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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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herausgestürmt, um den abstürzenden Balken zu entkommen, die in atemberaubenden Flammenexplosionen durch den Turm brachen. Ein Priester aus dem Hausstand des Prinzen schätzte, dass die Armee bisher zweihundertfünfzig Meilen zurückgelegt hatte, und es waren zweihundertfünfzig Meilen Beute, Zerstörung, Brandschatzung und Töten gewesen, zweihundertfünfzig Meilen, auf denen sie die Franzosen bettelarm gemacht und gezeigt hatten, dass England ungestraft durch Feindesland ziehen konnte.
    Doch der Prinz wusste, dass seine Armee klein war. Er hatte sechstausend Mann zweihundertfünfzig Meilen weit geführt, und nun war er im Herzen Frankreichs, und Frankreich konnte Tausende Männer aufstellen, um ihm entgegenzutreten. Es gab Gerüchte darüber, dass der König von Frankreich eine Armee sammelte, aber wo und wie groß diese Armee war, wusste der Prinz nicht. Nur eines wusste er mit Sicherheit: Die Armee König Jeans würde größer sein als seine, und der Grund, aus dem er Tours um jeden Preis einnehmen wollte, war, dass dies der Weg war, auf dem er sich mit der kleineren Einheit des Earl of Lancaster zusammenschließen konnte. Lancaster war aus der Bretagne ausgerückt und hatte einen weiten Landstrich in Nordfrankreich verwüstet, und nun hieß es, er sei auf dem Weg Richtung Süden, um sich dem Prinzen anzuschließen, während der Prinz sich nordwärts bewegte. Aber um Lancaster zu treffen, musste er die Loire überqueren, und um die Loire zu überqueren, brauchte er die Brücke, und um die Brücke einzunehmen, musste er Tours erobern. Wenn es dem Prinzen gelänge, sich mit Lancaster zusammenzuschließen, hätte er genügend Männer, um weiter Richtung Norden nach Paris vorzurücken, das Kernland des Gegners zu verheeren und es mit der königlichen französischen Armee aufzunehmen. Gelang es ihm dagegen nicht, den Fluss zu überqueren, blieb ihm nichts als der Rückzug.
    Die Bogenschützen schoben sich durch den Morast vorwärts. Der Regen peitschte vom Himmel, und der Wind trieb kleine Wellen in das Wasser. Ein Mann spannte seinen Bogen und schoss einen Pfeil auf die Holzpalisade der
Bourg
, doch die Bogensehne war durch die Feuchtigkeit geschwächt, und der Pfeil ging viel zu weit vor dem Ziel nieder. «Vergeudet eure verdammten Pfeile nicht!», kam es wütend von einem Ventenar, dem Befehlshaber über eine zwanzigköpfige Bogenschützeneinheit. «Wartet, bis ihr einen verdammten Franzmann töten könnt.»
    «Falls es welche zum Töten gibt», sagte Burghersh. Kein Feind zeigte sich auf der schwachen Verteidigungsanlage. «Vielleicht sind die Bastarde ja wirklich weg», fügte er hoffnungsvoll hinzu.
    «Aber warum sollten sie die
Bourg
aufgeben», fragte der Prinz.
    «Weil er ein Schwachkopf ist, Sire?», schlug Burghersh vor.
    «Ich habe gehört, der Dauphin wäre hässlich», sagte der Prinz, «aber ein Narr ist er nicht.»
    «Ihr dagegen, Sire?», warf sein anderer Begleiter ein und erntete bei dieser Anmaßung einen erstaunten Blick von Burghersh, aber der Prinz lachte nur über den Scherz.
    Ein paar Bogenschützen benutzten ihre Bögen als Gehstab, suchten sich damit festen Grund oder hielten sich daran im Gleichgewicht. Und noch immer war kein Feind zu sehen. Eine Gruppe Bogenschützen, die am dichtesten beim Fluss war, fand einen Streifen erhöhtes Gelände und rannte auf die jämmerliche Palisade zu, hinter der die wohlhabenden Häuser und üppig ausgestatteten Kirchen der
Bourg
lagen. Andere Bogenschützen bewegten sich zu demselben trockeneren Gelände hin, und die Waffenknechte, die sich durch Tümpel und Schlamm kämpften, folgten ihnen, sodass sich schließlich eine ganze Masse von Männern auf dem etwas höher gelegenen und trockeneren Landstreifen befanden.
    Und dann schossen die Armbrüste.
    Dutzende von Armbrüsten, die trocken gehalten worden waren, weil ihre Schützen in den oberen Stockwerken der Häuser hinter der Palisade saßen. Die Bolzen jagten durch den Regen, und die ersten Bogenschützen wurden von der Gewalt der Geschosse nach hinten geschleudert. Ein paar Männer versuchten, den Beschuss mit ihren Kriegsbögen zu erwidern, aber die feuchten Sehnen hatten sich gedehnt, und die Pfeile kamen nicht einmal bis an die Palisade, auf der es mit einem Mal vor Männern mit Kriegsäxten, Schwertern und Speeren wimmelte.
    «Zum Teufel», fluchte der Prinz.
    «Noch fünfzig Schritt», sagte Burghersh und meinte damit, dass seine Bogenschützen in fünfzig Schritt imstande wären, in

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