1356
Miststück!», rief der Comte. «Zeig mir deine Titten, du mageres Luder!» Er verpasste ihr eine heftige Ohrfeige, und in diesem Moment kam ein halbes Dutzend Männer durch die Saaltür.
«Aufhören!» Es war Roland de Verrec, der das gerufen hatte. «Aufhören!», schrie er noch einmal. «Sie ist meine Geisel.»
Noch mehr Männer stürmten durch die Tür. Robbie Douglas war unter ihnen und starrte Genevieve an, die nun auf den Steinfliesen kauerte und die Fetzen ihres Gewandes vor ihrem Körper zusammenhielt. Sculley grinste. Die Waffenknechte des Comtes blickten von dem rasenden Labrouillade zu dem ruhigen Roland, während Vater Marchant die Situation mit einem Blick abschätzte und dann zwischen sie trat. «Die Frau», erklärte er dem Comte, «ist die Gefangene des Ordens, Messire.»
Diese Äußerung verwirrte Roland, der geglaubt hatte, sie wäre seine Geisel, aber er nahm die Worte als Unterstützungsversuch und legte deshalb keinen Widerspruch ein.
Der Comte atmete heftig. Einen Augenblick lang schien es, als würde die Vernunft Oberhand über seinen Zorn gewinnen, doch dann wurde er wieder vom Zorn überwältigt. «Raus!», zischte er die Neuankömmlinge an.
«Messire …», begann Vater Marchant besänftigend.
«Raus!», brüllte der Comte. «Das ist meine Burg!»
Niemand bewegte sich.
«Du!» Der Comte zeigte auf Luc. «Sorg dafür, dass wir sie loswerden!»
Luc versuchte, Roland, Vater Marchant und die anderen Ritter des Fischerordens aus dem Saal zu drängen, aber Roland ließ sich nicht beirren. «Sie ist meine Geisel», sagte er noch einmal.
«Kämpfen wir um das Weibsbild», sagte Sculley gut gelaunt.
«Ruhe!», zischte Robbie. Er kannte Genevieve, er hatte sie geliebt, seit er sie zum ersten Mal in den Kerkerzellen von Castillon d’Arbizon gesehen hatte. Diese unerwiderte Liebe hatte seine Freundschaft mit Thomas zerstört, sie hatte zu seinen Eidbrüchen geführt, zu seinem Streit mit dem Lord of Douglas, und all das hatte erst mit der heiligen Aufgabe des Fischerordens geendet. Das jedenfalls hatte Robbie geglaubt. Doch nun sah er Roland die Hand an das Heft seines Schwertes legen, und ihm graute vor der Entscheidung, die er zu treffen hatte. Genevieve blickte zu ihm empor, Überraschung und Flehen lagen in ihrem Blick.
Der Comte sah, dass Roland die Hand an sein Schwert Durandal legte, und außer sich, wie er war, griff er nach seiner eigenen Klinge. Vater Marchant hob beide Hände. «Im Namen Gottes!», rief er und packte Roland am Arm. «Im Namen Gottes!», sagte er noch einmal und streckte dem Comte mahnend die Hand entgegen. «Messire», sagte er mit besonnener Stimme, «Ihr habt recht. Dies ist Eure Burg. Was innerhalb dieser Mauern geschieht, unterliegt Eurem Befehl. Aber, Messire», und an dieser Stelle verneigte sich Vater Marchant tief vor dem Comte, «diese Frau muss zu uns sprechen. Seine Heiligkeit der Papst verlangt es, der König von Frankreich verlangt es, und Seine Majestät wird Euch dankbar sein, wenn Ihr mir, Eurem bescheidensten Diener», und hier verbeugte er sich erneut vor Labrouillade, «erlaubt, dieses elende Weib zu befragen.»
Vater Marchant hatte das Interesse des Papstes und des Königs erfunden, aber es war eine kluge Erfindung, die ausreichte, um Labrouillades Zorn abzukühlen. «Bin ich im Recht?», fragte der Comte.
«Vollkommen, und wenn einer von uns Euch behindert hat, Messire, wenn einer von uns Eure unangefochtene Autorität in Frage gestellt hat, so nehmt unsere untertänigste Entschuldigung an.»
«Und der Papst und der König haben Interesse daran?»
«So erstaunlich es scheinen mag, Messire, ja. Aus diesem Grund bin ich von Kardinal Bessières hierhergeschickt worden. Messire, wenn Ihr Euch einen Ruf als Mann verdienen wollt, der hier auf Erden heldenhaft für das himmlische Königreich gekämpft hat, dann bitte ich Euch, mir ein wenig Zeit mit dieser Kreatur zu bewilligen.»
«Und wenn Ihr mit ihr fertig seid?»
«Wie ich gesagt habe, Messire, dies ist Eure Burg.»
«Und Eure Männer tun gut daran, das nicht zu vergessen», knurrte der Comte.
«In der Tat, Messire.»
«Dann nehmt sie», sagte der Comte großmütig.
«Die Kirche steht für immer in Eurer Schuld, Messire», sagte Vater Marchant und befahl Sculley und Robbie mit einer Geste, Genevieve hinauszubringen. Dann deutete er auf Hugh. «Nehmt ihn auch mit.»
Und Robbie seufzte erleichtert auf.
Thomas kniete am Waldrand. «Was hat er gesagt?», fragte er zum zehnten
Weitere Kostenlose Bücher