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136 - Im Schloss der Daa'muren

136 - Im Schloss der Daa'muren

Titel: 136 - Im Schloss der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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–Hügel aufragten. Manche von ihnen trugen kaputte Mauern.
    Wie die Löcherburg.
    Also wohnte dort auch jemand.
    »Da müssen wir hin.« Ann zeigte auf die sinkende Sonne.
    »Wenn wir ein Schloss finden, können wir bei den Leuten übernachten. Die packen uns ein Frühstück ein, und dann gehen wir weiter. In diese Richtung. Irgendwo da hinten liegt Beelinn!«
    »Und woher weißt du, dass das stimmt?«, fragte Jana zweifelnd. Ann zog ein Schulmeistergesicht, wie Bulldogg es immer getan hatte, wenn er ihr was Wichtiges erklären wollte.
    »Weil der Weg umgekehrt sein muss, das ist doch klar«, sagte sie. Und weil ihre neue Freundin so aussah, als hätte sie nichts verstanden, fügte Ann noch hinzu: »Als ich und Tubal mit dem Wagen aus Beelinn gekommen sind, hat die Sonne abends immer hinter uns her gescheint.«
    »Geschienen!«, verbesserte eine strenge Stimme. Die Kinder fuhren erschrocken herum. Hinter ihnen in der Fensteröffnung stand Janas Mutter Kalina, eine nicht eben magere Frau. Sie hatte die gleiche schwarze Filzmähne wie ihre Tochter und hielt die kräftigen Hände in die Seiten gestemmt.
    Mit einem Kopfnicken wies Kalina hinter sich. »Jetzt aber ganz schnell rein mit euch!«, befahl sie den Mädchen. »Ich hatte schon vor einer Ewigkeit gesagt: Tragt die Asche raus und holt mir neues Brennholz! Außerdem solltet ihr die Tofanenschalen vom Küchenboden aufsammeln und in den Stall bringen! Oder wollt ihr etwa, dass die Schafe verhungern?«
    »Nein, Mamm«, sagte Jana kleinlaut und setzte sich in Bewegung. Ann zögerte nur einen winzigen Moment. Prompt erhielt sie die Quittung dafür.
    »Und was ist mit dir, Prinzessin!? Brauchst du vielleicht eine besondere Einladung?«
    Ann senkte den Kopf. Sie war erst vier Jahre alt, doch sie begriff durchaus schon den Hohn in den Worten der fremden Frau. Trotzig presste sie das Kinn an die Brust.
    »Meine Mom ist eine Königin, und mein Dad ist ein großer Krieger! Alle verbeugen sich vor mir, wenn ich zu Hause mit Canada ausreite. Wir haben ein großes Schloss, mit Dienern und richtigen Betten und einer Schaukel! Das ist nicht so kaputt wie die Burg hier, und da gibt es auch keine Stinkschafe. Und wenn, dann füttert sie jemand anders!«
    Janas Mutter hatte den zornigen Wortschwall reglos an sich vorbei plätschern lassen. Nun beugte sie sich zu dem feingliedrigen blonden Mädchen herunter, das so ganz anders war als die urwüchsigen Karpatenmenschen – klüger und voll schlechter Manieren. Ann war für ihre unfreiwillige Pflegemutter kaum mehr als ein weiteres hungriges Maul, das es zu stopfen galt, und davon hatte Kalina bereits genug.
    »Wir haben nicht darum gebeten, dass du herkommst, das kannst du mir glauben!«, sagte sie kühl. »Und ob sich zu Hause einer vor dir verbeugt oder nicht, ist mir ziemlich egal. Hier jedenfalls bekommst du den Hintern versohlt, wenn du freche Antworten gibst. Also lass es bleiben und geh an die Arbeit!«
    »Pöh!«, machte Ann – leise, aber doch laut genug, dass Kalina es bestimmt hören würde. Das tat sie auch, und es spornte ihren Zorn an. Deshalb rief sie, als das Kind vom Sims geklettert war und davon lief, hinter ihm her: »Sag mal, Prinzessin, du bist doch schon viele lange Wochen von zu Hause fort. Hast du dich eigentlich noch nie gefragt, warum deine Königinmutter und dein Kriegervater so gar nicht nach dir suchen?«
    Mehr brauchte es nicht, um die Machtverhältnisse klar zu stellen. Ann fing bitterlich an zu weinen und verschwand in der Küche. Sie ließ eine Frau zurück, die keine Zeit zum Nachdenken hatte. Kalina setzte ihr Tagewerk fort in der Zufriedenheit, einen Sieg über die Vierjährige errungen zu haben. Den schalen Beigeschmack ignorierte sie.
    ***
    Es dämmerte schon und über den Baumwipfeln blinkte der Abendstern, als Ann und Jana ihre Arbeit beendeten. Die Mädchen hatten Küchenabfälle aufgelesen, einen ganzen Holzzuber voll, und in den Stall getragen. Das Füttern übernahm Jana. Ann holte dafür frisches Wasser.
    »Also abgemacht, ja? Heute Nacht laufen wir weg!«, sagte sie, während sie den letzten Eimer in die Tränke leerte. Auch er war aus Holz und immer nur zur Hälfte gefüllt. Mehr konnten ihre Kinderhände nicht tragen.
    »Ist gut.« Jana nickte, wenn auch zögerlich, und schob den Riegel vor das Gatter.
    Der Familie gehörten ein paar Mähnenschafe – große schwarze Zottelbiester mit roten Augen und zweifelhaftem Charakter. Sie schnappten nach allem, was ihnen zu nahe kam, selbst nach

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