hatte nicht eingegriffen. Er hat uns van Akkeren als Beute hinterlassen. Und der hatte sich das nicht nehmen lassen. Im Traum musste ich zuschauen, wie die Riesenspinne sich ein Opfer nach dem anderen holte.
Er pflückte meine Freunde der Reihe nach aus dem Netz und verspeiste sie vor meinen Augen. Noch jetzt lag das Knacken als böse Erinnerung in meinen Ohren.
Ich hasste den Traum. Ich hasste auch mich, weil ich van Akkeren nicht erledigt hatte, aber daran lies sich nichts ändern, und meine Träume konnte ich ebenfalls nicht beeinflussen.
Auch ich hatte es nicht geschafft, mich gegen van Akkeren zu wehren. Er hatte mich aus dem Netz gepflückt und wollte mich verspeisen. Dazu war es nicht gekommen. Kurz zuvor war ich aufgewacht. Geweckt durch meinen eigenen Schrei.
Und jetzt hockte ich noch immer auf der Bettkante und dachte über den Traum nach. Ich wollte natürlich auch ins Büro fahren, aber erst später. Erst mal musste ich wieder zu mir selbst finden.
Die Jacke meines Schlafanzugs war durch meinen Schweiß feucht geworden. Als ich sie auszog und dann in Richtung Bad ging, begann ich zu frieren und war froh, wenig später unter der Dusche zu stehen. Ich ließ das recht heiße Wasser auf meinen Körper prasseln, weil ich wollte, dass die Kälte aus meinem Körper vertrieben wurde.
Nach dem Duschen ging es mir etwas besser. Nur den Druck im Kopf hatte ich nicht wegspülen können. Meinem Freund und Kollegen Suko, der nebenan wohnte, hatte ich schon am Abend Bescheid gegeben, dass ich wahrscheinlich später kommen würde.
Und so ließ ich es langsam angehen. Die Schritte waren recht schwer, die Bewegungen langsam. Wenn ich mir gegenüber ehrlich war, dann musste ich mir eingestehen, dass ich alles andere als ein Held war. Zumindest nicht an diesem Morgen.
In den Bademantel gehüllt, frühstückte ich. So allein zu sitzen und zu essen, war auch nicht das Wahre, aber ich hatte mich im Laufe der Jahre daran gewöhnt.
Der Kaffee war wichtig. Dazu aß ich Vollkornbrot, das mir Glenda Perkins besorgt hatte, weil sie der Meinung gewesen war, dass es sehr gesund war. Das mochte schon stimmen, nur schmeckte es mir nicht, und so schlug ich ein Ei in die Pfanne.
Als ich mir die dritte Tasse Kaffee eingeschenkt hatte, merkte ich, dass es mir besser ging. Bei mir kehrten die Lebensgeister wieder zurück, und auch die Gedanken an den Traum der vergangenen Nacht verflüchtigten sich allmählich.
Aber der Gedanke an van Akkeren blieb!
Wie ging es weiter?
An dieser Frage kam ich einfach nicht vorbei. Sie quälte mich immer und immer wieder. Ich wusste nicht, was ich noch unternehmen sollte. Ich dachte darüber nach, ihn einfach seinem Schicksal zu überlassen, das wäre das Beste gewesen, denn aus der Zelle in der Klinik würde er sich kaum befreien können, aber so ganz konnte ich dem nicht folgen. Van Akkeren war kein richtiger Einzelgänger gewesen. Er hatte mächtige Freunde, die ihn unterstützten, und da stand der Schwarze Tod an erster Stelle.
War das Fakt?
Damit hatte ich meine Probleme bekommen. Nein, so richtig wollte ich nicht zustimmen. Er hatte ihm auch nicht geholfen, als wir ihn in die Zelle gesteckt hatten. Da konnte es durchaus sein, dass der Schwarze Tod ihn aufgegeben hatte, weil van Akkeren jetzt zu den Verlierern zählte. Van Akkerens Ziel war es auch gewesen, neuer Großmeister der Templer zu werden, um dem Dämon Baphomet jede Menge Gefolgsleute zuzuschustern. Auch das konnte man jetzt vergessen. Die Dinge hatten sich radikal geändert. Es gab den Schwarzen Tod noch, es gab auch seine Vampirwelt, aber der große Plan ging nicht mehr auf. Zu vieles hatte sich verändert.
In der einsam liegenden Klinik wusste man Bescheid, wer van Akkeren war. Natürlich waren seine genauen Hintergründe nicht bekannt, aber man hatte versprochen, sich an unsere Vorgaben zu halten. Und die sahen so aus, dass es van Akkeren auf keinen Fall gelingen konnte, den Bau zu verlassen. Er stand unter ständiger Kontrolle.
Ich hätte beruhigt sein müssen und war es trotzdem nicht. Ein Rest von Unsicherheit blieb bestehen, und so wusste ich auch, dass ich mich schon in nächster Zeit auf den Weg machen würde, um van Akkeren einen Besuch abzustatten. Mein Teller war leer. Den Rest Kaffee trank ich ebenfalls und brachte das Geschirr in die Küche.
Erst danach zog ich mich an und fühlte mich gut genug, um zum Büro zu fahren.
Ein neuer
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