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136 - Chopper ruft die Leichen-Ladies

136 - Chopper ruft die Leichen-Ladies

Titel: 136 - Chopper ruft die Leichen-Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Dann
suchte sie mich auf. Ihr Gesicht war verhornt und voller Narben. Seit ihrem
Unfall war sie nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden, hatte alle
Kontakte zu Freunden und Bekannten abgebrochen und zog sich ganz aus der
Gesellschaft zurück. Nicht mal ihr Mann durfte sie mehr sehen. Sie richtete
sich in ihrem großen Haus eigens ein Refugium ein, in dem nur sie lebte und
schlief. Völlig verzweifelt kam sie eines Tages mit der Bitte zu mir, ihr zu
helfen. Eine erste Operation wurde bereits durchgeführt. Über ihren Wert lässt
sich streiten. Sie hat nicht viel gebracht. Bedauerlicherweise. Die Chancen,
ihr ein neues Gesicht zu geben, sind dennoch nicht verspielt. Aber in ihrem
speziellen Fall ist dies schwerer als bei anderen Patientinnen. Die neuen
Hautschichten werden abgestoßen, und die Hornhaut- und Faltenbildung tritt in
verstärktem Maße auf“
    „Wie heißt die Frau, Doktor?“
    „Mary Sincon.“
    „Mrs. Sincon ist genau die Richtige für das,
was ich Ihnen zeigen werde.“ Der Trakt, in dem Mary Sincon untergebracht war,
lag an einer besonders schönen Stelle des gartenarchitektonisch geschickt und
gekonnt gestalteten Parks. Der Boden war leicht angehoben und bildete einen
sanften Hügel. Der Seitentrakt lief zu diesem Hügel hin weich aus. Das untere
Apartment hatte eine Terrasse, die direkt auf dem Hügel lag. Darüber befanden
sich die Balkone der anderen Zimmer. Der Blick führte über den angepflanzten
Hügel auf einen Teich hinunter, in dem sich Fische und Enten tummelten.
Zwischen den schattenspendenden Bäumen standen Bänke, die zum Verweilen
einluden. Die Landschaft war geradezu paradiesisch und von einer Stille, wie
sie nur noch außerhalb der Betriebsamkeit und Hektik der Städte zu finden war.
Der Park lag ruhig wie auf einer Insel, und nur eine schmale Stichstraße führte
zum Gelände. Die nächste Hauptverkehrsstraße lag vier Meilen von Betschans
Reich entfernt.
    „Das Zimmer, in dem Mrs. Sincon liegt, ist
stets verdunkelt, und es gibt auch keinen Spiegel darin“, erklärte der Chirurg,
als er seine Hand schon auf die blankpolierte Messingklinke legte.
    „Das kann ich verstehen.“
    „Sie lässt sich auch ihr Essen nicht
servieren. Das Mädchen muss das Tablett auf dem Tisch abstellen und den Raum wieder
verlassen. Erst dann nimmt sie ihr Essen ein. Spaziergänge unternimmt sie nicht
bei Tageslicht. Nur spätabends, wenn alle anderen schlafen. Sie will nicht,
dass man sie sieht.“ Seine Hand lag noch immer auf der Klinke, und dann klopfte
er insgesamt dreimal an. Zweimal kurz, dann ließ er ein paar Sekunden
verstreichen, um schließlich ein drittes Mal zu klopfen. Dies war das
vereinbarte Zeichen. Dennoch wurde nicht auf Anhieb geöffnet.
    „Ja?“ fragte eine leise Stimme hinter der
Tür. „Wer ist da?“
    „Dr. Betschan, Mary. Ich bin nicht allein.
Ich habe eine Kollegin mitgebracht, die ich in Ihrem Fall um Unterstützung
gebeten habe.“
    Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Dann
wurde die Tür halb geöffnet. Dahinter lag eine kleine Wohnung im Halbdunkel.
Von der Diele aus ging’s in ein großes, luxuriös eingerichtetes Wohnzimmer, in
dem es an nichts mangelte. Kostbare Teppiche und wertvolle Gemälde waren ebenso
vertreten wie exquisite Möbel, die nicht in einem herkömmlichen Möbelgeschäft
zu kaufen waren. Vom Wohnzimmer aus führte eine Verbindungstür in ein
geräumiges Schlafzimmer. Von dort aus wiederum war das große Bad mit einer in
den Boden eingelassenen Wanne, wasserspeiende vergoldete Figuren und künstliche
Grünpflanzen, die in Nischen, auf Säulen und in Bodenmulden standen, zu
erreichen.
    „Mary Sincon - Dr.
Marina Coplin. Darf ich
vorstellen?“ Dr. Betschan machte die beiden Frauen miteinander bekannt. Marina
streckte der anderen die Hand entgegen. Mary Sincon trug ein jugendlich
beschwingtes Sommerkleid mit weitgeschnittenem Rock. Das Kleid hatte keine
Ärmel und einen tiefen Ausschnitt. Mary Sincon trug auch das Gesicht nicht
verhüllt. Vor Betschan, der sie behandelte und dessen angeblicher Kollegin
brauchte sie sich nicht zu verstecken. Das narbenübersäte und mit Hautwülsten
entstellte Gesicht ließ nicht mal mehr die einstige Schönheit dieser Frau
erahnen. Das Gesicht glich einer Fratze aus Hautfalten und einer fleischigen
Nase, deren Form mehr zu ahnen, denn zu sehen war. Schön und jugendlich war
dagegen Mary Sincons Frisur. Sie trug das Haar fast schulterlang, und es
schmiegte sich in sanften Wellen an ihren Kopf. Das

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