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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht, wie er sie treffen sollte. Einige seiner Berater empfahlen ihm, einen Kampf zu vermeiden, weil die englischen Bogenschützen tödlich und ihre Waffenknechte zu unerbittlich wären, andere Berater wiederum waren überzeugt, dass dieser Spielerprinz leicht besiegt werden konnte. Er brummte vor sich hin. Er wünschte, er wäre zurück in Paris, wo ihn Musiker und Tänzer unterhalten würden; stattdessen saß er hier Gott weiß wo in seinem eigenen Land und wusste nicht, was er tun sollte.
    Er setzte sich auf die Bank. «Wein, Euer Majestät?» Ein Diener trat aus den Schatten.
    «Danke, Luc, nein.»
    «Der Lord of Douglas ist hier, Sire. Er wünscht mit Euch zu sprechen.»
    Der König nickte müde. «Bring eine Laterne her, Luc.»
    «Ihr werdet mit ihm sprechen, Sire?»
    «Ich spreche mit ihm», sagte der König und fragte sich, ob der Schotte etwas Neues zu sagen haben würde. Er glaubte es nicht. Douglas würde auf einen Angriff drängen. Kämpft jetzt. Tötet die Bastarde. Greift sie an. Schlachtet sie ab. Der Schotte sagte seit Wochen immer wieder das Gleiche. Er wollte die Schlacht. Er wollte Engländer töten, und diesen Wunsch betrachtete der König mit Wohlwollen, aber zugleich trieb ihn die Angst um, zu scheitern. Und nun würde ihn Douglas wieder bedrängen. König Jean seufzte. Er fürchtete sich vor Douglas und war davon überzeugt, auch wenn sich der Mann ausnahmslos respektvoll zeigte, dass ihn der Schotte verachtete. Douglas aber trug nicht die Verantwortung. Er war ein selbstbewusster Rohling, ein Kämpfer, ein Mann, der für Blut und Stahl und die Schlacht geboren war, König Jean dagegen hatte ein ganzes Land zu führen, und er wagte keinen Kampf gegen die Engländer zu verlieren. Es hatte gewaltige Anstrengungen gekostet, diese Armee aufzustellen, und wenn der König eine Niederlage erlitt, dann wusste nur Gott allein, welche Wirren das arme Frankreich heimsuchen würden. Und das arme Frankreich wurde schon jetzt geschändet. Englische Armeen zogen sengend, plündernd, zerstörend und tötend durch das Land. Aber diese Armee, die Armee des Prinzen, saß in der Falle. Oder jedenfalls beinahe. Und es bestand die Möglichkeit, sie zu vernichten, den Stolz des Gegners niederzuwerfen, Frankreich einen großen Sieg zu verschaffen, und König Jean erlaubte sich die Vorstellung, wie er mit dem Prince of Wales als Gefangenem in Paris einritt. Er stellte sich den Jubel vor, die Blumen, die auf sein Pferd geworfen, die Brunnen, die mit Wein betrieben würden, und das
Te Deum
, das in Notre-Dame gesungen würde. Das war ein betörender Traum, ein wundervoller Traum, aber sein Albtraumbruder war die Möglichkeit einer Niederlage.
    «Euer Hoheit.» Douglas erschien mit der Laterne unter den Birnbäumen. Er ging auf ein Knie hinab und beugte den Kopf. «Ihr seid noch spät wach, Sire.»
    «Ebenso wie Ihr, Messire», sagte der König, «und bitte, Messire, erhebt Euch.» König Jean trug einen blauen Samtumhang mit goldenem Fransenbesatz, in Gold eingestickten Fleurs-de-Lys und einem dicken Kragen aus weißem Pelz. Er wünschte, er würde etwas Kriegerischeres tragen, denn Douglas machte eine sehr beeindruckende Figur in Leder und einer Rüstung, die mit Scharten und Dellen übersät war. Er trug einen kurzen Wappenrock mit dem verblassten roten Herzen der Douglas und einen breiten Schwertgürtel, an dem eine monströse Klinge hing. Und er hielt einen Pfeil in der Hand. «Etwas Wein, Messire?», fragte der König.
    «Ich würde Bier bevorzugen, Euer Hoheit.»
    «Luc! Haben wir Bier?»
    «Ja, Euer Majestät!», rief Luc vom Haus aus.
    «Bring dem Lord of Douglas welches», sagte der König, dann unternahm er eine große Anstrengung und lächelte den Schotten an. «Ich vermute, Messire, dass Ihr gekommen seid, um mich zu einem Angriff zu ermutigen.»
    «Ich vertraue darauf, dass Ihr einen unternehmt, Sire», sagte Douglas. «Wenn die Bastarde auf diesem Hügel bleiben, haben wir eine selten gute Gelegenheit, sie zu schlagen.»
    «Es scheint jedoch», sagte der König milde, «als wären die Bastarde auf dem Hügel, und wir sind es nicht. Ist das nicht auch eine Überlegung wert?»
    «Die Hänge im Norden und Westen sind einfach zu nehmen», sagte Douglas wegwerfend, «lange, sanfte, einfache Anstiege, Sire. In Schottland würden wir so etwas nicht einmal einen Hügel nennen. Das ist ein Spaziergang. Dort hinauf könnte sogar eine verkrüppelte Kuh gehen, ohne außer Atem zu kommen.»
    «Sehr beruhigend», sagte

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