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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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die
Bourg
zu schießen, aber der Beschuss durch die Armbrüste war zu dicht. Der Prinz sah einen Mann, der von einem Bolzen im Gesicht getroffen wurde, sah das Blut sprühen und wie es beinahe augenblicklich vom Regen aus der Luft gewaschen wurde, während der Mann, aus dessen Auge ein kurzer, schwarzer Bolzen ragte, rücklings ins Wasser fiel.
    «Ruft sie zurück», befahl der Prinz.
    «Aber …»
    «Ruft sie zurück!»
    Burghersh schrie seinem Trompeter einen Befehl zu, und dieser blies zum Rückzug. Der Wind und der Regen waren laut, aber nicht laut genug, um den Jubel der Verteidiger zu übertönen.
    «Sire! Ihr seid zu weit vorn!», mahnte der Begleiter des Prinzen. Es war Jean de Grailly, der Captal de Buch, ein Gascogner, der dem Prinzen aus seinem luxuriösen Zelt gefolgt war. «Ihr seid zu weit vorn, Sire!»
    «Es sind noch vierhundert Männer weiter vorn als ich», sagte Edward.
    «Ihr tragt einen roten Umhang, Sire. Das nennt man eine Zielscheibe.» Der Captal trieb sein Pferd neben das des Prinzen. «Bastarde», zischte er. Er war genauso jung wie der Prinz, ein Mann mit schwarzen Augenbrauen und durchdringendem Blick, und trotz seiner Jugend genoss er einen herausragenden Ruf als Truppenführer. Er hatte seine eigenen Gefolgsleute aus der Gascogne mitgebracht, alle trugen sein Wappenzeichen mit den fünf silbernen Jakobsmuscheln auf einem schwarzen Kreuz vor gelbem Feld. Sein Pferd trug das Zeichen, und sein Umhang war schwarz-gelb gestreift, was ihn zu einer ebenso markanten Zielscheibe machte wie den Prinzen. «Wenn Euch ein Bolzen trifft, Sire», sagte er, beendete seinen Satz jedoch nicht, weil ein Bolzen so dicht an seinem Gesicht vorbeijagte, dass er unwillkürlich zurückzuckte.
    Prinz Edward beobachtete die Bogenschützen und Waffenknechte, die sich durch den feuchten Morast zurückkämpften. «Sir Bartholomew!», rief er Burghersh, der ein paar Schritt näher zu den watenden Männern geritten war.
    «Sire?»
    «Der Bastard, der Euch gesagt hat, sie hätten sich zurückgezogen. Wo ist er?»
    «In meinem Quartier, Sire.»
    «Hängt ihn. Sorgt dafür, dass es lange dauert. Sehr lange.»
    Ein Armbrustbolzen raste knapp vor Foudre ins Marschland und schleuderte wasserspritzend an den Hufen des Pferdes vorbei. Noch zwei weitere Geschosse kamen dicht an sie heran, doch der Prinz wollte sich trotzdem nicht von der Stelle bewegen. «Die Männer dürfen nicht sehen, dass ich weglaufe», erklärte er dem Captal.
    «Besser weglaufen als sterben, Sire.»
    «Nicht unbedingt», sagte der Prinz. «Das Ansehen, Messire, das Ansehen.»
    «Vor der Zeit tot zu sein ist kein Weg, auf dem man sich großes Ansehen erwerben kann», sagte der Captal.
    «Meine Zeit ist nicht jetzt», sagte der Prinz. «Ich war in Argenton bei einer Wahrsagerin.»
    «Tatsächlich?»
    «Ein schmuddeliges altes Weib, aber die Leute sagen, sie kann die Zukunft voraussagen. Sie hat gestunken wie eine Jauchegrube.»
    «Und was hat sie gesagt?»
    «Sie sagte, mir wären wundervolle Dinge bestimmt», sagte der Prinz.
    «Wusste sie, dass Ihr der Prince of Wales seid, Sire?»
    «Oh ja.»
    «Dann hätte sie Euch kaum gesagt, dass Ihr eine Woche später in einem elenden Regensturm sterben würdet, nicht wahr? Je besser die Zukunft ist, die sie voraussagen, desto besser werden sie bezahlt. Ich wette, dass Ihr großzügig wart, oder?»
    «Ich glaube, das war ich.»
    «Und sehr wahrscheinlich hat einer Eurer Höflinge der Alten gesagt, was sie erzählen soll. Hat sie gesagt, Ihr werdet Glück in der Liebe haben?»
    «Oh ja.»
    «Das kann man einem Prinzen leicht prophezeien. Ein Prinz kann aussehen wie eine warzige Unke, und trotzdem machen sie die Beine breit.»
    «Gott ist wahrhaft gut», sagte der Prinz freudig. Scharlachrote Färbstoffe sickerten aus seiner Kappe und hinterließen Rinnsale auf seinem Gesicht, sodass es aussah, als würde er bluten.
    «Kommt weg hier, Sire», bat der Captal.
    «Gleich, Messire», sagte der Prinz. Er war entschlossen, so lange zu warten, bis sich der letzte Engländer oder Waliser hinter sein Pferd zurückgezogen hatte.
    Ein Armbrustschütze in dem oberen Stock einer Sattlerwerkstatt, die nahe am Südtor lag, hatte die auffälligen Umhänge der beiden Reiter gesehen. Er packte die Spanngriffe seiner Waffe und kurbelte die Sehne Zoll für Zoll zurück, setzte das Holz und den Metallbogen unter Spannung, die knarrend die enorme Belastung durch die dicke Sehne aufnahmen. Er spürte, wie die Sehne über die Sperrklinke

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