1359 - Das Versprechen des Schwarzen Tods
Verlassen des Hauses hatte sich Saladin dazu entschlossen, den Weg nach rechts einzuschlagen. Er ging mit normalen Schritten und musste schon sehr bald stoppen, denn ihm war die Bewegung im Grau aufgefallen.
Jemand kam auf ihn zu.
Im ersten Augenblick wusste er nichts mit diesem Bild anzufangen. Es bewegten sich Schatten in der Dunkelheit. Er sah sie mehr als Figuren an, die aber näher kamen, sodass er sich auf Einzelheiten konzentrieren konnte und feststellte, dass es nicht nur diese Reihe gab, sondern auch eine Gestalt, die vor ihr herschritt.
Er benötigte kein Licht, um zu erkennen, wer es war. Bereits anhand der Bewegungen war dies festzustellen. Außerdem war die Person kleiner als die übrigen.
Van Akkeren kam!
Saladin blieb stehen. Er schüttelte den Kopf. Hätte er den Grusel-Star nicht so gut gekannt, hätte er ihn kaum mehr erkannt. Van Akkeren war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er war zusammengesunken. Er ging nicht, er schleppte sich weiter, und bei jedem Schritt bewegten sich auch seine Schultern in einem unregelmäßigen Rhythmus.
Das gefiel ihm nicht! Er hatte bisher große Stücke auf van Akkeren gehalten. Er hatte es auch akzeptiert, dass er zu einem Blutsauger geworden war, aber nicht bei diesem Aussehen, das den Begriff schlaff und eingefallen verdiente.
Er tat nichts. Er blieb stehen und ließ van Akkeren auf sich zukommen, der sich noch weiter von seiner Gruppe der bleichen blutgierigen Gestalten gelöst hatte, um mit Saladin zu reden.
In Armlänge entfernt standen sie sich gegenüber. Nach kurzem Schweigen übernahm Saladin das Wort.
»Du bist es?«
»Ja.«
»Ha…« Van Akkeren legte den Kopf zurück, der irgendwie viel zu groß für seinen schmal gewordenen Körper war, dessen Knochen auch ihre Stärke verloren zu haben schienen.
»Erinnerst du dich noch an unseren Pakt?«, fragte der Hypnotiseur. »Wie wir beide…«
»Nein, das ist vorbei.« Van Akkeren legte den Kopf schief und stierte Saladin an. »Es ist zu riechen, Saladin. Ja, es ist zu riechen, obwohl ich satt bin…«
»Was meinst du?«
»Das weißt du selbst.«
»Klar, Vincent. Ich will es von dir hören.«
Damit ließ sich van Akkeren Zeit. In seinen Augen war ein blasses Funkeln zu sehen. Er legte den Kopf schief und öffnete seinen Mund. Dabei verschob sich die lappige Haut auf seinen Wangen, aber seine neuen Zähne konnte er präsentieren. Sie ragten wie krumme, spitze Messerstücke aus dem Oberkiefer hervor.
Saladin zuckte angewidert zurück. Er hatte den endgültigen Beweis bekommen, dass diese Unperson nichts mit dem früheren van Akkeren gemeinsam hatte. Er war fast zu einem blutgierigen und giftbösen Zwerg geworden, der nicht mehr an die alten Zeiten zurückdachte und nur noch seinen Interessen nachging.
Hinter ihm standen fünf Helfer. Ihre Gesichter waren nicht so deutlich zu sehen, aber Saladin nahm jede Wette an, dass auch sie nur an sein Blut dachten.
Er gab zu, dass es für ihn nicht gut aussah. Aber das war für ihn kein Grund aufzugeben. Das hatte er noch nie getan, und letztendlich war er immer als Sieger hervorgegangen.
»Ich weiß jetzt Bescheid, Vincent. Es ist schade. Wir beide hätten noch so viel schaffen können.«
Van Akkeren kicherte. Dabei winkte er mit seinem gekrümmten Zeigefinger. »Komm her, Saladin. Komm zu uns! Ja, komm zu uns! Da bist du besser aufgehoben. Wir werden dich in unserer Mitte aufnehmen, wenn wir dein Blut genossen haben.«
Saladin schaffte ein Lachen. Es klang hart und wissend. »Das hast du dir so gedacht und vorgestellt, aber diese Zeiten sind vorbei. Ich würde mich bei euch verdammt unwohl fühlen. Ich bin ein Mensch, ein besonderer Mensch, und weil ich so bin, verfolge ich auch meine eigenen Pläne. Die lasse ich mir von keinem zerstören, auch von dir nicht, van Akkeren.«
»Schade. Wir hätten dich gebrauchen können.«
Saladin wollte nicht mehr lange diskutieren. Bisher hatte der Blutsauger das Gespräch bestimmt.
Jetzt war er an der Reihe!
Er schaute nach vorn – nur nach vorn! Van Akkeren allein war wichtig und kein anderer. Die fünf Gestalten im Hintergrund hakte er ab. Es kam allein auf den Grusel-Star an. Wenn er ihn hatte, dann würden auch die übrigen Gestalten kein Problem für ihn darstellen.
Das wusste er genau.
Er kannte sich. Er wusste genau, wie die Menschen reagierten, wenn sie seinen Blick spürten. Auch wenn es nur für einen Moment war, sie verloren sich selbst. Sie wurden innerlich zu anderen Personen und gehorchten
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