136 - Chopper ruft die Leichen-Ladies
wenn du Hilfe brauchst, dann gewähre ich sie dir. Was brauchst
du da draußen diesen Trottel, wenn du mich hast?“
Tony Smit japste nach Luft und machte mit
seinem Mund Bewegungen wie ein Fisch, der an Land gespült worden war.
„Ich bin immer für dich da, und du brauchst
niemand sonst. Und dem Narr da vor der Tür, hinterlassen wir ein kleines
Trinkgeld statt des Schatzes, den du mit ihm teilen wolltest, Botumba ..."
Da hielt Smit es nicht länger aus. Er gab
einen Schrei von sich, der schaurig durch den kahlen Gang hallte und rannte,
als wäre der Satan ihm auf den Fersen. Hinter ihm erscholl Choppers meckerndes
Lachen. Smits Nackenhaare sträubten sich, und kalter Schweiß brach ihm aus,
obwohl ihm plötzlich entsetzlich heiß war. In das Gelächter mischte sich ein
anderes ferneres Geräusch, dem er entgegenlief. Ein Fahrzeug war angekommen und
hielt draußen vor dem alten Backsteingebäude. Türen schlugen. Sie kamen!
Endlich ...
Zum ersten Mal in seinem Leben und seinem
mehr als zwanzigjährigen Dienst hier im Gefängnis hatte er Angst, allein in dem
großen, stillen Haus zu sein. Die Glocke wurde betätigt, und Tony Smit jagte
förmlich der schweren, zweiflügeligen Tür entgegen, hinter der die Stimmen
zweier Männer zu vernehmen waren. Smit war so konfus, dass er die
vorgeschriebene Vorsicht, sich erst über die Besucher zu informieren und die
Kontrollklappe in der Tür zu öffnen völlig außer Acht ließ Er drehte den
Schlüssel, zog den Riegel zurück und riss die Tür weit auf. Quietschend bewegte
sie sich in den rostigen Scharnieren, die mal wieder geölt werden müssten.
Draußen auf der Treppe standen Kommissar Battensen und ein großer blonder Mann
mit rauchgrauen Augen und einem sympathischen Äußeren.
„Smit!“, sagte Battensen statt einer
Begrüßung. „Er ist doch nicht - tot? Hat er sich den Schädel an der Wand
eingeschlagen? Ich sagte Ihnen doch, dass Sie mir für Botumbas Wohlergehen
verantwortlich sind.“
Die Ratlosigkeit Verwirrung und Furcht im
Blick des Afrikaners verstärkten sich noch. „Ich verstehe... Sie nicht...
Kommissar“, stammelte er. „Wieso - verantwortlich? Was haben Sie da von der
Wand gesagt, gegen die er mit seinem Schädel schlägt? Wann wollen ... sie
mir... was gesagt haben?!“ „Aber wir haben doch vor wenigen Minuten miteinander
telefoniert, Smit! Sie haben doch darum gebeten, dass ich umgehend vorbeikommen
sollte.“
Kommissar Battensen sah aus, als hätte er in
eine saure Zitrone gebissen. „Sie sind ja jetzt noch ganz verwirrt.“
„Aber aus einem anderen Grund ... er hat
einen Geist angerufen ... und der Geist, Kommissar, hat ihn erhört!“
„Sie haben den Geist gesehen, Smit?“
„Nein, aber seine Stimme vernommen. Sie klingt
- grauenhaft ...“ Besondere Ereignisse waren eingetreten. Das Telefonat, dessen
Zeuge Larry Brent in Battensens Office geworden war, hatte niemals zwischen dem
Kommissar und dem Gefängniswärter stattgefunden. Etwas oder jemand hatte es
vorgetäuscht. Chopper und Marina steckten dahinter.
„ln welcher Zelle befindet sich Botumba?“,
fragte X-RAY-3 schnell. „Nummer 48“, antwortete der Afrikaner verstört. Und
Larry hatte nie in seinem Leben vorher einen blässeren Schwarzen gesehen.
Der Amerikaner riss dem verdutzten Wärter den
Schlüssel aus der Hand, jagte den Gang entlang und verschwand hinter der
Biegung, ehe Smit begriff, dass sich die Schlüssel nicht mehr in seiner Hand
befänden.
Brent warf einen Blick durch das noch offene
Guckloch. Die Zelle war leer! Es sei denn, Hans Botumba hätte sich in einer
Ecke links oder rechts neben der Tür verborgen, so dass er sich im sogenannten
toten Winkel befand. X-RAY-3 schloss die Zellentür auf. Durch den Gang jagten
Battensen und Tony Smit heran. Außer Atem erreichten sie die weit offenstehende
Zellentür, hinter der Larry Brent längst verschwunden war. Er stand mitten in
der Zelle, hatte die Waffe in der Hand und musste mit einiger Überraschung die
Abwesenheit des in U-Haft befindlichen Doppelmörders feststellen.
„Er ... ist verschwunden!“, japste Tony Smit
nach Luft.
„Sie haben ihn entkommen lassen!“, sagte
Battensen wütend.
„Mich trifft keine Schuld.“ Tony Smit
schüttelte heftig den Kopf. „Der Geist, ... mit dem er gesprochen hat, hat ihn
mitgenommen. Geister kommen und gehen durch Wände ... sie können auch Menschen
auf diese Weise mitnehmen ...“
„Lassen Sie endlich den Unsinn von dem
Gespenstergerede, Smit! Hier ist
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