1359 - Das Versprechen des Schwarzen Tods
Schwarzen Tods sein. Das Ungeheuer mit der Sense ist ein Vampirhasser.«
Die blonde Bestie hielt sich mit einer Antwort zurück. Sie empfand es wohl als besser, wenn sie zunächst nichts sagte. Es war vorstellbar, dass sie sehr genau über das Gesagte nachdachte, doch ihre Schlussfolgerung fiel spärlich aus.
»Wir werden sehen.«
Ich hatte auch nichts mehr zu sagen und nahm wieder meinen Beobachtungsplatz am Fenster ein. Nicht dass sich die Welt draußen besonders erhellt hätte, meine Sicht war trotzdem eine andere. Ich sah jetzt besser, was draußen ablief. Die Grautöne überwogen und nicht die in Schwarz. So konnte ich auch Unterschiede feststellen, ohne mich groß anstrengen zu müssen. Saladin hatte sich mit dem Verlassen des Hauses Zeit gelassen. Ich hörte von unten her ein Geräusch, beugte mich weiter aus dem Fenster und senkte den Kopf.
Saladin trat durch die Tür. Er brauchte nur einen Schritt zu gehen, um in meinen Sichtbereich zu gelangen. Er ahnte wohl, dass man ihm nachschauen würde. Deshalb blieb er auch stehen und hob den Kopf an, damit er mich sah.
»Schlechtes Gewissen, Sinclair?«, höhnte er.
»Nein. Weshalb sollte ich das haben?«
»Meinetwegen. Es könnte sein, dass sich vieles ändern wird. Ich spüre, dass man mich nicht im Stich lassen wird. Und der neue Verbündete ist kein van Akkeren.«
»Rechnest du mit dem Schwarzen Tod?«
»Mit wem sonst?«
»Dann sage ich dir, dass auch er unberechenbar ist.«
»Die Zukunft wird es bringen, Geisterjäger«, erwiderte er und ging in die Dunkelheit hinein…
***
Mein Gefühl war schlecht, aber nicht unbedingt wegen Saladin, sondern wegen der Folgen. Er hatte mir seine Antwort nicht grundlos gegeben. Wer so sprach, der war sich seiner Sache sicher.
In der grauen Umgebung malte sich seine Gestalt recht deutlich ab. Von der Tür her hatte er sich nach rechts gedreht und schlingerte in dieses seltsame Zwielicht hinein. Ob er wusste, dass wir uns nicht mehr direkt auf die Insel befanden, war unbekannt, aber er schien sich gut zu fühlen. Ganz im Gegensatz zu uns.
Suko tippte mich an. »Womit rechnest du?«, fragte er.
Ich gab ihm die Antwort, ohne mich umzudrehen. »Ich kann dir nicht sagen, womit ich rechne, doch ein Spaß wird es nicht sein. Davon gehe ich mal aus.«
»Dann hat er fünf Vampire da draußen gegen sich.«
»Nicht ganz, Suko. Mit van Akkeren sind es sechs.«
Justine Cavallo hatte uns zugehört. »Ja, einige meiner Freunde warten wirklich darauf, an das Blut eines Menschen zu gelangen. Es wäre ihr erster Biss. Sie brauchen es, um zu erstarken.«
»Aber ihr hättet sie ohne diese neue Kraft gegen den Schwarzen Tod in den Kampf geschickt.«
»Natürlich.« Justine kicherte. »Sie waren es immer gewohnt, zu einer bestimmten Gruppe zu gehören. Ob sie sich für Baphomet nun voll einsetzen oder für ihren neuen Herrn und Meister. Eine gewisse Gefahr bestand für sie immer.«
Ich drehte mich halb um und konnte die blonde Bestie so anschauen. »Dann heißt ihr neuer Herr Dracula II!«
»Er ist nun mal der Beste.«
Ob sie das ehrlich meinte, wusste ich nicht. So ganz konnte ich es nicht glauben, denn auch eine Justine Cavallo war machthungrig, auch wenn sie einen anderen Weg ging als Mallmann und sich dabei trotz ihres Zustandes mehr an den Menschen orientierte.
Eigentlich wartete ich nur auf den Tag, an dem sie und Mallmann sich als Feinde oder als Rivalen gegenüberstanden. Bis es dazu kam, mussten erst andere Gegner aus dem Weg geräumt werden, wobei der Schwarze Tod an der Spitze stand.
Sie tippte mich an. »Ich ahne deine Gedanken, Sinclair. Aber dazu wird es nicht kommen.«
»Dreh dich mal um!«
Suko hatte gesprochen. Ich schaute wieder aus dem Fenster und sah rechts von mir die Hand meines Partners, die er aus dem Fenster daneben streckte und die ebenfalls nach rechts, aber dabei auch in die Tiefe wies, sodass ich zu Boden schaute.
Von den Lichtverhältnissen her hatte sich nichts verändert. Aber das hatte Suko auch nicht gemeint. In der von ihm angezeigten Richtung stand Saladin unbeweglich.
Er schaute nach vorn.
Und dort, gar nicht mal so weit von ihm entfernt bewegten sich Gestalten auf ihn zu.
Es war ein schauriges Bild.
Fünf bildeten eine Reihe. In der grauen Dunkelheit war nicht zu erkennen, dass sie Vampire waren, da glichen sie eher Revolverhelden, die zu einem Shootout angetreten waren.
Einer aber ging vor ihnen.
Seine Gestalt hatte sich nach der Befreiung des Baphomet-Geistes nicht verändert.
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