136 - Chopper ruft die Leichen-Ladies
sich
nichts“, sagte Botumba aufgebracht. „Ich kann nicht schlafen.“
„Das kommt davon, weil du ein schlechtes
Gewissen hast“, ließ Tony Smit sich von der anderen Seite her vernehmen.
„Hättest du deine Finger von den beiden gelassen, säßest du jetzt nicht hier
...“
„Ich bin unschuldig!“
„Das sagen alle hier“, fiel Smit Botumba ins
Wort.
„Ich bin’s aber wirklich! Ich bin das Opfer
einer Verkettung von unglücklichen Umständen. Ich habe es nicht getan. Man hat
mich dazu gezwungen. Ein anderer hat meine Hand geführt..."
Smit gähnte und schüttelte den Kopf. „Erzähl
das alles den Richtern. Wenn sie dir glauben, werden sie dich freisprechen. Mir
soll’s recht sein. Ich habe mich jedenfalls davon überzeugt, dass es dir
gutgeht. Dafür werde ich bezahlt Alles andere geht mich nichts an.“ Mit diesen
Worten wollte der Gefängniswärter die Klappe wieder schließen und das Licht
löschen.
„Warte!“, zischte Botumba schnell. „Geh noch
nicht.“
„Was ist denn jetzt noch?“
„Es geht mir nicht gut.“
„Dann bring ich dir noch nen Schluck Wasser
und ne Schlaftablette ...“ „Damit ist mir nicht gedient. Ich will dir einen
Vorschlag machen“, drängte es aus Botumba. „Es ist wirklich so, wie ich dir
erzähle. Ich hatte die Begegnung mit einem Geist.“
„Die Geschichte kenne ich schon.“
„Aber nicht die ganze. Er hat mir ein
Versteck verraten, in dem beiseitegeschaffte Diamanten im Wert von Millionen
liegen. Wir teilen uns die Beute, wenn du mich hier rauslässt.“
Tony Smit knurrte etwas in seinen Bart. Es
klang wie alles Quatsch und Hans Botumba begriff; dass er massiver und
überzeugender argumentieren musste.
„Hör zu, Wärter!“, zischte er erneut. „Ich
kann mir denken, dass es dir schwer fällt, mir zu glauben. Würde ich auch an
deiner Stelle. Schließlich könnte ich dich hintergehen. Ich mach dir einen
anderen Vorschlag. Ich nenn dir den Ort, und du siehst selbst dort nach.
Überzeuge dich davon, dass ich recht habe. Und wenn du alles so vorgefunden
hast, wie ich es dir geschildert habe, kehrst du zurück und schenkst mir die
Freiheit, ehe sie mich endgültig hier abholen und einlochen. Bedenke: Wir können
beide reich werden und irgendwo ein neues Leben anfangen, wo uns niemand
kennt.“
„Und was ist, wenn ich wirklich den Schatz
finde und mich entschließe, dich leer ausgehen zu lassen?“, fragte Tony Smit
lauernd.
„Das würde dir kein Glück bringen. Mein Geist
würde dich bestrafen. Ich bin der rechtmäßige Besitzer des Schatzes, und nur
ich kann damit machen, was ich will.“
Tony Smit presste sein Auge dicht an das
Guckloch und musterte den Zelleninsassen von Kopf bis Fuß. „Dann verstehe ich
eines nicht, Botumba. Wenn du auf so gutem Fuß mit deinem Geist stehst - warum
rufst du ihn jetzt nicht an? Warum wendest du dich nicht gleich an ihn? Wieso
brauchst du meine Hilfe?“ Tony Smit grinste, weil ihm so gute Fragen
eingefallen waren.
„Du hast recht!“, stieß Botumba hervor.
„Warum eigentlich nicht? Vor zwei Tagen war er es, der sich an mich gewendet
hat. Nun bin ich es. Chopper, kannst du mich hören? Du hast alles mitgekriegt.
Du hast dich seit jener Nacht nicht mehr gemeldet. Das ist unfair. Wir hatten
eine Abmachung getroffen. Ich habe mich an meinen Part gehalten. Aber du?“
Er sagte es in alle vier Ecken, als erwarte
er, dass der Unsichtbare dort irgendwo hockte und seine Worte mitbekam. Und das
Unfassbare für beide - geschah!
„Natürlich kann ich dich hören!“, meldete
sich die knarrende Gießkannenstimme. Sie kam - aus der Glühbirne, die an einem
fingerdicken Kabel und einer Fassung mitten von der Zellendecke herabhing. Hans
Botumba taumelte zurück, wurde kreidebleich, dass Chopper sich meldete - damit
hatte er nicht gerechnet.
Und auch Tony Smit führ zusammen. „Ein
Geist?!“, kam es wie ein Hauch über seine aufgeworfenen Lippen, und er
bekreuzigte sich. „Er hat wirklich mit einem Geist gesprochen!“ Smit schluckte
heftig.
„Hättest mich schon früher rufen sollen, Botumba!“,
ertönte erneut Choppers Stimme auf. Diesmal kam sie aus dem Schlüsselloch, und
Smit hatte das Gefühl, der Unsichtbare stände vor ihm. Mit einem Aufschrei wich
der Gefängniswärter zwei Schritte zurück, berührte mit seinem Rücken die kalte,
raue Flurwand und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Guckloch, wo
jetzt Choppers Stimme erneut zu hören war. „Ich halte mein Wort, versteht sich
von selbst. Und
Weitere Kostenlose Bücher