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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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eines Männerhandgelenks, und ursprünglich hatte die Festungsmannschaft die Waffe versteckt halten wollen, bis der Turm nur noch hundert Schritt entfernt war, doch nun brachte das Durcheinander des französischen Angriffs sie dazu, sie einzusetzen. Sie zogen den großen Holzschirm weg, der die Waffe verborgen hatte, und ließen den Metallbolzen abschnellen.
    Der Bolzen raste in die Vorderseite des Turms, ließ Funken sprühen, und eine der Lederhäute wölbte sich, sodass die Planken darunter freilagen, und dann trafen drei Feuerpfeile das nackte Holz, während das Katapult mühsam nachgespannt wurde.
    «Zieht das verdammte Ding zurück!», knurrte der Lord of Douglas. Vielleicht konnte der Turm rückwärts aus dem Loch gezogen werden, sodass die Senke gefüllt und das Belagerungsgerät wieder vorwärtsbewegt werden konnte.
    «Seile!», rief Geoffrey de Charny. «Holt Seile!»
    Die Waffenknechte der Franzosen, die das Geschehen beobachteten, waren still geworden. Der Turm stand leicht geneigt und war in einen Rauchschleier gehüllt, aber es war nicht zu erkennen, warum er sich nicht weiterbewegte; das wussten nur die Männer, die dicht am Geschehen waren. Der König, der immer noch auf seinem weißen Pferd saß, ritt ein wenig weiter nach vorn, dann hielt er an. «Und Gott ist auf unserer Seite?», wollte er von einem Kaplan wissen.
    «Er kann auf keiner anderen Seite sein, Sire.»
    «Warum ist dann …», begann der König zu fragen, beschloss jedoch, lieber auf die Antwort zu verzichten. An der rechten Seite des Turms verdichteten sich nun die Rauchwolken und erzitterten, als ein zweiter Katapultbolzen traf. Ein Waffenknecht hinkte mit einem Armbrustbolzen im Oberschenkel von den Hebeln weg, während Schildknappen mit Armen voller Seile heraneilten, aber es war zu spät.
    Plötzlich brannte es auf der mittleren Plattform. Zuerst war nur eine dichte Rauchwolke zu sehen, dann loderten Flammen durch das Grau. Die Planken auf der rechten Seite standen in Brand, und es war nicht genügend Wasser da, um das Feuer zu löschen. «Gott kann sehr wankelmütig sein», sagte der König bitter und wandte sich ab. Ein Mann auf der Festungsmauer schwenkte eine Flagge, um die französische Niederlage zu feiern. Die Trommeln und Trompeten schwiegen. In dem Turm schrien Männer, einige sprangen in Panik hinunter, um dem Inferno zu entkommen.
    Roland bemerkte nichts von dem Feuer, bis der Rauch durch die Luke der Leiteröffnung zu ihm heraufstieg. «Runter!», rief er. «Runter!» Die ersten Männer stiegen hastig die Leiter hinunter, doch eine Schwertscheide verfing sich in den Leitersprossen, und dann rasten Flammen durch die Luke, und der Mann, dessen Schwertscheide hängen geblieben war, begann zu schreien. Er wurde in seinem Kettenhemd geröstet. Ein anderer Mann sprang an ihm vorbei und brach sich das Bein, als er aufkam. Der brennende Mann schluchzte nun nur noch, und Roland eilte ihm zu Hilfe, versuchte, die Flammen mit bloßen Händen auszuschlagen. Robbie tat nichts. Er war verflucht, anders konnte es nicht sein. Was immer er auch berührte, verwandelte sich zu Asche. Einst hatte er Thomas enttäuscht, nun enttäuschte er seinen Onkel, er hatte geheiratet, aber seine Frau war bei der Geburt ihres ersten Kindes gestorben und das Kind mit ihr. Verflucht, dachte Robbie und rührte sich immer noch nicht, als der Rauch dichter wurde und die Flammen um ihn an der Plattform leckten, und dann schlingerte der ganze Turm, als ein dritter Katapultbolzen traf. Drei Männer waren noch mit ihm auf der obersten Plattform, und sie drängten ihn, sich in Sicherheit zu bringen, doch er konnte sich nicht bewegen. Roland trug einen Verwundeten die Leiter hinunter, und Gott musste den jungfräulichen Ritter lieben, denn ein heftiger Luftwirbel blies die Flammen und den Rauch von ihm weg, als er die Sprossen hinunterstieg. «Geht!», schrie ein Mann Robbie zu, aber er war zu niedergeschlagen, um sich zu bewegen.
    «Ihr geht», erklärte er den anderen Männern, «geht einfach.» Er zog sein Schwert, dachte, er könne zumindest mit einer Klinge in der Hand sterben, und er sah zu, als die drei Männer versuchten, die Gerüststreben an der offenen Rückseite des Turms hinunterzusteigen, doch alle wurden von den wütenden Flammen versengt und sprangen ab, um ihr Leben zu retten. Einer blieb unverletzt, weil sein Fall von Männern unter ihm gedämpft wurde, die beiden anderen aber brachen sich die Knochen. Inzwischen brannte eine der vier Flaggen

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