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anschließen, falls wir gebraucht werden.»
«Ich hoffe, er braucht uns!», sagte Philippe.
König Jean lächelte. Er wollte seinem Jüngsten nichts von den aufregenden Ereignissen dieses Tages vorenthalten, aber er wollte unbedingt, dass er sicher war. Vielleicht, dachte er, würden seine dreitausend Mann zum Ende der Schlacht vorrücken, um sich an der endgültigen Niederschlagung der Engländer zu beteiligen. Seine Männer gehörten zu den kampfstärksten Rittern und Waffenknechten Frankreichs. «Du wirst den Kampf erleben», versprach er seinem Sohn, «aber du musst schwören, mir nicht von der Seite zu weichen!»
«Ich schwöre es, Vater.»
Der Comte de Ventadour war zwischen den vielen Männern hindurchgeritten, die der Bruder des Königs befehligte. Das war der kürzeste Weg zum Dauphin. Der König sah ihn die Botschaft an den Duc d’Orléans ausrichten und dann zum Dauphin weiterreiten, der nun bis zur Hälfte des Hangs heruntergekommen war. Die Engländer hatten ihn nicht verfolgt. Sie warteten einfach hinter der Hecke ab, ein Zeichen dafür, so hoffte der König, dass sie tatsächlich geschwächt waren.
«Wenn der Duc angreift», rief der König Marschall Clermont zu, «werden wir zu seiner derzeitigen Stellung vorrücken.»
«Ja, Sire.»
Der erste schwere Angriff hatte die Engländer geschwächt. Zwei weitere sollten noch kommen.
Aber es sollte nur noch einer kommen.
Denn sein Bruder beschloss, wie der König ungläubig beobachtete, gemeinsam mit dem Dauphin das Feld zu verlassen. Der Duc d’Orléans hatte nicht gekämpft, an seinem Schwert klebte kein gegnerisches Blut, und doch ließ er sich sein Pferd bringen und führte seine Truppen nordwärts. «Was zum Teufel?», fragte der König die Morgenluft.
«Was in Gottes Namen tut er da?», fragte Marschall Clermont.
«Gütiger Himmel», sagte ein Mann.
«Er zieht ab!»
«Du Narr!», schrie der König seinem Bruder zu, der viel zu weit entfernt war, um es zu hören. «Du elender Narr, du Hasenfuß, du schwachsinniger Bastard! Du feiger Scheißhaufen!» Sein Gesicht war rot, Speichel flog aus seinem Mund. «Mit den Bannern vorrücken!», rief der König. Er stieg vom Pferd und gab einem Stallknecht die Zügel. Wenn sein Bruder nicht kämpfte, dann würden die Einheiten des Königs, die besten der Armee, diesen Tag entscheiden. «Trompeten!», rief der König immer noch wütend. «Gebt mir die verdammte Axt! Blast die Trompeten! Blast zum Vorrücken! Vorwärts!»
Die Trompeten wurden geblasen, die Trommeln wurden geschlagen, und die Oriflamme wurde in Richtung des Feindes getragen.
«Was machen sie da?» Der Prince of Wales war aufs Pferd gestiegen, um den Gegner besser sehen zu können, und was er sah, war besorgniserregend. Die zweite Angriffseinheit der Franzosen zog nordwärts. «Wollen sie unsere rechte Flanke angreifen?», überlegte er.
«Und zugleich die Mitte unserer Kampflinie, Sire.» Der kriegserfahrene Sir Reginald Cobham beobachtete, wie die letzte Angriffseinheit der Franzosen vorrückte. Über dieser Einheit wehten die Oriflamme und die königliche Standarte. Sir Reginald beugte sich vor und erschlug eine Bremse, die sich auf den Hals seines Schlachtrosses gesetzt hatte. «Womöglich hat irgendwer dort drüben doch ein bisschen Verstand.»
«Hat der Earl of Salisbury Bogenschützen?», fragte der Prinz.
«Viele, aber hat er auch genügend Pfeile?»
Der Prinz knurrte bloß. Ein Diener brachte ihm einen Krug mit wasserverdünntem Wein, aber der Prinz schüttelte den Kopf. «Sorg dafür, dass alle Männer getrunken haben, bevor ich es tue», befahl er laut genug, dass er noch dreißig Schritt entfernt gehört wurde.
«Ein Fuhrmann hat dreißig Fässer Wasser auf den Hügel gebracht, Sire», sagte der Earl of Warwick.
«Tatsächlich? Guter Mann!» Der Prinz sah sich nach einem Diener um. «Such ihn! Gib ihm einen Groschen!» Der Silbergroschen war eine wertvolle Münze. «Nein, gib ihm zwei! Sie sind nicht besonders eifrig auf den Kampf aus, oder?» Er sah zu den Truppen des Ducs d’Orléans, die nach seiner Annahme die Männer des Earls of Salisbury auf der rechten Flanke der Engländer angreifen wollten, aber zu seinem Erstaunen rückten die gegnerischen Truppen noch weiter Richtung Norden ab. Einige Männer ritten, einige gingen zu Fuß, und einige hielten sich unten im Tal auf, als wüssten sie nicht recht, was sie tun sollten. «Jean!», rief der Prinz. «Messire!»
Jean de Grailly, der Captal de Buch, der sich im
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