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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Nachttopf zu sehen.» Er drehte sich um und führte seine Gascogner den langen Abhang hinunter, der sanft Richtung Norden abfiel. Sie bewegten sich auf eine Mischlandschaft aus Wäldern, Weinbergen, Hecken und Hügeln zu, und irgendwo in diesem unübersichtlichen Gelände war die französische Armee, aber niemand wusste, wo genau oder wie groß sie war. Bestimmt war sie ganz in der Nähe. Das schloss der Captal aus dem Rauch der französischen Lagerfeuer, der nördlich am Himmel hing, aber der Prinz hatte ihn beauftragt herauszufinden, wo genau das gegnerische Armeelager war und wie viele Männer es waren, also ritt er den Abhang hinunter und hielt sich im Schutz der Bäume. Weder er noch seine Männer saßen auf ihren großen Schlachtrössern, den geübten Kriegspferden, mit denen sie in die Schlacht zogen, sondern auf Rennern, schnellen, schlanken Pferden, die sie rasch aus einer Gefahrenzone bringen konnten. Die Männer trugen Kettenhemden, aber keine Plattenpanzer, sie hatten Helme und Schwerter, aber keine Schilde. Sie waren Gascogner, und das bedeutete, dass sie an den ständigen Kriegszustand gewöhnt waren, daran, französische Raubzüge abzuwehren oder selbst Raubzüge zu unternehmen. Sie ritten schweigend. Zu ihrer Linken verlief ein Karrenweg, aber sie benutzten ihn nicht, sondern hielten sich in der Deckung. Als sie den Fuß des Abhangs erreicht hatten, bewegten sie sich langsamer weiter, denn nun waren sie ein gutes Stück außerhalb der Schussweite englischer Bögen, und wenn die Franzosen Späher aufgestellt hatten, konnten sie überall in den Wäldern sein.
    Der Captal befahl seinen Männern mit einer Geste, auszuschwärmen, und mit einer zweiten, weiterzureiten. Sie rückten sehr langsam vor, suchten in den Wäldern vor sich nach einer Bewegung, die einen versteckten Armbrustschützen verraten könnte. Sie ritten durch dichten Wald wieder hügelaufwärts, und immer noch war vom Feind nichts zu sehen. Der Captal hielt an. Wurde er in eine Falle gelockt? Er hob die Hand, damit seine Männer warteten, schwang sich aus dem Sattel und ging allein zu Fuß weiter. Der Hang war nicht steil, und er sah die Hügelkuppe nicht weit vor sich. Das wäre ein sehr guter Posten für einen Späher. Er bewegte sich leise, verstohlen, suchte mit den Blicken nach einem erschreckt aufflatternden Vogel, doch trotz all seiner Vorsicht spürte er, dass er allein war. Er musterte die Hügelkuppe einen Moment lang, dann ging er hinauf, und mit einem Mal hatte er einen weiten Ausblick nach Nordwesten.
    Er kauerte sich nieder.
    Das Hauptlager der Franzosen war nur eine halbe Meile entfernt, die Zelte standen dicht um ein Dorf und ein Herrenhaus, doch was ihn interessierte, war, dass er Männer nach Westen abrücken sah. Die Engländer konnten diese Männer von ihrem Hügel aus nicht sehen, aber der Captal sah, dass die französischen Truppen in einem Bogen nach Südwesten geführt wurden, um näher an den Fluss zu kommen. Sie rückten nicht in Kampfordnung vor, tatsächlich konnte er überhaupt keine Marschordnung erkennen, aber sie zogen eindeutig Richtung Westen. Auf den Captal wirkte es, als sei der Hügel mit dem flachen Plateau ihr Ziel, das Champ d’Alexandre. Er konnte sie nicht zählen, es waren zu viele, und es gab zu viele Geländeeinschnitte. Siebenundachtzig Banner, fiel ihm wieder ein.
    Er schob sich zurück, stand auf und ging zu seinem Pferd. Er stieg auf, ließ sein Pferd umdrehen und winkte seine Männer wieder Richtung Süden. Sie ritten jetzt schnell, sicher, dass sich kein Feind in Sichtweite oder Hörweite befand, und der Captal fragte sich, ob die Franzosen die Waffenruhe einhalten würden.
    Aber zwei Dinge wusste er genau. Der Gegner bereitete sich auf einen Angriff vor, und der Angriff würde von Westen kommen.
     
    Die Earls of Warwick und Suffolk kamen am späten Nachmittag zum Zelt des Prinzen zurück. Erschöpft setzten sie sich, dann tranken sie den Wein, den ein Diener brachte. Sämtliche Berater des Prinzen waren anwesend, alle warteten darauf, dass die Ergebnisse der langen Verhandlungen bekannt gegeben wurden.
    «Die Bedingungen lauten wie folgt, Sire», sagte der Earl of Warwick ausdruckslos. «Wir müssen alles Land, alle Festungen und alle Städte zurückgeben, die wir in den letzten drei Jahren erobert haben. Wir müssen sämtliche Beute aus unserem Tross abliefern. Wir müssen alle Gefangenen, die wir hier oder in England haben, ohne weitere Lösegeldzahlungen freilassen. Und wir müssen

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