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der Comte, mir ein bescheidenes Zeichen des Dankes darbieten, bin ich ihm natürlich sehr verbunden.»
Er verbeugte sich vor Robbie. «Wir werden uns wiedersehen», sagte er, «und vergesst nicht, was ich gesagt habe. Ich seid verschont worden, weil Ihr eine große Aufgabe vor Euch habt. Ihr seid gesegnet. Und ich bin es auch! Eine Berufung!»
Der Lord of Douglas sah Roland de Verrec beim Weggehen nach. «Ist er wirklich noch Jungfrau?», fragte er ungläubig.
«Er schwört es», sagte Robbie.
«Kein Wunder, dass sein rechter Arm so verdammt muskulös ist», sagte der Lord of Douglas, «aber närrisch ist er trotzdem wie ein Sack voller Wiesel.» Er spuckte aus.
Roland de Verrec hatte eine Berufung, und Robbie war eifersüchtig.
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TEIL ZWEI
Montpellier
Vier
V ergib mir», sagte Thomas leise zu dem Kruzifix über dem Hauptaltar der kleinen Kirche von Saint Sardos, die unterhalb der Burg von Castillon d’Arbizon stand.
«Was soll er Euch vergeben, Thomas?», fragte der Priester.
«Er weiß es.»
«Und Ihr nicht?»
«Lest einfach die Messe für mich, Vater», sagte Thomas.
«Für Euch? Oder für die Männer, die Ihr getötet habt?»
«Für die Männer, die ich getötet habe», sagte Thomas. «Habe ich Euch genügend Geld gegeben?»
«Ihr habt mir genügend Geld gegeben, um eine neue Kirche zu bauen», sagte der Priester. «Reue ist eine kostspielige Sache, Thomas.»
Thomas musste beinahe lächeln. «Sie waren Soldaten, Vater», sagte er, «und sie sind im Gehorsam für ihren Dienstherrn gestorben. Ich schulde ihnen den Frieden im Jenseits, oder nicht?»
«Ihr Lehnsherr war ein Ehebrecher», sagte Vater Levonne streng. Vater Medous, sein Vorgänger, war ein Jahr zuvor gestorben, und der Bischof von Berat hatte Vater Levonne geschickt, um ihn zu ersetzen. Thomas hatte den Verdacht gehabt, der Neue wäre ein Spion, denn der Bischof war ein Unterstützer des Comtes de Berat, dem Castillon d’Arbizon früher gehört hatte und der die Stadt zurückhaben wollte, doch es sah so aus, als hätte der Bischof den Priester weggeschickt, um einen Plagegeist loszuwerden. «Ich habe das Gewissen des Bischofs gezwickt», hatte Levonne Thomas erklärt.
«Gezwickt?»
«Ich habe gegen die Sünde gepredigt, Sire», hatte Levonne gesagt, «und dem Bischof haben meine Predigten nicht gefallen.»
Seit diesem Gespräch nannte Vater Levonne Thomas beim Namen, und Thomas hatte es sich angewöhnt, bei dem jungen, ernsthaften Priester Rat einzuholen, und jedes Mal, wenn er von einem Vorstoß in feindliches Gebiet zurückkehrte, kam er in die Kirche von Saint Sardos, beichtete und bezahlte, damit Messen für die Männer gelesen wurden, die er getötet hatte. «Und wenn der Comte de Villon ein Ehebrecher war», fragte Thomas nun, «hat er es dann verdient, kastriert und umgebracht zu werden? Wenn das stimmt, Vater, müsst Ihr hier die halbe Stadt hinrichten lassen.»
«Nur die halbe?», fragte Vater Levonne belustigt. «Was mich angeht», fuhr er fort, «hätte ich es vorgezogen, Gott über die Strafe Villons entscheiden zu lassen, aber vielleicht hat Gott Euch ja als sein Werkzeug eingesetzt.»
«Habe ich falsch gehandelt?»
«Das müsst Ihr mir sagen.»
«Lest einfach die Messen, Vater», sagte Thomas.
«Und die Comtesse de Labrouillade», sprach Vater Levonne weiter, «eine schamlose Ehebrecherin, ist hier auf der Burg.»
«Wollt Ihr, dass ich sie töte?»
«Gott wird über ihr Schicksal bestimmen», sagte der Priester sanft, «aber das will der Comte de Labrouillade möglicherweise nicht abwarten. Er wird seinen Anspruch auf sie geltend machen. Die Stadt floriert, Thomas. Ich möchte nicht, dass Labrouillade oder irgendwer sonst hier einmarschiert. Schickt die Comtesse weg, weit weg.»
«Labrouillade wird nicht hierherkommen», entgegnete Thomas, «er ist nichts weiter als ein fetter Narr, und er fürchtet mich.»
«Der Comte de Berat ist auch ein Narr», sagte der Priester, «und ein reicher Narr dazu und ein tapferer, und er sucht Verbündete, um gegen Euch zu kämpfen.»
«Nur weil er bei jedem seiner früheren Versuche verloren hat», sagte Thomas. Er hatte die Stadt und die Burg von dem Comte erobert, der seither zwei Mal versucht hatte, seinen Besitz zurückzugewinnen, und zwei Mal gescheitert war. Die Stadt lag an der südlichen Grenze der Comté de Berat und wurde von hohen Stadtmauern und dem Fluss geschützt, der den hohen Bergfels, auf dem die Stadt lag, an drei Seiten umfloss.
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