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schnell zur Hand waren und verschossen werden konnten.
«Das ist von dem Hügel dort gekommen», sagte Keane und sah zu dem breiten, oben abgeflachten Hügel im Westen hinüber.
Dort war nichts Auffälliges zu erkennen. Zwei Reiter mit dem Wappenrock des Prince of Wales galoppierten aus dem Wald bis zu einer der breiten Lücken in der Hecke und blickten westwärts. Inzwischen drängten sich die Waffenknechte unter den englischen Bannern, und Thomas wusste, dass er zum südlichen Ende der Linie zurückgehen sollte, wo der Hügel über dem Tal des Miosson aufragte, doch gerade als er sich umdrehte, erklang die Trompete erneut. Drei durchdringende Töne, jeder lang anhaltend, und als der dritte Ton verklungen war, erschien ein Reiter auf dem Hügelplateau im Westen. Er war eine halbe Meile entfernt, vielleicht auch etwas weiter, doch Thomas konnte erkennen, dass der Reiter eine farbenprächtige Tunika trug und sich aufrichtete, um einen dicken weißen Stab über seinem Kopf zu schwenken. «Ein Herold», sagte Thomas.
Eine Weile geschah nichts. «Bleibt er einfach dort stehen?», fragte Keane.
«Er wartet auf einen englischen Herold», riet Thomas, doch bevor einer der Herolde des Prinzen seinen französischen Amtsbruder treffen konnte, erschien eine Reitergruppe auf der gegenüberliegenden Hügelkuppe. Sie trieben ihre Pferde den Abhang hinunter, auf die Rebzeilen zu. «Drei Kardinäle!», rief Thomas aus. Sechs der Reiter trugen Plattenharnische, aber die meisten waren Geistliche: Priester und Mönche in Schwarz, Braun oder Weiß, die von drei Männern in leuchtend roten Kardinalsgewändern angeführt wurden. Einer von ihnen war Bessières. Thomas erkannte die fette Gestalt des Mannes und bemitleidete das Pferd, das ihn tragen musste.
Bis auf einen blieben alle Reiter am tiefsten Punkt des Tales stehen, und ein Kardinal kam allein den Hang herauf. Er ritt über einen schmalen Pfad durch die Rebzeilen, beobachtet von Dutzenden Engländern und Gascognern, die sich in den breiten Öffnungen der Hecke drängten.
«Macht Platz! Macht Platz!», wurde hinter Thomas gerufen. Waffenknechte im königlichen Rock schoben sich durch die Menge, um einen Durchgang für den Prince of Wales frei zu machen. Männer sanken auf die Knie.
Der Prinz ritt einen grauen Hengst, trug über einem Kettenhemd einen Waffenrock mit seinem Wappen und einen Helm, um den ein goldener Kronreif lief. Er runzelte erstaunt die Stirn, als der Kardinal näher kam. «Heute ist Sonntag, nicht wahr?», fragte er laut.
«Ja, Sire.»
«Vielleicht kommt er, um uns seinen Segen zu erteilen, Männer!»
Gelächter. Der Prinz, der vermeiden wollte, dass der Kardinal zu viel von dem sah, was hinter der Hecke lag, ließ sein Pferd einige Schritt weiter nach vorn gehen. Dann wartete er, die Hand auf dem vergoldeten Heft seines Schwertes. «Erkennt ihn jemand?», rief er.
«Das ist Talleyrand», knurrte einer der älteren Begleiter des Prinzen.
«Hélie de Talleyrand-Périgord?», fragte der Prinz überrascht.
«Derselbe, Sire.»
«Wir fühlen uns geehrt», sagte der Prinz sarkastisch. «Steht auf!», rief er den Männern hinter sich zu. «Wir wollen nicht, dass der Kardinal denkt, wir würden ihm huldigen.»
«Könnte ihm so passen, dass wir ihm huldigen», knurrte der Earl of Warwick.
Der Kardinal zügelte seine Stute. Das Zaumzeug des Pferdes war aus rotem Leder mit Silberbesatz. Die scharlachrote Satteldecke hatte einen goldenen Fransensaum, der Sattelknauf und der Hinterzwiesel waren in Gold eingefasst. Hélie de Talleyrand-Périgord war der reichste Geistliche von ganz Frankreich. Im Adelsstand geboren, hatte er sich die Bescheidenheitslehre seiner Kirche nie zu Herzen genommen, allerdings verbeugte er sich tief und respektvoll in seinem Sattel, als er den wartenden Prinzen erreichte. «Euer Hoheit», sagte er.
«Euer Eminenz», gab der Prinz zurück.
Talleyrand warf einen Blick auf die Bogenschützen und Waffenknechte, und sie erwiderten den Blick. Sie hatten einen großen, hageren Mann mit hochmütigen braunen Augen vor sich. Er beugte sich vor und klopfte seinem Pferd den Hals. Über seinem roten Handschuh trug er einen breiten Goldring mit einem funkelnden Rubin. «Euer Hoheit», wiederholte er, «ich komme mit einem Anliegen.»
Der Prinz zuckte mit den Schultern, sagte jedoch nichts.
Kardinal de Talleyrand blickte zum Himmel auf, als warte er auf eine Eingebung, und als er den Prinzen wieder ansah, hatte er Tränen in den Augen. Er breitete
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