136 - Der Panther-Mann
wollte uns zuvorkommen.«
»Niemand weiß, daß ich einen Dämonenjäger nach Sukutara geholt habe«, sagte Vladek. »Jedenfalls nicht von mir.«
Ich schaute den Arzt an. »Wie ist es mit dir, Boris? Hast du mit jemandem über mich gesprochen?«
Der Doktor senkte verlegen den Blick.
»Also ja«, sagte ich seufzend. »Das hättest du nicht tun sollen. Mit wem hast du darüber gesprochen?«
»Ich muß das heute irgendwo fallengelassen haben, als man über James Blackwoods schrecklichen Tod sprach«, gestand der Arzt.
»Und es machte in Sukutara sofort die Runde«, sagte Vladek Rodensky. »Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und plötzlich wußte es auch der Killer-Leopard, der noch vor uns die Initiative ergreifen wollte. Du warst sehr unvorsichtig, Boris.«
»Das ist mir inzwischen klargeworden«, sagte der Doktor zerknirscht.
»Es läßt sich nun nicht mehr ändern«, sagte ich. »Die Bestie weiß Bescheid. Morgen hätte sie es sowieso erfahren.«
»Tut mir leid, Tony«, sagte Boris.
»Schon gut. Wir können von Glück sagen, daß du mit dem Schrecken davongekommen bist«, gab ich zurück.
Boris blutete an der Hand. Vladek Rodensky war sofort aus dem Häuschen, und das mit gutem Grund, denn wenn die Verletzung von der Bestie stammte, war zu befürchten, daß das Tier den Doktor infiziert hatte, und wenn der Keim des Bösen in die Wunde gelangt war, konnte es eine verhängnisvolle Blutvergiftung geben.
Dann war Boris Lipski verloren!
Er würde ebenfalls zur reißenden Bestie werden!
»Woher hast du das?« fragte Vladek atemlos. Er wies auf die blutende Hand.
Boris sah die Verletzung verwirrt an.
»Denk nach!« bedrängte ihn Vladek. »Hat dich das Tier gekratzt oder gebissen?«
»Nein.«
»Bist du sicher? Jetzt können wir es noch ausschneiden oder ausbrennen. Es darf nicht in die Blutbahn gelangen.«
»Was?«
»Das schwarze Gift«, sagte der Brillenfabrikant.
»Der Leopard hat mich nicht erwischt«, sagte Boris. »Er kam nicht an mich heran, der Stuhl war zwischen uns.«
»Woher hast du die Verletzung?« wollte Vladek Rodensky wissen.
»Ich muß mir die Haut am Schrankschlüssel aufgerissen haben.«
»Laß sehen«, verlangte Vladek und sah sich die Wunde genau an. »Könnte stimmen. Meine Güte, hast du mir einen Schrecken eingejagt. Ich befürchtete schon das Schlimmste.«
»Diese Bestien können den Keim des Bösen übertragen«, sagte ich, als ich Boris’ ratlosen Blick sah. »Er dringt durch die harmloseste Wunde ein, und wenn man nicht augenblicklich etwas dagegen unternimmt, ist der Verletzte verloren, obwohl ihm das anfangs noch nicht einmal bewußt wird. Aber dann greift das Gift sehr schnell um sich, und plötzlich gibt es nicht einen Killer-Leoparden, sondern zwei.«
Boris lachte blechern. »Donnerwetter, Tony, du verstehst es, einem angst zu machen.«
Ich wandte mich an Vladek. »Kümmere dich um ihn.«
»Was hast du vor?« wollte der Brillenfabrikant wissen.
»Wenn ich so viel Glück habe wie Boris, finde ich draußen vielleicht die Spur der Raubkatze. Ich habe sie angeschossen, oder, besser gesagt: Ich habe ihr einen Streifschuß verpaßt. Vielleicht verliert sie den einen oder anderen Tropfen Blut, der es mir ermöglicht, ihrer Fährte zu folgen und sie zu stellen.«
»Wir kommen mit«, sagte Boris.
»Ein Schock pro Tag reicht«, sagte ich kopfschüttelnd. »Gönn dir lieber eine Pause.«
»Du kennst dich nicht aus in Sukutara, Tony«, sagte der Doktor.
»Wer sich in London zurechtfindet, kann in Sukutara damit eigentlich keine Schwierigkeiten haben«, sagte ich.
»Ich kenne hier jeden, du nicht. Die Leute tun, was ich sage. Dir hören sie nicht einmal zu.«
»Na schön«, gab ich nach. »Wenn du noch nicht genug hast, kommst du eben mit.«
Vladek verarztete ganz schnell die Wunde. Er brauchte keinen Verband anzulegen. Ein breiter Pflasterstreifen tat es auch. Danach verließen wir zu dritt dàs Haus und begaben uns dorthin, wo die Bestie nach dem Sprung aus dem Fenster gelandet war.
Ich entdeckte einen dunklen Fleck im Straßenstaub. »Der erste Blutstropfen«, stellte ich fest.
»Über jeden weiteren würden wir uns riesig freuen«, bemerkte Vladek Rodensky.
Wir schwärmten aus, suchten nach einer Spur der Raubkatze, und Boris wurde fündig. Er rief uns und zeigte uns einen feuchten Fleck neben dem Abdruck einer Leopardentatze.
»Hat sich gelohnt, nachzugeben«, sagte der Doktor grinsend.
Vladek entdeckte den nächsten Tatzenabdruck. »Wollt ihr hören, was
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