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136 - Im Schloss der Daa'muren

136 - Im Schloss der Daa'muren

Titel: 136 - Im Schloss der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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weg war und ihr alles wieder einfiel – die Bateras, die Angst und die Dunkelheit.
    Boogan! Ann drehte sich um. War der schreckliche Mann da eben am Fensterloch vorbei gestapft? Hatte er ›Töten! Töten!‹
    gesagt?
    Die Vierjährige ahnte, dass sie damit gemeint gewesen war, und es machte ihr solche Bauchschmerzen. Schließlich war sie in einem Käfig eingesperrt, es war stockdunkel und man konnte sich nirgends verstecken. Aber stimmte das auch?
    »Komisch«, sagte Ann, als sie merkte, dass es gar nicht mehr stockdunkel war! Sie lief schnell zu den Gitterstäben.
    Jemand hatte dort eine Fackel festgeklemmt – und die Tür war auf!
    Rumms-Rumms-Rumms ging es draußen. Jemand kam die Treppen herunter getrampelt, und er brüllte ohne Pause:
    »Töten! Töten!«
    Ann rannte vom Käfig weg. Sie sah sich rasch um. Wo konnte man sich hier verstecken? Unter der Bank mit der Kurbel und den Ketten? Nein. Hinter dem Skelett an der Wand? Auch nicht.
    Es war nicht leicht, in einer mittelalterlichen Folterkammer ein Versteck zu finden, aber Ann hatte Glück. Da stand eine Kiste an der Wand, die aussah wie ein dicker Mann aus Eisen.
    Sie war vorne aufgeklappt und hatte lauter lange Nägel an der Innenseite. Ann kletterte hinein und zog sie so zu, wie es nur ging. Es war kalt hier drinnen, die Nägel pieksten Ann in den Rücken, und es stank. Aber sie konnte nicht mehr weg. Boogan hatte das Verlies erreicht.
    Ann sah durch den Spalt, wie die schwere Eingangstür aufging, Boogan machte sie hinter sich zu. Dann hob er seine Axt.
    »Töten! Töten!«, sagte er und stapfte zu der Zelle. Er brüllte vor Wut, als er merkte, dass Ann weg war. Die Gittertür knallte ins Schloss.
    »Wo bist du?«, brüllte der schreckliche Mann. Er hackte seine Axt in die Bank mit den Ketten. Sie zerbrach, und Ann begann zu zittern.
    »Wo?«, brüllte Boogan und schlug das Skelett von der Wand. Ann zitterte am ganzen Leib. Jedes Mal, wenn die Axt herunterkrachte, zuckte die Vierjährige zusammen. Boogan wurde immer wütender, die Axtschläge wurden immer wuchtiger.
    Und sie kamen näher.
    Ann hielt sich fest den Mund zu, damit das Schreien nicht raus konnte. Ihre Knie klapperten aneinander, und eine Träne lief ihr übers Gesicht. Dad!, dachte sie. Dad! Und als ob das ein Wunderwort wäre, wurde es plötzlich totenstill. Ann hielt den Atem an. Ihre Augen waren groß vor Angst, und sie schauten unablässig auf den Spalt im Eisen. Draußen flackerte das Licht einer Fackel. Auf einmal kamen ein paar Finger um den Rand.
    »Aaaah!«, brüllte Boogan, als er die Front des Eisenmanns aufriss, und »Aaaah!«, schrie Ann zurück. Wie ein Riese stand der schreckliche Mann vor ihrem Versteck. Sein dunkles Bartgesicht starrte auf Ann herunter; er stellte sich breit hin und schwang mit beiden Händen seine Axt hoch.
    Ann hörte nicht auf zu schreien – ihr Entsetzen war einfach zu groß. Aber sie blieb auch nicht stehen, um sich zerhacken zu lassen. Ann duckte sich und rannte zwischen Boogans Beinen hindurch. Es krachte und schepperte hinter ihr.
    Noch einmal rannte die Vierjährige kreuz und quer durch einen Raum, der kein Versteck mehr bot. Boogan schleuderte seine Axt hinter ihr her. Sie verfehlte ihr Ziel, deshalb musste er erst anhalten und die Axt aus der Wand zerren, bevor er weiter stapfen konnte.
    Und dann war es plötzlich vorbei. Der Riese hatte Ann an das Gitter der Zelle zurück getrieben, in eine Ecke, aus der sie nicht mehr herauskam.
    »Töten!«, sagte Boogan und schwang die Axt.
    Ann hatte schon die Augen zugekniffen und ihren zitternden Arm vors Gesicht gehoben. Aber da krachte es an der Eingangstür, deshalb musste sie noch einmal hinsehen.
    Und da stand er.
    Dad.
    Er sagte nichts, er lächelte nicht. Er hob einfach seine Waffe, um Ann zu beschützen. Wie ein Krieger aus Bulldoggs Geschichten. Mutig und unerschrocken. Immer da, wenn man ihn brauchte.
    Ein blendend greller Blitz schoss heran. Der Knall, der ihm folgte, erschütterte den Raum bis in die Grundfesten. Er riss Anns Gedanken in Fetzen, und Boogan gleich mit. Blut spritzte dem Kind ins Gesicht. Der große Mann brach direkt vor ihr zusammen, zuckte ein paar Mal und starb.
    Es war zu viel für Ann. Ohnmächtig sank sie dem Steinboden entgegen. Die Arme ihres Vaters fingen sie auf.
    ***
    Epilog
    Stille herrschte im Ruhesegment des EWATs – eine angenehme Stille, einzig durchbrochen vom Summen der Triebwerke und von sporadischer Unterhaltung. Commander Matthew Drax saß auf einer

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