1359 - Das Versprechen des Schwarzen Tods
So erkannten wir ihn auf den ersten Blick. Es war Vincent van Akkeren, der die Gruppe der Vampire anführte, die allesamt großen Blutdurst hatten…
***
Es hatte so kommen müssen. Die Blutsauger hatten irgendwo gelauert und das Haus nicht aus den Augen gelassen. Möglicherweise war es für sie auch so etwas wie ein Schutz, zu dem sie sehr schnell hinlaufen konnten, wenn es die Lage erforderte.
Saladin und van Akkeren waren mal ein Team gewesen. Daran würde sich der Vampir nicht mehr erinnern. Ihm kam es darauf an, dass seine Freunde endlich ihr Blut bekamen, um stärker zu werden.
Auch wenn sie sich das Blut einer Person mit anderen Artgenossen teilen mussten.
Vom Prinzip her konnten wir uns nicht beschweren. Wir besaßen hier oben am Fenster den perfekten Logenplatz. Wir würden den Kampf mitbekommen, denn wir gingen keinesfalls davon aus, dass sich der Hypnotiseur kampflos ergeben würde.
Wäre es heller gewesen, hätten wir den perfekten Zielplatz besessen. Wir hätten die albtraumhaften Gestalten mit gezielt geschossenen Silberkugeln vernichten können, wobei sich die Frage stellte, ob Justine das zugelassen hätte.
Ich glaubte eher nicht daran. Deshalb mussten wir uns etwas anders einfallen lassen, und daran hatte auch Suko gedacht, der vom Fenster wegtrat und auf mich zukam.
»Hier oben sind wir falsch, John.«
»Das denke ich auch.«
»Also dann.«
Ich warf noch einen letzten Blick nach unten, um mir die Positionen der Gestalten einzuprägen, als mir Justine Cavallo in den Weg trat und die Arme ausbreitete.
»Was hast du vor, Partner?«
»Ich bin unten besser aufgehoben.«
Justine lächelte mich an. Dabei zog sie ihr Oberlippe zurück und präsentierte ihre Blutzähne. »Denk daran, wer sie sind. Keine Menschen, sondern meine Artgenossen. Ich werde es nicht zulassen, dass sie von euch abgeknallt werden wie Hasen.«
»Davon habe ich auch nicht gesprochen.«
»Aber ich kenne dich gut genug.«
»Sag jetzt nur nicht Partner«, flüsterte ich und schob die blonde Bestie zur Seite, damit ich freie Bahn hatte.
Suko erwartete mich an der Tür. »Das hast du gut gemacht«, lobte er mich.
»Kann sein. Aber auch sie hat ihre Grenzen, die ich nicht ohne Not überschreiten möchte.«
»Brauchst du auch nicht, Alter.«
Das Haus war für uns kein Schutz mehr. Es wäre sowieso keiner gewesen. Wenn der Schwarze Tod im Hintergrund lauerte, besaß er die Fähigkeit, die Gesetze auf den Kopf zu stellen…
***
Saladin war äußerlich ruhig, doch in seinem Kopf drehten sich die Gedanken. Er war ein Mensch, zwar einer mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, aber immerhin ein Mensch. Wenn er ehrlich sich selbst gegenüber war, dann musste er sich zu Sinclair und dessen Kollegen Suko mehr hingezogen fühlen als zu van Akkeren.
Das war die eine Seite. Es gab auch noch eine andere in ihm. Er wollte alles bis zum letzten Rest ausloten. Dazu gehörte auch die Beschäftigung mit Vorgängen, die nicht in den normalen Rahmen hineinpassten. So hatte er sehr schnell akzeptiert, dass auch die andere Seite zum Leben dazugehörte, wenn auch die meisten Menschen davon weder etwas wussten oder auch nur ahnten.
Er wollte den Weg gehen. Er hatte sich mit den Menschen beschäftigt. Er war dazu in der Lage, sie dank seiner ungewöhnlichen Kräfte unter seine Kontrolle zu bekommen, was ihm jedoch nicht genug war. Er wollte weiter forschen, tiefer hineingehen und sie dabei wie Marionetten an seinen Fäden laufen lassen.
Und jetzt hatte er es mit Vampiren zu tun, auch wenn diese so aussahen wie Menschen.
Sein Leben hatte plötzlich einen ganz neuen Reiz erhalten. Er dachte einen Schritt weiter und ging davon aus, dass er es schaffen konnte, sogar Vampire unter seine Kontrolle zu bekommen.
Bei Justine Cavallo war dieser Versuch gescheitert, doch Niederlagen gehörten dazu. Das wusste er aus früheren Zeiten, als er noch an einem Institut angestellt gewesen war und seine großen Vorschläge nicht immer auf fruchtbaren Boden gefallen waren.
Egal. Er war jetzt ein Einzelkämpfer, der das Ziel nicht aus den Augen verloren hatte.
Auch spürte er in seinem Inneren, dass er nicht allein war. In dieser Welt gab es eine Kraft, die er nicht sah, die er aber kannte, denn wenn er an sie dachte, dann baute sich das Bild vom Schwarzen Tod bei ihm auf. Und ihm, so hoffte er, bald begegnen zu können, denn er war der Herrscher und der Macher.
Ob er sich noch auf die Insel befand oder nicht, das spielte weiterhin keine Rolle. Nach dem
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