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1357 - Nach dem Holocaust

Titel: 1357 - Nach dem Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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flimmerte die Luft vor Hitze.
    Kein Blatt bewegte sich. Nirgends war ein Tier zu sehen. Der Himmel über der Lichtung war leer.
    Sue-El spähte aufgeregt nach oben, bis ihr die Augen schmerzten, und erst als sie schon fast aufgeben wollte, erblickte sie für einen Augenblick einen dunklen Punkt, der hinter einem besonders hohen Baumwipfel verschwand. Der Punkt bewegte sich zu gleichmäßig, als daß er ein Tier hätte sein können, und außerdem war das Singen und Rauschen jetzt deutlicher vernehmbar. „Sie suchen nach uns!" sagte Sue-El zu sich selbst.
    Irgendwie klang das unsinnig, denn die Kartanin wußten natürlich, wo sich die Schule befand, und außerdem war die Lichtung mit dem zerstörten Gebäude darauf sicher nicht schwer zu entdecken. Aber Sue-El sagte sich, daß auch andere Kartanin, außerhalb des Dschungels, gewisse Schwierigkeiten haben mochten. Außerdem war gewiß auch der Peilsender ausgefallen. Zudem ...
    Sie dachte nach, aber ihr fielen keine weiteren Begründungen ein. Aber das war ja im Grunde genommen auch völlig gleichgültig. Tatsache war, daß ein Gleiter über dem Dschungel herumflog.
    Sue-El rannte in wilder Hast um das Gebäude herum. Sie mußte irgend etwas tun, um die Insassen des Gleiters auf sich aufmerksam zu machen, das war ihr klar.
    Sie dachte an ein Feuer, verwarf diesen Gedanken jedoch sofort. Der Holzvorrat, den Shu-Dan unmittelbar nach der Katastrophe angelegt hatte, war längst verbraucht, und das Feuer war erloschen.
    Sue-El konnte keines anzünden, weil sie nicht die Mittel dazu besaß.
    Sie rannte in den Korridor hinein und riß so viele Decken und Kissen von den leeren Lagern, wie sie nur tragen konnte. Das alles breitete sie draußen aus. Da es ihr nicht genug erschien, holte sie noch eine zweite und eine dritte Ladung.
    Jedesmal wenn sie nach draußen kam, verharrte sie und lauschte. Sie hörte den Gleiter immer noch, mal lauter, mal leiser, und einmal sah sie ihn auch. Er schien näher zu kommen. Sie stellte sich in die Mitte der mit Decken und Kissen bedeckten Fläche, schwenkte die Arme und hüpfte und schrie, aber das dumme Ding von einem Gleiter schwenkte zur Seite, ohne von ihr Notiz zu nehmen.
    Voller Angst raste sie in das Gebäude zurück. Jetzt gab es keine leeren Lager mehr, die sie mühelos plündern konnte, aber das kümmerte sie nicht im geringsten. Sie riß der erstbesten Kranken die Decke weg, und das ging so schnell, daß die Kartanin gar nicht dazu kam, sich wegen des plötzlichen Überfalls zu beschweren. In den anderen Fällen war Sue-El ebenfalls erfolgreich. Nur bei der letzten Kranken hatte sie Pech. „Das ist meine Decke!" fauchte Lia-Gan-L'agyr empört.
    Sue-El wußte, daß dieser ehemaligen Esper-Schülerin mit logischen Argumenten nicht beizukommen war.
    Das war schon in normalen Zeiten so gut wie unmöglich gewesen.
    Ein kurzes Tauziehen begann, bei dem Sue-El siegreich blieb. Lia-Gan jammerte und zeterte, aber sie kümmerte sich nicht um sie, sondern machte sich eiligst auf den Rückweg.
    Lia-Gan folgte ihr, schreiend, fauchend, wilde Beschimpfungen ausstoßend. Sue-El sah sie am Ausgang, als sie die gerade geholten Decken auf der Lichtung ausbreitete. Sie hielt Ausschau nach dem Gleiter, aber im Augenblick war er nirgends zu sehen. „Komm und hilf mir!" rief sie Lia-Gan-L'agyr zu, obwohl sie natürlich wußte, daß das sinnlos war.
    Lia-Gan machte denn auch prompt kehrt, aber sie war immer noch aufgebracht. Sue-El hörte sie drinnen herumschreien. Offenbar weckte sie die anderen Kranken auf, denn alsbald erhob sich eine zweite Stimme, und nach einigen Minuten ging es drinnen zu wie in einem Tollhaus. Die ersten Kranken kamen zum Ausgang, sahen die Decken und Kissen und machten sich daran, ihr Eigentum zurückzuholen. „Seid ihr verrückt geworden?" schrie Sue-El die anderen an, was höchst überflüssig war - sie waren verrückt, und Sue-El wußte das.
    In ihrer Verzweiflung dachte sie nicht darüber nach, ob das, was sie tat, sinnvoll war. Sie verstrickte sich in Kämpfe um jede einzelne Decke, während das Singen und Rauschen allmählich lauter wurde. Und dann gaben die Kranken es plötzlich auf.
    Sue-El hatte gerade mit aller Kraft am einen Ende einer Decke gezogen, als die Kartanin, die das andere Ende beim Wickel hatte, völlig überraschend losließ. Sue-El plumpste unsanft zu Boden. Die andere Kartanin verharrte noch für einen Augenblick fast regungslos. Dann zog sie sich vorsichtig zurück.
    Sue-El sprang hastig auf, spähte

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