1357 - Nach dem Holocaust
natürlich, daß er von den Lao-Sinh nichts zu erwarten hat und von uns auch nicht, wenn er sich weiterhin so stur anstellt, und er weiß andererseits nicht mehr so genau, ob und wieweit er sich auf seine eigenen Leute verlassen kann.
Darum hat er nachgegeben."
„Und wenn er plötzlich von uns verlangt, daß wir ihm tatsächlich helfen sollen?" fragte Eirene skeptisch. „Nun, was ihr in diesem Fall tun werdet, weiß ich natürlich nicht, aber was mich betrifft, so werde ich mit Vergnügen im KLOTZ herumschnüffeln und alle Geheimnisse aufdecken, die Bao at Tarkan zu seinem unruhigen Schlaf verhelfen - und noch ein paar dazu, von denen er noch nicht mal weiß, daß sie existieren. Hast du meinen ruhmreichen Beinamen vergessen? Ich bin der Retter des Universums, jawohl!"
Eirene seufzte, aber sie lächelte dabei.
Gucky war indessen bereits wieder davonteleportiert.
5.
Sue-El-K'yon war der Verzweiflung nahe. Ein Tag nach dem anderen verstrich, und noch immer gab es keine Anzeichen dafür, daß irgend jemand die Absicht hatte, sich um die Katastrophe in der Esper-Schule zu kümmern. Das konnte nur eines bedeuten: Die Katastrophe war tatsächlich viel größer und umfangreicher, als sie sich bisher hatte einreden wollen.
Trotzdem klammerte sie sich immer noch an die Hoffnung, daß draußen alles seinen Gang ging, daß alles in Ordnung war und das Tränennetz nach wie vor existierte. Es mußte existieren, denn dort arbeitete ja auch San-Mion.
Sue-El kannte ihren Vater nicht. Er war noch vor ihrer Geburt mit einem Erkundungsschiff in die fremde, noch immer weitgehend unbekannte Zwillingsgalaxis hinausgeflogen, in der Lao-Sinh lag. Niemand wußte, was mit ihm geschehen war, aber das Schiff war niemals zurückgekehrt, und so mußte man wohl davon ausgehen, daß er dort draußen den Tod gefunden hatte.
Ihre Mutter San-Mion war der einzige Mensch, den sie hatte, denn der Kontakt zu einigen weitläufigen Verwandten war abgebrochen, seit diese sich auf die anderen drei Welten des Tarkaniums zerstreut hatten.
Sue-El vertrieb energisch jeden Gedanken, der sich mit dem Tod ihrer Mutter befaßte, aber mit jedem Tag, der verging, wurde ihre Angst größer.
Fast beneidete sie die anderen, die gar nicht mehr in der Lage waren, sich über irgend etwas Sorgen zu machen.
Das war allerdings auch der einzige Punkt, der bei diesen anderen auch nur im entferntesten dazu geeignet war, Sue-Els Neid zu erregen. In jeder anderen Beziehung waren es bedauernswerte Kreaturen.
Immerhin kümmerten sich die grünpelzigen Tiere noch immer um die Kranken. Seit zehn Tagen ging das schon so, wobei Sue-El allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob es immer dieselben Tiere waren oder ob verschiedene Gruppen an der Krankenpflege beteiligt waren.
Auf ihre Weise waren die Pelzigen sogar recht erfolgreich. Am Anfang waren alle Kranken durch Hunger und Entbehrungen geschwächt gewesen. Sie waren schmutzig und apathisch, vergaßen, sich zu säubern und zu essen, wenn man ihnen die Nahrung nicht direkt vor die Nase hielt.
Inzwischen waren die meisten von ihnen von den Pelzigen so weit aufgepäppelt worden, daß sie zumindest aufrecht durch die Gegend laufen konnten. Die Pelzigen hatten ihnen mit viel Geduld beigebracht, sich täglich an einem Platz einzufinden, an dem sie Früchte, Blätter, Nüsse und Wurzeln bereitlegten. Dort saßen die Kartanin dann und stopften sich voll, um anschließend wieder in die Ruine der Schule zurückzukriechen.
Sue-El hatte nicht die Kraft, die Kranken beieinanderzuhalten, und so hatten sie sich selbst an allen möglichen und unmöglichen Stellen Quartiere gesucht. Sue-El hatte ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken, wie sie dort kampierten, aber andererseits war es eine Erleichterung, nicht ständig ihre Gegenwart ertragen zu müssen.
Einige schwerere Fälle lagen ohnehin noch in den Kammern, die einst von den männlichen Hilfskräften bewohnt gewesen waren. Sue-El kümmerte sich um sie, so gut sie es vermochte, aber wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war, dann mußte sie sich eingestehen, daß sie für diese Arbeit nicht geeignet war. Sie haßte den Schmutz und den Gestank, und sie ekelte sich vor den Kranken. Darum räumte sie jedesmal bereitwillig das Feld, wenn die pelzigen Helfer anrückten, und sah höchstens mal um die Ecke, um sich zu vergewissern, daß die Pelzigen noch an der Arbeit waren.
Es war ihr ein Rätsel, was die Tiere zu dieser Beschäftigung trieb. Sie vermutete einen
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