1358 - Der Vampirpakt
ließ den Studenten ein kleines Stück in die Höhe kommen, hob danach sein rechtes Bein und trat wuchtig zu.
Die Spitze des Schuhs erwischte die Stirn des Studenten. David Watkin hatte das Gefühl, als wäre sein Schädel in mehrerer Teile zerrissen worden. Er fiel nach hinten, doch das merkte er nicht mehr, denn die Bewusstlosigkeit hielt ihn bereits fest.
Mallmann bückte sich, hob den schlaffen Körper an und schleudert ihn über seine linke Schulter. Er konnte zufrieden sein, denn der Fortgang des Plans war gesichert…
***
Was ist Frust?
Dafür gibt es zahlreiche Definitionen. Jeder Mensch erlebt dieses Gefühl anders, und wir gehörten an diesem Tag zu denjenigen, die fast von ihrem eigenen Frust begraben wurden und uns im Büro vorkamen wie in einer Zelle.
Wir saßen uns gegenüber und warten auf etwas. Aber keiner von uns konnte sagen, worauf. Es war alles so verdammt schlecht gelaufen. Je mehr Zeit verging, desto stärker wurde der Frust, denn wir konnten nichts tun.
Suko nahm es gelassener hin als ich. Bei mir waren die Nervosität und der Ärger einfach zu stark. Ich musste zwischendurch aufstehen und durch das Büro gehen oder auch ins Vorzimmer hinein, wo Glenda saß und sich ebenfalls frustriert zeigte.
»Ich kann dir auch nicht helfen, John.«
»Verdammt, das weiß ich. Auch Sir James würde uns nicht weiterbringen. Es gibt nichts, wo wir den Hebel ansetzen könnten. Van Akkeren ist verschwunden. Man hat ihn zu einem Vampir gemacht, und er hat die perfekten Helfer bekommen.«
»Aber nur, weil man etwas mit ihm vorhat, John.«
Ich schaute Glenda hart an. »Natürlich. Um nichts anderes ist es gegangen. Es gehört zu dem Plan, den Justine und Mallmann ausgeheckt haben. Das ist es doch.«
»Hast du dir schon mal überlegt, John, wie dieser Plan aussehen könnte?«
»Klar, darüber habe ich nachgedacht. Aber ich bin zu keinem Ergebnis gekommen.« Meine Arme breiteten sich wie von selbst aus.
»Ich habe einfach keine Ahnung.«
Glenda nickte mir zu. »Letztendlich würde es doch um den Schwarzen Tod gehen.«
»Ja. Um den Kampf gegen ihn, den sie wohl allein durchziehen wollen. Ohne uns. Aber dafür brauchen sie van Akkeren. Sie haben ihn deshalb zum Vampir gemacht und aus der Klinik geholt.«
Glenda runzelte ihre Stirn und hob auch die Augenbrauen an. »Ich sage es nicht gern, John, aber unter Umständen könnte ja Justine Cavallo so etwas wie eine Hoffnung sein.«
Daran wollte ich nicht glauben und winkte deshalb ab. »Sie hat uns schmählich im Stich gelassen, das weißt du selbst.«
»Es kann Taktik gewesen sein.«
»He, was höre ich aus deinem Mund? Stellst du dich auf die Seite der blonden Bestie?«
»Nein, das sicherlich nicht. Ich dachte nur an die Vergangenheit. Da hat sie dir und auch Jane das Leben gerettet. Du bist ja nicht dabei gewesen, als Jane aus dem Sumpf gezogen wurde. Dass Lady Sarahs angebliche Tochter nicht getötet wurde, haben wir ihr zu verdanken.«
»Das weiß ich auch.«
»Und deshalb glaube ich, dass Justine irgendwie auf unserer Seite steht. Sie schafft es nur nicht, dies auch zu zeigen. Kann sein, dass sie nicht die Möglichkeiten dazu hat.«
Ich schaute Glenda schräg von der Seite her an. »Eine wirklich tolle Theorie, das muss ich schon sagen.«
»Ist sie denn so unwahrscheinlich? Ich glaube nicht. In der letzten Zeit ist einiges passiert, was wir uns vor Jahren nicht mal haben vorstellen können.«
Wenn man es so sah, dann hatte sie Recht. Aber mich interessierte nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart und natürlich auch die nahe Zukunft. Nur konnte ich nicht in sie hineinschauen.
»Möchtest du noch einen Kaffee, John?«
Ich schaute auf die Uhr. »Nein, nicht vor dem Mittagessen.« Ich deutete auf meinen Bauch. »Der ganze Frust und Ärger hat bei mir für ein Hungergefühl gesorgt.«
»Dann können wir zum Essen gehen. Wir waren lange nicht mehr zusammen bei unserem Italiener an der Ecke.«
»Klar. Ich werde Suko fragen.«
Als ich das Büro betrat, sah ich ihn noch immer in der gleichen Haltung an seinem Schreibtisch sitzen.
»Hast du uns gehört?«
»Ihr habt laut genug gesprochen.«
»Gehst du mit zum Essen?«
»Nein, heute nicht. Ich halte hier Stallwache. Könnte ja sein, dass jemand anruft.«
»Oder auch Jane.«
»Gut. Sollte das eintreten, dann ruf mich über Handy an. Wir sind nur eben…«
»Keine Sorge, ich weiß, wo ihr seid.«
Wieder im Vorzimmer sah ich Glenda Perkins in einer ungewöhnlichen Pose neben ihrem
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