1357 - Nach dem Holocaust
ob es sich um eine Meuterei handelt", wehrte Gucky ab. „Und außerdem bin ich mir nicht sicher, ob wir nicht Baos Funktion an Bord der NARGA PUUR falsch einschätzen. Er ist mit Sicherheit der Kommandant des kartanischen Teils der Besatzung. Ob und wie weit er bei den anderen Befehlsgewalt hat, ist nicht ganz klar. Um das festzustellen, müßten wir uns eingehend mit diesem Riesenschiff beschäftigen - und dazu haben wir im Augenblick nicht die richtige Möglichkeit. Wir können nur hoffen, daß Bao uns um Hilfe angehen wird, wenn es für ihn wirklich brenzlig wird."
„Im Augenblick wäre ich schon glücklich, wenn ich ihn dazu bewegen könnte, irgend etwas für die Kartanin hier auf Hubei zu tun", murmelte Eirene. „Ich verstehe einfach nicht, warum er sich in dieser Beziehung so stur stellt."
„Er mag die Lao-Sinh nicht", bemerkte Gucky lakonisch.
Eirene schwieg.
Sie standen beide in einem grauen Korridor. Dieser Korridor war Teil der NARGA PUUR, aber er hatte absolut nichts Aufregendes an sich. Er gehörte zu jenem Teil des Riesenschiffes, in dem die Kartanin lebten, und hinter einer der Türen sprach Fellmer Lloyd mit Bao at Tarkan. Sie hatten ihn vorgeschickt, weil sie hofften, daß er den Kartanin zu einer Hilfsaktion bewegen könne, und sie waren - sozusagen als stille Reserve - mit dem Telepathen in den KLOTZ teleportiert. Im Augenblick warteten sie auf das Ergebnis des Gesprächs. Für den Notfall waren sie bereit, Fellmer Lloyd zu unterstützen, aber falls Bao at Tarkan bei seiner ablehnenden Haltung blieb, würde wohl auch das herzlich wenig nützen.
Gucky hob plötzlich den Kopf. Eirene sah ihn fragend an, aber er gab ihr mit einer Geste zu verstehen, daß sie still sein sollte. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß er auf irgendwelche telepathischen Impulse lauschte. „Da stimmt etwas nicht", sagte er leise. „Eine Menge Aufregung - irgend etwas funktioniert nicht so, wie es eigentlich sein sollte."
„Hat es etwas mit Bao zu tun?"
„Nein, ich glaube, der hat im Augenblick gar keine Ahnung, was da vorgeht. Es kommt aus einem anderen Teil des Schiffes. Wenn dieses verdammte Ding bloß nicht so riesig wäre!"
Wieder lauschte er, und Eirene wartete geduldig. Plötzlich nahm er ihre Hand. Im nächsten Augenblick standen sie vor Bao at Tarkan. „Was soll das?" fragte der Kartanin scharf.
Eirene sah sich blitzschnell um der Raum war genauso grau und nüchtern wie der Korridor. Es sah nicht so aus, als würde Bao at Tarkan von hier aus die NARGA PUUR befehligen. „Was geht auf diesem Schiff vor?" fragte Gucky.
Der Kartanin musterte den Ilt von oben bis unten. Seine Blicke wirkten arrogant und abweisend. „Ich wüßte nicht, was dich das angeht", erwiderte er mit Hilfe des Translators. „Und im übrigen kann ich euren Wünschen nicht entsprechen. Die Lao-Sinh müssen selbst sehen, wie sie mit allem fertig werden."
Gucky warf Fellmer Lloyd einen kurzen Blick zu. Der Telepath zuckte die Schultern und lächelte etwas verlegen. „Er will einfach nicht", murmelte er. „Na schön", sagte Gucky, und nicht das kleinste Stückchen seines Nagezahns war zu sehen. „Dann werden wir eben auch nicht wollen, wenn es soweit ist und er Hilfe braucht."
Er streckte die Arme aus. Eirene ergriff seine Hand, und Fellmer Lloyd kam herbei, um es ihr gleichzutun.
Bao at Tarkan kannte derartige Vorbereitungen mittlerweile, und er wußte, daß seine „Gäste" im nächsten Augenblick verschwinden würden. „Wartet!" sagte er hastig. „Vielleicht kann ich doch ein paar Beiboote nach unten schicken. Ich werde es zumindest versuchen."
Gucky schickte ihm einen seltsamen Blick zu, aber das bekamen Eirene und Fellmer Lloyd nur noch am Rand mit, denn fast im selben Augenblick befanden sie sich wieder auf dem Raumhafen von Hangay. „Warum hat er plötzlich nachgegeben?" fragte der Telepath verblüfft. „Hast du es nicht mitbekommen?" erkundigte Gucky sich verblüfft. „Was soll ich mitbekommen haben?"
„Während du mit Bao gesprochen hast, hat es einige Aufregung in der NARGA PUUR gegeben."
„Ich war auf diesen Kartanin konzentriert", erklärte Fellmer Lloyd. „Nun rück schon raus mit der Sprache - was war los?"
„Das weiß ich auch nicht", erklärte Gucky vergnügt. „Aber ich weiß, daß Bao at Tarkan sich deswegen Sorgen macht. Irgend etwas stimmt mit seinem feinen Schiffchen nicht, und eine dunkle Vorahnung sagt ihm, daß der Ärger noch nicht einmal angefangen hat. Er hat Angst. Er weiß
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