136 - Chopper ruft die Leichen-Ladies
Aber das Wenige, das bisher
bekannt geworden ist, reicht allerdings aus, um uns Sorgen zu machen ... Vor
zwölf Stunden wurde in Windhuk ein Taxifahrer festgenommen, der im dringenden
Tatverdacht steht, zwei Menschen aus dem Fenster des dritten Stocks eines
Hauses geworfen zu haben. Die Opfer waren die Verlobte des Taxifahrers und
deren Liebhaber, die zusammen im Bett von dem Mann erwischt wurden. Bei seiner
Festnahme machte der Täter, ein gewisser Hans Botumba, einen verstörten
Eindruck und behauptete von einem Geist mit Namen Chopper angesprochen und zu
der Tat angestiftet worden zu sein. Er, Botumba, könne sich nicht mehr an die
Einzelheiten des Vorgangs erinnern. Er wisse aber, dass er völlig im Bann jenes
Unsichtbaren gestanden hätte. Bis zuletzt hätte dieser übrigens noch mit ihm
gesprochen ... Dann aber, nachdem alles vorüber war, hätte Chopper sich nicht
mehr gemeldet... Er hätte auch sein Versprechen nicht eingelöst, ihn zu dem
verborgenen Schatz zu fuhren ... Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Vor
fünf Stunden sollte in Windhuk die bekannte brasilianische Schauspielerin Ada
Vandura eintreffen. Das ist auch geschehen. Aber seit der Ankunft auf dem
Flughafen ist Mrs. Vandura spurlos verschwunden. Zwei Einzelereignisse - oder
besteht zwischen ihnen ein direkter Zusammenhang? Diese Fragen müssen umgehend
und umfassend beantwortet werden.“
Larry war lange genug bei der PSA um zu
wissen, dass es X-RAY-1 am liebsten gewesen wäre, wenn er bereits die Festnahme
Hans Botumbas in Windhuk erlebt hätte.
„Ich nehme an, Sir, dass meine Flugtickets
bereits bestellt sind?“
„In der Tat, X-RAY-3. Ihre Maschine startet
in zweieinhalb Stunden vom Kennedy-Airport. Alle Informationen, die bis dahin
noch eingehen, werden Ihnen selbstverständlich noch zugänglich gemacht. Ihr
Gesprächspartner in Windhuk wird Kommissar Battensen sein. Er wird Sie auch in
die Zelle fuhren, in der Botumba sitzt. Vielleicht erfahren Sie noch einiges
mehr von ihm über Chopper. Die Polizei dort hält alles für eine Ausflucht, für
eine Erfindung, mit der er die abscheuliche Bluttat von sich weisen will. Der Name
Chopper ist so ungewöhnlich und die Art seines Auftretens so präzise
geschildert, dass ich glaube: Botumba hat mit jedem Wort die Wahrheit gesagt.
In diesem Fall, X-RAY-3, müssen Sie sich auf ein knallhartes Abenteuer gefasst
machen.“
„Wahrscheinlich betrifft es mich nicht
allein“, sagte Larry beiläufig, dem gewisse Eigenarten seines geheimnisvollen
Chefs bereits vertraut waren und der wusste dass bei einer bestimmten
Konstellation eines Falles einer ihn begleiten würde: Iwan Kunaritschew alias
X-RAY-7, das Raubein der PSA.
Larry Brent täuschte sich nicht. „Auch seine
Abreise ist kurzfristig eingerichtet, X-RAY-3“, fuhr X-RAY-1 fort. „Es bleibt
Ihnen wie ihm gerade noch Zeit, das Gepäck zusammenzustellen.“
„Da hab ich’s einfacher, Sir. Ich habe mein
Gepäck noch gar nicht ausgepackt. Ich nehme gerade alles wieder mit, auch die
schmutzigen Hemden. Die geb ich dann in Windhuk in eine Wäscherei.“
Iwan hatte - dies sollte Larry Brent
zweieinhalb Stunden später feststellen - noch mehr Probleme mit der Zeit als
er. Als sie abgehetzt und in letzter Minute auf dem Airport eintrafen, hatte
Kunaritschew nicht mal mehr Zeit, einen Kiosk oder einen Zigarettenstand
aufzusuchen. Nicht, um sich dort ein Päckchen Zigaretten zu holen. Auf eine
solche Idee wäre der Russe nie gekommen. Er bezog seinen Tabak - einen
rabenschwarzen Machorka - direkt aus Russland und drehte sich grundsätzlich
seine Stäbchen selbst. Aber zum Drehen brauchte ein Mensch logischerweise
Zigarettenpapier. Und dies war X-RAY-7 ausgegangen. Während Larry und Iwan zur
Abfertigung eilten, griff der Russe im Vorübergehen in einen Papierkorb und zog
eine zusammengerollte Zeitung hervor.
„Die Berichte darin sind der Schnee von
gestern, Brüderchen“, rief Larry seinem Freund zu. „Was willst du mit der alten
Zeitung? Das ist die New York Times vom letzten Wochenende, achtundvierzig
Seiten stark.“
„Hab ich auch schon bemerkt, Towarischtsch“,
entgegnete der Russe mit seiner tiefen Stentorstimme. „Vom Umfang her ist sie
mir gerade recht. Bis nach Afrika ist’s weit... Und Zigarettenpapier wird’s an
Bord nicht geben.
Machorka lässt sich hervorragend genießen,
eingewickelt in Zeitungspapier.
Larry verdrehte die Augen, und in Gedanken
stellte er sich seinen rothaarigen und vollbärtigen Freund schon mit
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