1356
los. Keane und Bruder Michael nahmen die Beine in die Hand und verschwanden in einem engen Tal, wo Thomas und seine Männer auf der Lauer lagen.
Die Wut verwandelte sich in Schwerthiebe. Sechs Männer hatten sich auf die Jagd gemacht, und die Männer feuerten sich gegenseitig an, um die beiden Flüchtenden zu fassen. Die ersten zwei Reiter saßen auf kleinen, schnellen Pferden und ließen ihre Gefährten hinter sich, als sie über eine Kuppe in das Tal galoppierten. Ihre Pferde durchquerten spritzend einen Bachlauf, bevor die Reiter erkannten, dass sie in Schwierigkeiten waren. Thomas’ Männer rückten von beiden Seiten gegen sie vor, während die übrigen Reiter über die Kuppe galoppiert kamen, den Kampf unterhalb von sich sahen und verzweifelt versuchten, ihre Pferde zum Halten und Umdrehen zu bringen.
Thomas trieb sein Pferd den Abhang hinauf. Ein Mann im Wappenrock Montpelliers versuchte zu flüchten, dann änderte er seine Meinung und schwang das Schwert gegen Thomas, der sich links aus dem Sattel lehnte und einen wilden Schwerthieb ausführte, der den Mann unterhalb der Helmkante im Hals traf. Thomas hielt sich nicht lange auf, wusste er doch, dass der Mann kampfunfähig war, sondern trieb sein Pferd weiter den Hang hinauf und rammte die Klinge gegen einen zweiten Mann, dem Arnaldus, einer der Gascogner unter den Hellequin, gleichzeitig eine Kriegsaxt ins Gesicht hieb. Karyl hatte einen Mann aus dem Sattel gezerrt und stach ihn mit seinem Schwert nieder, Thomas sah das Blut über Karyls zerbeultem Helm aufspritzen. Keane drückte einen der ersten Reiter unter Wasser und ertränkte ihn, während die beiden Jagdhunde einen wild schlagenden Arm zerfleischten.
Sechs Männer waren in wenigen Sekunden niedergestreckt, und keiner der Hellequin war verletzt. «Keane! Sammle die Pferde ein!», rief Thomas.
Eine zweite Gruppe hatte die erste nordwärts galoppieren sehen und war ihr gefolgt, doch beim Anblick der gerüsteten Reiter, die sie oben an dem Olivenhain erwarteten, verließ sie der Mut. Sie schwenkten ab.
«Ihr», Thomas deutete auf Bruder Michael, «sucht Euch ein Kettenhemd, das Euch passt. Sucht Euch einen Helm und ein Schwert. Nehmt Euch ein Pferd.»
Dann ritten sie nach Norden.
Roland de Verrec gab Befehl, die Pferde in der eingefallenen Kirche anzubinden, dann erklomm er die steile, enge Treppe zum Glockenturm. Es gab dort keine Glocken mehr, nur noch einen leeren Raum. Jede der vier Wände war von einem offenen Fensterbogen durchbrochen, und das Dach bestand aus verrotteten Sparren, von denen die meisten Ziegel heruntergefallen waren, der Boden knarrte bedenklich unter dem Gewicht seiner Männer. «Die Pfeile werden durch die Fensterbögen fliegen», verkündete Genevieve.
«Seid still», sagte er, und dann, weil er immer höflich sein wollte, fügte er hinzu, «bitte.» Er war unruhig. Die Pferde stampften im Kirchenschiff mit den Hufen auf, im Dorf erklang ein Ruf, doch davon abgesehen, schien die Welt zu schweigen. Es wurde schnell dunkel, und verzerrte Schatten lagen über dem Friedhof neben der Kirche. Die Gräber waren nicht gekennzeichnet. Dieses Dorf musste von der grauenhaften Plage schwer getroffen worden sein, die so viele Seelen geraubt hatte, und die Toten waren in flachen Gräben verscharrt worden. Roland erinnerte sich, einmal wilde Hunde gesehen zu haben, die Pestopfer ausgruben. Damals war er noch ein Junge gewesen, und er hatte vor Mitleid geschluchzt, als die Hunde das verfaulende Fleisch der Toten auseinandergerissen hatten, die einmal die Pächter seiner Mutter gewesen waren. Sein Vater war an der Pest gestorben und auch sein einziger Bruder. Seine Mutter hatte gesagt, die Krankheit sei als Strafe für ihre Sünden geschickt worden. «Die Engländer und die Pest», hatte sie gesagt, «sie sind beide Teufelswerk.»
«Aber es heißt, dass die Pest auch bei den Engländern ist», hatte Roland betont.
«Gott ist gut», hatte die Witwe gesagt.
«Aber warum ist Vater gestorben?», hatte Roland gefragt.
«Er war ein Sünder», hatte seine Mutter gesagt und dennoch das Haus in einen Schrein für ihren Gemahl und ihren ältesten Sohn verwandelt, einen Schrein mit Kerzen und Kruzifixen, schwarzen Draperien und einem psalmodierenden Priester, der bezahlt wurde, um für den Vater und den Erben, die blutend und in ihrem Erbrochenen gestorben waren, Messen zu lesen. Und dann waren die Engländer gekommen, die Witwe wurde von ihrem Land vertrieben und war zum Comte d’Armagnac
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