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während er sich über den Tisch beugte, «dreifach!» Er musste sich über den Tisch beugen, denn die Würfel bestanden aus edelstem, hellstem Elfenbein, und die Würfelaugen waren mit Gold eingelegt, sodass sie schwer zu erkennen waren, und noch schwieriger wurde es durch das merkwürdige Licht in dem enorm großen Zelt, das aus rot-gelb gestreiftem Segeltuch bestand. Nicht, dass es viel Licht gegeben hätte, denn am Himmel drängten sich an diesem Vormittag dichte Wolken. Der Mann sah den Prinzen fragend an, weil er bestätigt haben wollte, dass er die Würfel hochnehmen durfte. Der Prinz nickte. «Eine Zwei und eine Eins», sagte der Mann grinsend, «das ergibt meiner Rechnung nach drei, Sire, und erhöht Eure Schulden bei mir um dreihundert.»
«Euer Vergnügen ist unziemlich», sagte der Prinz, allerdings ohne jegliche Verärgerung.
«Das ist es in der Tat, Sire, aber ein Vergnügen ist es dennoch.»
«Oh Gott, nein.» Der Prinz sah auf, weil es im Zelt durch heftig niederprasselnden Regen unvermittelt laut geworden war. Es hatte schon den ganzen Morgen getröpfelt, nun aber trommelte der Regen herab, dass sie die Stimmen erheben mussten, um sich einander verständlich zu machen. «Ich stehe heute nicht in Gottes Gunst!»
«Er betet Euch geradezu an, Sire, aber meine Börse liebt er noch mehr.»
Der Prinz war sechsundzwanzig Jahre alt, ein gutaussehender Mann mit dichtem blondem Haar, das im eigentümlichen Licht des Zeltes dunkler wirkte. Sein Gesicht war knochig, mit tiefliegenden Augen, die so schwarz waren wie die Jettknöpfe, die den Stehkragen seines Wappenrocks schmückten, der modisch kurz, tailliert und von königlichem Blau war. Der untere Teil des Wappenrocks war mit Knochen versteift und lief in Spitzen aus, die mit einem Perlenrand bestickt, mit gelber Seide ausgefüttert und mit gedrehten Quasten aus Goldstoff vollendet waren. Sein Schwertgürtel war mit dem gleichen Stoff bezogen und in elfenbeinfarbener Seide mit den drei Federn seines Wappenzeichens bestickt. Das Schwert selbst lehnte in seiner Schwertscheide an einem Stuhl beim Zelteingang, und dorthin ging der Prinz nun, um zu dem regnerischen Himmel hinaufzusehen. «Guter Gott, hört das denn niemals auf?»
«Baut eine Arche, Sire.»
«Und was soll ich daraufladen? Frauen? Immer zwei und zwei? Das ist in der Tat eine verführerische Vorstellung. Zwei Mädchen mit blondem Haar, zwei mit schwarzem und zur Abwechslung zwei Rotschöpfe?»
«Sie wären vermutlich eine bessere Gesellschaft als Tiere.»
«Wisst Ihr das aus Erfahrung?»
Die Männer lachten. Männer lachen immer über die Scherze von Prinzen, aber dieses Lachen war echt, denn Edward of Woodstock, Prince of Wales, Duke of Cornwall, Earl of Chester und Herr von Gott weiß wie vielen anderen Gebieten, war ein leutseliger, umgänglicher und großzügiger junger Mann. Er war hochgewachsen und hätte die Blicke der Frauen auch auf sich gezogen, wenn er nicht der Erbe des englischen Throns gewesen wäre und, den Rechtsberatern und Lords im Dienst seines Vaters zufolge, auch der Erbe des französischen Throns. König Jean II . bestritt das, was nur allzu verständlich war, aber die Verfolgung dieses Thronanspruchs bildete den Grund, aus dem die englische Armee in Frankreich war. Das Wappen des Prinzen war das königliche Wappen, das die drei goldenen Löwen von England im Geviert mit den
Fleurs-de-Lys
von Frankreich zeigte, über die ein Silberbalken verlief, an dem drei Gehänge darauf hinwiesen, dass er der älteste Sohn des Königs war, doch der Prinz selbst bevorzugte es, einen schwarzen Schild zu tragen, von dem sich drei Federn alabasterweiß abhoben.
Übellaunig sah der Prinz zum Himmel hinauf. «Gottverdammter Regen», sagte er.
«Er wird sicher bald aufhören, Sire.»
Auf diese Bemerkung sagte der Prinz nichts, sondern starrte zwischen den Zwillingseichen hindurch, die wie Wächter vor dem Zelteingang standen. Die Stadt Tours war in dem heftigen Regen kaum zu erkennen. Der Ort war nicht sonderlich beeindruckend. Wohl wahr, die Cité war recht gut von Türmen und starken Mauern geschützt, aber die
Bourg
etwas unterhalb davon, in der bestimmt viele Reichtümer der Stadt lagen, war nur von einem flachen Graben und einem Balkenwall umgeben, der an vielen Stellen eingebrochen war. Die kriegserprobten Truppen des Prinzen konnten dieses Hindernis im Schlaf überwinden, allerdings war die Loire über die Ufer getreten, und nun wurde Tours von überfluteten Feldern, sumpfigem
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