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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Oberhalb der Stadt, auf dem höchsten Punkt des felsigen Steilhangs, erhob sich die Burg. Sie war nicht groß, aber hoch gelegen und wehrhaft, und sie besaß ein neues, gemauertes Torhaus mit einem Turm, das den alten Zugang ersetzte, der von einer Kanone zerschossen worden war. Das Banner des Earls of Northampton mit den Löwen und den Sternen wehte über dem Torhaus und über dem Bergfried, doch jeder wusste, dass es Thomas of Hookton war,
le Bâtard
, der die Burg erobert hatte. Von diesem Stützpunkt aus ritten seine Hellequin ostwärts und nordwärts in feindliches Gebiet.
    «Der Comte wird es wieder versuchen», warnte Levonne, «und das nächste Mal wird er vielleicht von Labrouillade unterstützt.»
    «Und nicht nur von Labrouillade», sagte Thomas grimmig.
    «Habt Ihr Euch neue Feinde gemacht?», fragte Levonne mit gespieltem Tadel. «Da bin ich sehr erstaunt.»
    Thomas blickte zu dem Kruzifix auf. Die Kirche von Saint Sardos war arm gewesen, als sie die Stadt erobert hatten, doch nun glänzte sie vor Reichtum. Die Heiligenstatuen waren neu bemalt und mit Ketten aus Halbedelsteinen behängt. Die Jungfrau trug eine Silberkrone. Die Kerzenhalter und Altargefäße waren aus vergoldetem Silber; an den Wänden prangten Bilder von Sankt Sardos, Sankt Agnes und dem Jüngsten Gericht. Thomas hatte all das bezahlt, ebenso wie er den Kirchenschmuck in zwei weiteren Kirchen der Stadt bezahlt hatte. «Ich habe mir neue Feinde gemacht», sagte er, den Blick immer noch auf den blutbefleckten Christus an seinem vergoldeten Bronzekreuz gerichtet, «aber zunächst, Vater, erzählt mir, welcher Heilige auf einem Fleck kniet, von dem der Schnee weggeschmolzen ist.»
    «Auf einem Fleck, von dem der Schnee weggeschmolzen ist?», fragte Vater Levonne erheitert, dann aber sah er, dass es Thomas ernst war. «Sankt Eulalia vielleicht?»
    «Eulalia?», fragte Thomas.
    «Sie wurde verfolgt», sagte Vater Levonne, «ihre Peiniger warfen sie nackt auf die Straße, um sie zu beschämen, aber der Gnadenreiche Herr hat einen Schneesturm geschickt, um ihre Blöße zu bedecken.»
    «Nein», sagte Thomas, «ich habe einen Mann gesehen, und der Schnee schien vor ihm zurückzuweichen.»
    «Ist es dann der heilige Wenzel? Der König? Es heißt, der Schnee sei dort geschmolzen, wo er gegangen ist.»
    «Es war ein Mönch», sagte Thomas, «und auf dem Bild kniet er im Gras, und überall um ihn liegt Schnee, aber nicht dort, wo er kniet.»
    «Wo war dieses Bild?»
    Thomas erzählte ihm von seiner Begegnung mit dem Papst in der Salle des Herses in Avignon und von dem alten Bild dort an der Wand. «Der Mann ist nicht allein», sagte er, «ein anderer Mönch beobachtet ihn von einer Hütte aus, und Petrus überreicht ihm ein Schwert.»
    «Ah», sagte Vater Levonne in einem seltsam bedauernden Ton, «das Petrusschwert.»
    Thomas runzelte die Stirn. «Ihr lasst es klingen, als sei es etwas Böses. Ist das Schwert böse?»
    Vater Levonne ging nicht auf die Frage ein. «Ihr habt gesagt, Ihr seid dem Heiligen Vater begegnet. Wie war er?»
    «Er war recht schwach», sagte Thomas, «und sehr liebenswürdig.»
    «Wir wurden aufgefordert, für seine Gesundheit zu beten», sagte der Priester, «was ich auch tue. Er ist ein guter Mann.»
    «Er hasst uns», sagte Thomas. «Die Engländer.»
    Vater Levonne lächelte. «Wie gesagt, er ist ein guter Mann.» Er lachte, dann wurde er wieder ernst. «Es ist nicht überraschend», sagte er zurückhaltend, «dass sich im Palast des Heiligen Vaters ein Bildnis des Petrusschwerts befindet. Vielleicht bedeutet es nur, dass das Papsttum den Gebrauch des Schwertes aufgegeben hat. Ein Bildnis, um zu zeigen, dass wir unsere Waffen abgeben müssen, wenn wir gottgefällig leben wollen.»
    Thomas schüttelte den Kopf. «Es ist eine Geschichte, Vater. Warum sonst sollte ein anderer Mönch das Geschehen von einer Hütte aus beobachten? Warum die vom Schnee befreite Stelle? Bilder erzählen Geschichten!» Er deutete an die Kirchenwände. «Warum malen wir diese Bilder dorthin? Um den Ungebildeten Geschichten nahezubringen.»
    «Dann kenne ich diese Geschichte nicht», sagte Vater Levonne, «auch wenn ich vom Petrusschwert gehört habe.» Er bekreuzigte sich.
    «Das Schwert auf dem Bild», sagte Thomas, «hatte eine breite Vorderkante. Mehr wie ein Falchion.»
    «La Malice»
, sagte Vater Levonne leise.
    Thomas schwieg einige Augenblicke. «Das Schwert war im Besitze der Sieben Schattenfürsten», zitierte er dann die Sätze, die von

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