1356
Thomas.
«Das ist ein Befehl unseres Erlösers! Unsere Waffen aufzugeben.
La Malice
hat Sein Missfallen erregt, Thomas, also sollte es nicht gefunden werden, es sollte zerstört werden.»
«Zerstört?», fragte Thomas, dann drehte er sich um, weil Hufgeklapper und das Quietschen ungefetteter Radachsen laut durch die Straße hallten. «Wir können später darüber streiten, Vater», sagte er, ging mit langen Schritten durchs Kirchenschiff und zog die Tür auf, sodass ihn der Frühlingssonnenschein blendete. Die Birnbäume blühten weiß um den Brunnen, von wo ein Dutzend Frauen ein schwerfälliges Fuhrwerk beobachteten, das von sechs Pferden gezogen wurde. Etwa zwanzig Reiter begleiteten den Wagen, die bis auf zwei Fremde alle zu Thomas’ Männern gehörten. Einer dieser Fremden trug eine kostspielige Plattenrüstung unter einem kurzen, schwarzen Wappenrock, auf den eine weiße Rose gestickt war. Sein Gesicht wurde durch einen Turnierhelm verborgen, den eine schwarz gefärbte Feder krönte, und sein weißes Pferd, ein Schlachtross, trug einen schwarz-weiß gestreiften Überwurf. Der Mann wurde von einem Diener begleitet, der ein Banner trug, auf dem ebenfalls die weiße Rose zu sehen war.
«Diese Kerle haben unten an der Straße gewartet.» Ein berittener Bogenschütze deutete mit dem Daumen auf die Fremden mit ihrem Weiße-Rose-Wappen. Der Bogenschütze trug, wie die übrigen Männer, die den Pferdewagen bewachten, das Wappen der Hellequin mit dem Fabeltier, das eine Schale trug. «Die Bastarde sind zu acht, aber wir haben gesagt, dass nur zwei in die Stadt kommen dürfen.»
«Thomas of Hookton?», sagte der Reiter mit der Rüstung fragend. Seine Stimme klang gedämpft unter dem großen Helm.
Thomas beachtete den Mann nicht. «Wie viele Fässer?», fragte er den Bogenschützen und nickte zu dem Fuhrwerk.
«Vierunddreißig.»
«Guter Gott», sagte Thomas unzufrieden, «nur vierunddreißig? Wir brauchen einhundertvierunddreißig!»
Der Bogenschütze zuckte mit den Schultern. «Die verdammten Schotten haben anscheinend den Waffenstillstand gebrochen. Der König braucht jeden Pfeil in England.»
«Er wird die Gascogne verlieren, wenn er keine Pfeile schickt», sagte Thomas.
«Thomas of Hookton!» Der Reiter trieb sein Pferd näher zu Thomas.
Thomas beachtete ihn immer noch nicht. «Hattet ihr Schwierigkeiten auf der Straße, Simon?», fragte er den Bogenschützen.
«Überhaupt keine.»
Thomas ging an dem Reiter vorbei zu dem behäbigen Fuhrwerk und zog sich auf die Ladefläche, wo er sein Messer nahm, um einen Fassdeckel aufzustemmen. In dem Fass waren Pfeile. Sie waren lose hineingesteckt, damit die Befiederung nicht beschädigt wurde. Thomas zog ein paar heraus und spähte an ihrem Schaft entlang. «Sehen recht gut aus», räumte er widerwillig ein.
«Wir haben ein Dutzend verschossen», sagte Simon, «und sie sind ganz gerade geflogen.»
«Seid Ihr Thomas of Hookton?» Der Ritter der weißen Rose hatte sein Schlachtross dicht an den Wagen getrieben.
«Ich spreche mit Euch, wenn ich fertig bin», sagte Thomas auf Französisch, dann wechselte er wieder zu Englisch. «Sehnen, Simon?»
«Säckeweise.»
«Gut», sagte Thomas, «aber nur vierunddreißig Fässer?» Eine seiner ständigen Sorgen war die Versorgung seiner gefürchteten Bogenschützen mit Pfeilen. Neue Bögen konnte er in Castillon d’Arbizon beschaffen, denn die Eiben in dieser Gegend waren gut geeignet, um zu den langen Bogenstäben verarbeitet zu werden, und Thomas war, wie ein halbes Dutzend seiner Männer, ein recht geübter Bogenbauer, doch keiner von ihnen verstand es, englische Pfeile zu machen. Sie sahen schlicht genug aus: ein Eschenschaft mit einer Stahlspitze und einer Befiederung aus Gänsefedern; doch es gab keine gekappten Eschen in der Nähe der Stadt, zudem konnten die Schmiede die nadelspitzen Ahlköpfe nicht herstellen, die imstande waren, eine Rüstung zu durchbohren, und niemand wusste, wie man die Federn band und verklebte. Ein guter Bogenschütze konnte fünfzehn Pfeile in der Minute abschnellen lassen, und im Kampf konnten Thomas’ Männer in zehn Minuten zehntausend Pfeile abschießen, und auch wenn manche Pfeile wieder benutzt werden konnten, gingen viele im Kampf zu Bruch, und deshalb war Thomas gezwungen, Ersatz für die hunderttausend Pfeile zu kaufen, die von Southampton nach Bordeaux verschifft und dann an die englischen Garnisonen verteilt wurden, die König Edwards Land in der Gascogne schützten. Thomas
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