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die Arme aus. «Ich bitte Euch, mich anzuhören, Sire. Ich flehe Euch an, meinen Worten Gehör zu schenken!»
Er hatte dorthin geschaut, wo die Sonne durch eine dünne Wolkendecke schien, dachte Thomas, damit seine Augen tränten.
«Das ist nicht der rechte Augenblick für eine Predigt!», sagte der Prinz schroff. «Sagt, was Ihr zu sagen habt, und tut es schnell.»
Der Kardinal zuckte bei dem Ton des Prinzen zusammen, doch dann setzte er seine sorgenvolle Miene wieder auf, sah dem Prinzen in die Augen und erklärte, dass eine Schlacht die sündhafte Vergeudung menschlichen Lebens sei. «Hunderte müssen sterben, Sire, Hunderte werden sterben, und sie werden fern von der Heimat sterben und in ungeweihter Erde bestattet. Seid Ihr diesen weiten Weg gegangen, damit Euer Lohn ein flaches Grab in Frankreich ist? Denn Ihr seid in Gefahr, Euer Hoheit, in schrecklicher Gefahr! Die Streitmacht Frankreichs ist nahe, und sie ist Euch überlegen! Sie wird Euch vernichten, und ich bitte Euch, ich bitte Euch, Sire, mir zu erlauben, nach einer anderen Lösung zu suchen. Ich verspreche Euch, Sire, beim Kreuze Christi und der Seligen Jungfrau, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, um Eure Wünsche zu erfüllen! Ich spreche für die Kirche, für den Heiligen Vater, für Gott selbst, der hier keine Männer sterben sehen will. Lasst uns verhandeln, Sire. Lasst uns gemeinsam Platz nehmen und vernünftig reden. Heute ist Sonntag, kein Tag für ein Gemetzel, sondern ein Tag, an dem Männer guten Willens miteinander sprechen sollten. Im Namen des lebendigen Gottes bitte ich Euch darum, Sire.»
Der Prinz erwiderte nichts. Durch die englischen Reihen lief ein Murmeln, als die Männer übersetzten, was der Kardinal gesagt hatte. Mit erhobener Hand forderte der Prinz Ruhe, dann sah er den Kardinal einfach nur sehr lange schweigend an. Schließlich zuckte er mit den Schultern. «Ihr sprecht für Frankreich, Euer Eminenz?»
«Nein, Sire. Ich spreche für die Kirche und den Heiligen Vater. Der Heilige Vater wünscht Frieden, ich schwöre es im Namen Gottes. Er hat mich angefleht, das Blutvergießen zu verhindern, diesen sinnlosen Krieg zu beenden und Frieden zu schließen.»
«Und will unser Gegner die Waffenruhe für den heutigen Tag einhalten?»
«Das hat König Jean versprochen», sagte Talleyrand. «Er hat geschworen, diesen Tag der Kirche zu schenken, weil er die andächtige Hoffnung hegt, dass wir einen immerwährenden Frieden schließen können.»
Der Prinz nickte und schwieg erneut für eine ganze Weile. Die hohen Wolken zogen ab und enthüllten die Sonne, die an einem blassen Himmel strahlte und einen warmen Tag verhieß. «Ich werde die Waffenruhe am heutigen Tag einhalten», sagte der Prinz schließlich, «und Gesandte zu Verhandlungen mit Euch schicken. Sie können dort reden.» Er deutete an den Fuß des Abhangs, wo die anderen Geistlichen warteten. «Aber die Waffenruhe gilt nur für heute», fügte der Prinz hinzu.
«Dann spreche ich über diesen Tag die Waffenruhe Gottes aus», sagte Talleyrand großartig. Es folgte eine unbehagliche Pause, als wüsste er nicht, was er noch sagen sollte, aber dann nickte er dem Prinzen nur zu, ließ sein Pferd umdrehen und ritt den langen, sonnenbeschienenen Hang hinunter.
Und der Prinz stieß einen erleichterten Seufzer aus.
Dreizehn
W affenruhe Gottes», sagte Sir Reginald Cobham säuerlich.
«Sie werden sich daran halten, oder?», fragte Thomas.
«Oh, das werden sie. Sie hätten am liebsten die gesamte nächste Woche eine Waffenruhe Gottes», sagte Sir Reginald, «das würde den Bastarden unglaublich gefallen.» Er trieb sein Pferd den Hang zum Miosson hinunter. Der Nebel hatte sich in der Septembersonne aufgelöst, sodass Thomas die Flussschlaufen im Tal sehen konnte. Es war ein kleiner Fluss, der an keiner Stelle breiter als etwa dreißig Fuß war, doch als er Sir Reginald den steilen Hügel hinab folgte, sah er, wie sumpfig der Talgrund war, was darauf hinwies, dass der Fluss oft über die Ufer trat. «Sie wollen, dass wir hierbleiben und unsere Vorräte aufbrauchen», sagte Sir Reginald, «dann sind wir hungrig, durstig und verwundbar. Was wir auch jetzt schon sind. Nichts zu essen, kein Wasser auf dem Hügel, und sie sind in der Überzahl.»
«Bei Crécy waren sie auch in der Überzahl», sagte Thomas.
«Was es nicht besser macht», sagte Sir Reginald. Er hatte Thomas mit einem knappen «Mit Euch wird es gehen. Holt Euer Pferd und ein halbes Dutzend
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