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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gehasst, aber was waren die Hellequin, wenn nicht
Coredors
? Nur dass sie einem Herrn dienten, unterschied die Hellequin von ihnen, und dieser Herr war William Bohun, Earl of Northampton, der Gott weiß wie viele Meilen entfernt die schottisch-englische Grenze bewachte, und es war der Wunsch des Earls of Northampton, dass Thomas in diesem Landstrich Frankreichs die Vorherrschaft ausübte. Machte es das richtig? Oder war die Kirche Saint Sardos in Castillon d’Arbizon deshalb so üppig mit Silber und Wandgemälden geschmückt, weil Thomas etwas anderes vermutete? «In diesem Verlies bin ich Genevieve das erste Mal begegnet», erzählte er Keane.
    «Hier?»
    «Sie wollten sie als Ketzerin verbrennen», sagte Thomas. «Der Scheiterhaufen war schon aufgebaut. Sie hatten haufenweise Stroh zum Anzünden, und sie hatten die Holzbündel aufrecht gestellt, weil sie dann langsamer verbrennen. Auf die Art dauert der Schmerz länger.»
    «Mein Gott», sagte Keane.
    «Nicht der Schmerz», korrigierte sich Thomas, «der Todeskampf. Kannst du dir vorstellen, dass Jesus einen Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt hätte?», fragte er. «Kannst du dir vorstellen, dass er für ein besonders langsam brennendes Feuer gesorgt und dann zugeschaut hätte, wie sich jemand schreiend in Qualen windet?»
    Keane war überrascht von dem puren Zorn in Thomas’ Stimme. «Nein», sagte er verhalten.
    «Ich bin ein Teufelsbalg», sagte Thomas bitter, «ein Priestersohn. Ich kenne die Kirche, aber wenn Jesus heute wiederkäme, würde er nicht glauben, was zur Hölle aus der Kirche geworden ist.»
    «Wir sind alle schlechte Menschen», sagte Keane unbehaglich.
    «Und du bist nicht schnell genug mit dem Schwert», sagte Thomas. «Wenn du fünf Jahre geübt hast, bist du vielleicht so weit. Hier, probier das.»
    Die Waffen in dem Verlies waren alle von Feinden erbeutet worden. Es gab Schwerter, Äxte, Armbrüste und Speere. Viele waren nicht mehr zu gebrauchen, ihre Klingen warteten nur darauf, eingeschmolzen und neu verarbeitet zu werden, aber es gab auch viele gute Waffen, und Thomas hatte eine Streitaxt ausgesucht. «Gott, die ist ja mörderisch», sagte Keane und wog die Axt in der Hand.
    «Der Axtkopf ist mit Blei beschwert», erklärte Thomas. «Man braucht dafür weniger Geschick als Kraft. Aber denk dran, Geschick schadet auch nicht.»
    «Hackt man damit auf jemanden ein?»
    «Stell sie dir wie einen Kampfstock mit einer Klinge vor.» Die Streitaxt war kurz, nur fünf Fuß lang, mit einem dicken Holzgriff. Der aus Stahl geschmiedete Kopf bestand auf der einen Seite aus einer Axtklinge und auf der anderen aus einer Hakenspitze, während beide Seiten des Griffs in kurze Spitzen ausliefen. «Ein Schwert nützt nicht viel gegen einen Mann in Rüstung», sagte Thomas. «Ein Kettenhemd hält den Hieb auf, und sogar gekochtes Leder bremst die meisten Schwertschläge. Ein nach vorn ausgeführter Schwertstich kann vielleicht ein Kettenhemd durchdringen, aber das hier», er berührte eine der Spitzen, «kommt gegen jede Rüstung an.»
    «Und warum werden dann noch Schwerter getragen?»
    «In der Schlacht? Die meisten Männer tragen keins. Wenn man einen Gegner in Rüstung vor sich hat, muss man ihn niederschmettern. Eine Keule, ein Morgenstern, ein Kriegsflegel, eine Streitaxt sind da alle besser als ein Schwert. Er drehte den Axtkopf, um die Hakenspitze zu zeigen. «Mit dem Haken kann man einen Mann aus dem Gleichgewicht bringen. Man hakt die Waffe um sein Bein oder bringt ihn zum Stolpern, und dann schlägt man den Bastard mit dem Axtkopf tot. Wenn sie dir gefällt, kannst du sie nehmen, aber binde ein paar Lumpen unter den Kopf.»
    «Lumpen?»
    «Du willst ja nicht, dass das Blut am Schaft herunterläuft und ihn glitschig macht. Und bitte Sam, dir ein paar Bogensehnen zu flechten, damit du den Schaft besser greifen kannst. Kennst du den Schmied in der Stadt?»
    «Den die Leute schielender Jacques nennen?»
    «Er wird sie für dich schleifen. Aber zuerst gehst du in den Burghof und übst damit. Hack einen von den Pfählen in Stücke. Du hast zwei Tage, um Experte zu werden.»
    Im Hof übten sich schon überall Männer an ihren Waffen. Thomas setzte sich auf die oberste Stufe der Turmtreppe und grinste Sire Henri Courtois zur Begrüßung an, der sich daraufhin neben ihn setzte, einen Fußknöchel drehte und zusammenzuckte. «Tut es immer noch weh?», fragte Thomas.
    «Alles tut weh. Ich bin alt.» Sire Henri runzelte die Stirn. «Gebt Ihr mir

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